EZB-Umfrage: Experten senken erneut Inflationsprognosen

EZB-Umfrage: Experten senken erneut Inflationsprognosen
(Bild: © fotomek / fotolia.com)

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Frankfurt – Trotz immer neuer Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) dämpfen mickriges Wirtschaftswachstum und fallende Ölpreise weiterhin den Preisdruck in der Eurozone. Beobachter zeigen sich unbeeindruckt vom Kampf der Notenbank gegen die niedrige Inflation. Ihre Inflationserwartungen gehen weiter zurück.

In Deutschland verharrte die Inflation im Oktober bereits den vierten Monat in Folge auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2010. So seien die Verbraucherpreise erneut um 0,8 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. In Spanien hingegen schwächte sich die Talfahrt der Verbraucherpreise ab. Das Preisniveau sank im Oktober um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit nicht mehr so stark wie in den Vormonaten. In Frankreich stieg die Jahresinflationsrate im Oktober auf 0,5 Prozent und fiel damit etwas stärker aus als erwartet. Die endgültigen Inflationsdaten für die Eurozone im Oktober werden am Freitag erwartet.

Keine Trendwende in Sicht
Die EZB geht davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten wegen der fallenden Ölpreise auf dem aktuell niedrigen Niveau verharren wird, wie die Notenbank in ihrem am Donnerstag vorgelegten Monatsbericht mitteilte. Im Laufe des kommenden Jahres sowie im Folgejahr dürfte die Inflationsrate dann nach und nach steigen.

Allerdings sind die Inflationserwartungen von Beobachtern weiter gesunken. Darauf weist eine in dem Monatsbericht veröffentlichte Umfrage unter Finanzfachleuten hin, die die Notenbank vierteljährlich durchführt. Die Verbraucherpreise dürften laut der Umfrage demnach 2014 um 0,5 Prozent steigen (bisher: 0,7 Prozent), 2015 um 1,0 (1,2) Prozent und 2016 um 1,4 (1,5) Prozent. Langfristig liegen die Erwartungen bei 1,8 (1,9 Prozent). Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp zwei Prozent an.

Daten ein «geradezu gefundenes Fressen»
Die neuen Prognosen setzen die Notenbank unter Druck, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern. Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen sieht in den Daten «ein geradezu gefundenes Fressen für die Verfechter weiter expansiver Massnahmen im EZB-Rat». Allerdings warnen einige Fachleute bereits davor, dass dem Markt der Glaube an die Fähigkeit der EZB, die Inflation zu steuern, verlorengehe.

Ausserdem senkten die von der EZB befragten Experten ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr und die kommenden Jahre. Demnach gehen die Fachleute davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum bis zum Jahr 2016 um jeweils 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte niedriger als bisher gedacht ausfallen dürfte.

Die Umfrageergebnisse hatten dem EZB-Rat bereits in der vergangenen Woche und damit vor den jüngsten geldpolitischen Beschlüssen vorgelegen. EZB-Chef Mario Draghi dürfte nach Einschätzung der Commerzbank die Daten im Hinterkopf gehabt haben, als er die Ausschüsse des Eurosystems zum Ausarbeiten der Details von weiteren Anleihekäufen durch die Notenbank beauftragte. (awp/mc/upd/ps)

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