Bruno Wägli, CEO Weiss+Appetito-Gruppe

Bruno Wägli, CEO Weiss+Appetito-Gruppe
Bruno Wägli, ehemaliger CEO Weiss+Appetito-Gruppe. (Foto: W+A/mc)

Bruno Wägli, CEO Weiss+Appetito-Gruppe. (Foto: W+A/mc)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Wägli, sechs eigene Untermarken besitzt Weiss + Appetito. Wie halten Sie da die Zügel zusammen?

Bruno Wägli: Die sechs Sparten der Weiss+Appetito-Gruppe haben in sich weitere sich ergänzende Spezialitäten. Ein kompetentes und engagiertes Team in jeder Sparte ist Voraussetzung, dass die Koordination funktioniert. Führen heisst auch Delegieren und Verantwortung abgeben können. Eine zielgerichtete Führungshierarchie unterstützt mich weiter, den Überblick zu behalten. Unsere Sparten sind sehr eigenständig.

Die Marke Josef Muff  ist mittlerweile der grösste Rohrleitungsbauer der Schweiz. Träumen Sie als CEO manchmal von britischen Verhältnissen?  Dort sind ja die Rohre in einem miserablen Zustand.

Auch  die Schweiz weist noch genügend Handlungsbedarf in Sachen Rohrleitungserneuerungen auf. Viele Leitungen im Bereich Druckwasser und Gas haben ihre Lebenserwartung erreicht. Wir gehen nicht davon aus, dass uns in den nächsten Jahren die Arbeit ausgehen wird und legen daher unseren Fokus weiter auf unseren Heimmarkt, die Schweiz. Dort kennen wir unsere Chancen und können die Risiken besser abschätzen.

«Viele Leitungen im Bereich Druckwasser und Gas haben ihre Lebenserwartung erreicht.»
Bruno Wägli, CEO Weiss+ Appetito

Ist es schwierig, in der Schweiz Rohrnetzmonteure zu bekommen?

In der Tat gestaltet sich die Suche nach geeigneten Mitarbeitern teils schwierig, etwa Rohrnetzmonteure für den Bau zu bekommen. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren eine eigene Nachwuchsförderung aufgebaut und bilden unsere Mitarbeiter konsequent weiter.

Ihr  Bereich Telecom ist nach einem Taucher 2013 sehr gut ins Jahr 2014 gestartet.  Hält die Dynamik an?

Wie die ganze Telekombranche ist auch unser Bereich durch die Schnelllebigkeit geprägt. Eine verlässliche Jahresprognose abzugeben ist bei den vergangenen Schwankungen im Markt beinahe unmöglich. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Rentabilität des Bereichs wieder gesteigert werden kann.

Hat Ihr Markt für Sanierungen wieder angezogen?

Das Marktvolumen im Bereich Sanierungen ist weiterhin gross – die Margen sind jedoch stark unter Druck, so dass wir bei einer nachhaltigen Offerteingabe nicht jeden Auftrag erhalten. Eine unserer Kernkompetenzen ist weiterhin die Qualität – und die hat und darf auch ihren Preis haben. Der Erfolg im Sanierungsbereich bestätigt die Richtigkeit unserer Strategie. Die Eigentümer von Liegenschaften sind sich immer mehr bewusst, dass Sanierungen mittelfristig in jeder Hinsicht sehr lohnenswert sind.

Sind die zunehmend anspruchsvolleren Gesetze und Verordnungen einer der Haupttreiber für Ihre  Energie-und Bauberatungen unter der Marke Casvita?

Unser Bereich existierte schon vor der ganzen Anpassung der Gesetze zur Förderung der energetischen Nachhaltigkeit der Liegenschaften, hat jedoch durch die Anreize von Bund und Kanton an Bedeutung gewonnen. Viele Hauseigentümer sind unter der Kostenbeteiligung bereit, eine Sanierung umfassender anzugehen – oftmals fehlt jedoch das notwendige Fachwissen. Wobei unser Casvita-Team gerne weiterhilft.

«Das Marktvolumen im Bereich Sanierungen ist weiterhin gross – die Margen sind jedoch stark unter Druck, so dass wir bei einer nachhaltigen Offerteingabe nicht jeden Auftrag erhalten.»

Bei den Bodenbelägen, gebündelt unter dem Markennamen Prima-Sol, gibt es da ausser frischen Farben bei Linoleum eine neue Mode?

Trends gibt es immer und verschiedene Geschmäcker auch. So ist die Wahl des Bodenbelages oftmals nicht nur von der technischen Seite sondern auch vom ganzen Raum-und Farbkonzept abhängig. Im Bereich Decorbeläge stellen wir vom Kunden gewünschte, trendige Bodenbeläge her, übrigens auch vertikal an Wänden. Ein Beispiel trendiger Beläge sind in einigen „Interios“ zu besichtigen.

Welcher Ihrer sechs Marken hat im Moment die stärkste Umsatzdynamik?

Wenn man wollte, könnten wir dies in der Sparte Telekom erreichen. Die Risiken sind dort aber zu gross. Daher setzen wir auf weniger rentable, dafür sicherere Werte im Bereich Bau und Saugen+Blasen.

W+A bietet auch Dachbegrünungen an.  Kommt eigentlich ein begrüntes Flachdach teurer als ein  Steildach?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Sie ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Oftmals steht der Entscheid des Hauseigentümers ob Flach-oder Steildach im Zusammenhang mit der gewünschten Ausnutzung des obersten Stockwerkes im Vordergrund. Ein Flachdach ist grundsätzlich ökologischer. Wir haben aber auch schon Steildächer begrünt.

Nassaussaat per Helikopter ist eine Ihrer vielen Dienstleistungen. Gibt’s da nicht Ärger mit den Umweltschützern?

Wir versuchen unseren Auftraggebern Lösungen anzubieten. Die Topographie der Schweiz und die Zugänglichkeit führt dazu, dass eine Ansaat mit Helikopter manchmal die sinnvollste Lösung für Mensch und Natur ist. Die Umweltschützer schätzen das Resultat dieses Produktes.

In der Schweiz wird es wohl kaum zu einer Krise im Baunebengewerbe kommen, selbst wenn sich der Neubaumarkt etwas beruhigt. Wo sehen Sie im 2015 ihre EBITDA-Marge? Bei 8 Prozent?

Die Bautätigkeit wird auch aus unserer Optik hoch bleiben. Wir rechnen jedoch auch weiterhin mit geringen und eventuell sogar sinkenden Margen. Wie die EBITDA-Marge sich im 2015 entwickelt hat, dürfen Sie mich gerne anfangs 2016 fragen – dann erhalten Sie auch eine verlässliche Antwort.

Ist eine Vereinfachung der Kapitalstruktur – es gibt bei  Weiss+Appetito  ja die schweren Stimmrechtsaktien – ein Thema?

Die Struktur ist historisch bedingt. Als Traditionsunternehmen verfolgen wir auch hier bewusst eine aus der Vergangenheit bewährte Strategie. Wir überprüfen und hinterfragen solch entscheidende Thematiken regelmässig. Bis heute haben sich die alten Werte aber  immer durchgesetzt.

Wie stark will Weiss+Appetito im Ausland und da speziell im „Nordkanton“ wachsen?

Nehmen wir als Beispiel unsere Sparte Telekom. Deutschland weist durch die ständig wachsenden Ansprüche an ein Mobilnetz ein grosses Potential auf. Während wir uns langsam an die Geschwindigkeit eines LTE/4G-Netzes gewöhnen, wo W+A an deren Umsetzung arbeitet, ist das Nachfolgenetz bereits in Planung. Die unterschiedlichen Rechtsgrundlagen bergen vielfach jedoch auch grosse Risiken, welche wir bei unserer künftigen Ausrichtung auch entsprechend bewerten.

Zur Person:
Bruno Wägli, geboren am 7.1.1955 in Bern, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der gelernte Bauingenieur FM ist bereits seit 1983 bei Weiss+Appetito. Von der Pike auf bekleidete er die verschiedensten Positionen unter anderem als Spartenleiter Bausanierungen. Zum Gruppen-CEO wurde er im 2007 ernannt.

Zum Unternehmen:
Weiss + Appetito  ist eine seit 1923 im Bau- und Baudienstleistungsbereich tätige Unternehmensgruppe und spezialisiert auf Bausanierungen, Begrünungen, Böden, Bauberatung, Rohrleitungsbau, Baunebenleistungen und Telekommunikation. Weiss + Appetito  beschäftigt rund 500 Mitarbeitende. Die Mehrheit des Eigentums der Gruppe liegt bei Führungskräften und Mitarbeitenden. Die Kernkompetenzen sind die Beratung, Entwicklung und Umsetzung umfassender Lösungen. Der Totalunternehmergedanke steht hierbei  im Vordergrund.

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