IHAG-Kommentar: No help from Mario

IHAG-Kommentar: No help from Mario

Zürich – Die meisten Börsenindices haben seit Mitte September auf hohem Niveau gedreht und schwächten sich auch letzte Woche bis Donnerstag leicht ab. Gespannt wartete man darauf, was Mario Draghi aus dem Hut zaubern würde. Der Hase war aber mickrig und das Börsentablau färbte sich rot. Die US-Börsen konnten sich am Freitag etwas erholen. Der S&P 500 verlor über die Woche 0.8%, der Euro Stoxx 50 2.7% und der SMI 1.0%. Der DAX fiel 3.1%, wurde aber am Freitag feiertragsbedingt nicht gehandelt.

Mit den sinkenden Aktienmärkten waren sichere Bonds gefragt und die Renditen glitten ab. Der bessere Arbeitsmarktbericht am Freitag in den USA bewirkte nur einen kurzen Rebound. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken im Wochenvergleich in den USA 8 Basispunkte auf 2.45% und in Deutschland 5 Basispunkte auf 0.92%. In der Schweiz bewegten sie sich kaum.

Der USD kennt nur noch einen Weg, den nach oben. Die enttäuschenden Massnahmen der EZB und der gesundende Arbeitsmarkt in den USA sprechen eine klare Sprache. So stieg der CHF / 1 USD weiter 1.5% auf ein Jahreshöchst von 0.9675. Im Gegenzug musste für einen EUR nur noch USD 1.2520 hingeblättert werden. Damit hat sich der EUR zum USD seit anfangs Jahr um 9% abgewertet. Der schwache EUR half auch dem CHF. Der CHF / 1 EUR konnte sich von der Sicherheitslinie bei 1.205 lösen und kletterte auf 1.21.

Baisse bei Rohstoffen hält an
Bei den Rohstoffen und auch Edelmetallen hält das Überangebot und die Baisse an. Der Goldpreis sank am Freitag unter die Marke von USD 1200 pro Unze und verlor über die Woche weitere 2%, was teils auch durch den starken USD erklärt werden kann. Auch der Ölpreis sinkt und sinkt. Pro Barrel Brent mussten nur noch USD 92 bezahlt werden, USD 5 weniger als vor einer Woche.

Börsenindices in Korrekturmodus
In den Emerging Markets kam es zu markanten Einbrüchen und die Sommerhausse ist definitiv gebrochen. Hong Kong verlor aufgrund der „Regenschirm-Proteste“ seit Anfang September fast 8% und der bis vor kurzem boomende brasilianische Bovespa korrigiert ebenso massiv. Auch der bisher starke S&P 500 Index in den USA fiel kurz unter eine wichtige Support-Linie bei 1950. Der Russell 2000 Small Cap fällt schon länger, was eigentlich nicht zur brummenden US-Wirtschaft passt. Auch die zuletzt noch starken Schweizer Pharmawerte fielen auf kritische Kurslinien. Wegen den sinkenden Frühindikatoren und der sich eintrübenden Konjunktur in Europa scheint sich das Umfeld zusehends zu verschlechtern. EZB Chef Mario Draghi konnte auch kein Kaninchen aus dem Hut zaubern. Der Aufkauf von Ramschpapieren aus der Peripherie bringt die Wirtschaft in der EU nicht voran. Die meisten Börsenindices waren bereits angeschlagen und befinden sich nun in einem Korrekturmodus. Die IPO’s von Alibaba, Zalando und Rocket Internet werden zudem von vielen Marktkommentatoren als Bestätigung gesehen, dass die Börsen den Zenit überschritten haben. Vor allem. die beiden Deutschen Unternehmen, welche mit jeweils knappen EUR 6 Mrd. exorbitant bewertet sind und nach dem IPO über 10% absackten, müssen massiv in die rosig vorweggenommene Zukunft hineinwachsen.

Lichtblicke
Es gibt aber auch Lichtblicke. Dazu gehört die weitere Erholung der Wirtschaft in den USA. Der russische Präsident Putin verhält sich momentan friedlich und versprach an einer jährlichen Veranstaltung vor Wirtschaftsvertretern und Investoren ein offenes Russland. In Hongkong hat sich die Situation über das Wochenende mit dem Einlenken der Studentenbewegung etwas normalisiert. Der schwache EUR verhilft der Exportindustrie in Europa mittelfristig zu komparativen Vorteilen und könnte bald einen Wachstumsimpuls geben. Dann hätte Mario Draghi doch etwas erreicht.

Berichtesaison abwarten
Wir erwarten mit gemischten Gefühlen die nun anlaufende Berichtesaison. Die eine oder andere Enttäuschung ist mit dem sich abschwächenden Europa zu erwarten. Dagegen sind die Erwartungen bereits zurückgeschraubt worden und der generelle Ausblick dürfte in den wenigsten Fällen allzu düster sein, allenfalls vorsichtig. Viele Titel haben markant korrigiert und sind fair oder bereits wieder attraktiv bewertet, was schon bald Opportunitäten bietet. Allerdings würden wir nicht vor der Publikation der Zahlen kaufen, sondern diese abwarten. (IHAG/frp/mc/ps)

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