IHAG-Kommentar: Notenbanken am Drücker

IHAG-Kommentar: Notenbanken am Drücker

Zürich – Wer hätte das gedacht: Nach einigen schwierigen Wochen an den Aktienmärkten kam es in der letzten Woche zu einer abrupten Kehrtwende, in der die Börsen signifikante Gewinne erzielten. Einmal mehr kam die Hilfe von den Notenbanken, dieses Mal von der BoJ, die ihr QE-Programm aufstockte. Am meisten profitierte davon natürlich der japanische Markt mit einem Wochenplus von 7.3%. In Europa gewannen der Dax und der SMI 3.8% resp. 3.6%. Der S&P500 (+2.7%) konnte sogar sein Rekordhöchst vom September wieder übertreffen.

Auch an der Währungsfront hinterliess die Aktion der BoJ ihre Spuren. Der Yen schwächte sich gegenüber dem Dollar um nahezu 4% ab und steht nun bei etwa 112.11. Der Euro wurde wieder schwächer und ist knapp unter das bisherige Oktobertief bei 1.25 gefallen. Für einen USD müssen wieder mehr als 96 Rappen (+1.1% über die Woche) bezahlt werden. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Parität erreicht ist.

Die Zinsen zogen vor allem in den USA wieder etwas an, was unter anderem auf das sehr gute BIP-Wachstum im 3. Quartal von 3.5% zurückzuführen ist.

Goldpreis über 5% tiefer
Der Goldpreis litt unter der neuerlichen USD-Stärke und verlor mehr als 5%. Im Oktober flossen nochmals über 30 Tonnen Gold aus den ETP’s ab, womit sich der Rückgang seit Jahresbeginn auf 123 Tonnen summiert. Während die Investoren abgeben, kaufen die Notenbanken Gold dazu. Der Ölpreis tendierte über die Woche seitwärts. Innerhalb der Opec scheint sich keine Kürzung der Fördermenge abzuzeichnen. Die Opec geht davon aus, dass beim gegenwärtigen Stand des Ölpreises etwa die Hälfte der Schieferölproduzenten nicht mehr profitabel arbeiten kann. Allerdings sinken die Produktionskosten dort laufend, womit eine Drosselung der Produktion nicht sicher gegeben erscheint. Wir sehen im momentanen Umfeld kaum Chancen für einen klar höheren Ölpreis.

In der letzten Woche wurden viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischt. Mitte Woche sah es noch nach neuen Tiefstständen aus, allen voran im Dax. Nun zeigte doch der S&P500 wieder eine V-förmige Erholung mit neuen Höchsts, die kaum jemand in dieser Vehemenz erwartete. In nur zwei Wochen gewann der amerikanische Markt mehr als 8%.

US-Berichtsaison stellt Anleger mehrheitlich zufrieden
Wie geht es nun an den Börsen weiter? Regional betrachtet erscheinen sicherlich die US-Indizes am besten durch fundamentale Faktoren abgestützt. Die Wirtschaft wächst relativ schnell und das Wachstum erscheint dank stetigen Jobzuwächsen selbsttragend. Die Unternehmen rapportieren in der Regel gute Zahlen und steigern die Gewinne. Bis jetzt haben zwei Drittel der S&P500-Unternehmen ihre Zahlen auf den Tisch gelegt und davon haben 70% die Erwartungen beim Gewinn übertroffen. Die durchschnittliche Umsatzsteigerung beträgt 5.7% und der EPS steht sehr hohe 20.5% höher als im Vorjahr. Von einer Rezession ist weit und breit nichts zu sehen. Auch saisonal spricht einiges für eine gute Börse. Die Monate November bis Januar bringen im Schnitt eine Performance beim S&P500 von 3.4%, etwa doppelt soviel wie sonst über drei Monate. Damit sind grundsätzlich die Chancen für weiter steigende Kurse gegeben.

Europa hinkt hinterher
In Europa sieht die Sache etwas anders aus. Die Wirtschaft kommt nicht vom Fleck, die Schulden steigen weiter und es gibt politische Risiken. Der Gewinntrend erscheint weniger klar. Vor allem Firmen, die direkt dem europäischen Konjunkturzyklus ausgesetzt sind, haben Probleme. Im nächsten Jahr dürften die Gesellschaften vom schwächeren Euro profitieren. Ein eigentlicher Wachstumstreiber für die Eurozone existiert aber nicht. Bezüglich QE kann die EZB wahrscheinlich zu wenig aggressiv agieren, um einen nachhaltigen Effekt zu bewirken. Dagegen steht Japan. Während in den USA das QE zu Ende gegangen ist, wird es in Japan nochmals ausgedehnt. Japan ist damit das einzige Land, wo die Geldpolitik noch aggressiver wird. Aufgrunddessen bleibt die dortige Börse in unseren Augen interessant.

Wir würden investiert bleiben, neue Käufe aber nur an schwachen Tagen tätigen. Interessant erscheinen uns immer noch die Aktien von Daimler. Die Stuttgarter haben bereits gute Zahlen ausgewiesen und werden im nächsten Jahr unter anderem von der neuen S-Klasse profitieren. (IHAG/wum/mc/ps)

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