J. Safra Sarasin Ausblick 2015: Liquidität und Zinsentwicklungen treiben Märkte

J. Safra Sarasin Ausblick 2015: Liquidität und Zinsentwicklungen treiben Märkte

Karsten Junius, Chefökonom Bank J. Safra Sarasin. (Bild: Bank J. Safra Sarasin)

Basel – Die Bank J. Safra Sarasin hat ihren «Global Snapshot – Ausblick 2015» veröffentlicht, in dem sie ihr makroökonomisches Szenario, ihre Marktstrategie sowie die Anlagepolitik und die Asset Allocation für das Jahr 2015 darlegt.

Zinswende in den USA und UK
2015 wird das starke Wachstum in den USA die Arbeitslosigkeit so weit senken, dass eine Nullzinspolitik nicht mehr notwendig sein wird. Niedrige Rohstoffpreise, ein global zurückgehendes Potenzialwachstum und die weiterhin bestehenden Überkapazitäten führen allerdings dazu, dass die Inflationsraten auch in Ländern mit robuster Konjunktur moderat bleiben. Das Fed kann daher bis Juni mit einer ersten Zinserhöhung warten und es bei 25 Basispunkterhöhungen pro Quartal belassen. Diese werden die Leitzinsen bis Ende 2016 auf 2% erhöhen.

«Auf Jahressicht werden sich Risikoanlagen dank dem Rückenwind der expansiven Geldpolitik weiterhin positiv entwickeln. Während wir bei Aktien eher auf Qualität und Blue Chips setzen, sehen wir bei Anleihen mehr Potenzial bei Unternehmen mit niedrigerer Kreditqualität. Da wir auch grössere, temporäre Korrekturen erwarten, ist es wichtig genügend Liquidität zu halten und so taktische Opportunitäten nutzen zu können.»
Philipp Bärtschi, Chief Investment Officer

In UK erwarten wir die Zinswende erst im dritten Quartal. Die Diskussion über die Beziehung von UK und der EU und ein möglicher Austritt aus der EU wird das Investitionsklima und das britische Pfund vor den Parlamentswahlen im Mai belasten.

Europäische Währungsunion bleibt fragil
Die expansive Geldpolitik, ein fallender Euro sowie die niedrigen Rohstoffpreise werden ausreichend Impulse geben, dass die gegenwärtige Konjunkturschwäche sich in einen moderaten Aufschwung umkehrt. Die Währungsunion wird aber weiter daran kranken, dass es innerhalb ihrer Mitgliedsstaaten keinen wirtschaftspolitischen Konsens bezüglich der gebotenen Anpassungsmassnahmen gibt. Strukturreformen bleiben daher genauso hinter ihren Notwendigkeiten zurück wie fiskalische Massnahmen, die die Ungleichgewichte in der Währungsunion korrigieren könnten. Die Last, die Nachfrageschwäche und Deflationsgefahren zu bekämpfen, liegt daher einmal mehr auf der EZB, auch wenn es klar ist, dass die Geldpolitik allein die Wirtschaft nicht kurieren kann. Wir erwarten, dass die EZB Staatsanleihen und Unternehmensanleihen beginnt anzukaufen. Wenn die Wirtschaftspolitik die davon ausgehenden expansiven Impulse allerdings nicht zu beherzten Strukturreformen nutzt, besteht die Gefahr, dass die EZB ihre Bilanz ähnlich wie in Japan in Zukunft nicht wieder wird reduzieren können. De facto wäre das die Einführung von Eurobonds durch die Hintertür.

Die SNB wird die Frankenuntergrenze mit Interventionen und negativen Einlagezinsen verteidigen

Die quantitative Lockerung der EZB wird den Euro schwächen und weiteren Druck auf die Frankenuntergrenze ausüben. Wir erwarten, dass die SNB die Untergrenze 2015 und 2016 nicht anpasst, aber stärkere Massnahmen zu ihrer Verteidigung ergreifen muss. Das Wachstum in der Schweiz wird ebenfalls von einer Konjunkturerholung in Euroland profitieren und 2015 bei 1,4% liegen.

«Die Finanzmärkte werden 2015 im Spannungsfeld einer Zinswende in den USA und zusätzlicher quantitativen Lockerung in Euroland stehen. Der Euro sollte dementsprechend abwerten und auch Druck auf die Untergrenze des Franken ausüben. Fallende Rohstoffpreise und ein günstiges monetäres Umfeld stabilisieren die Konjunktur in Euroland, können die Arbeitsmärkte aber nur schwach beleben. In diesem Umfeld werden politische Friktionen und Regionalisierungstendenzen deutlicher. Politische Investitionsrisiken sind daher wieder stärker zu beachten.»
Karsten Junius, Chief Economist

Das Umfeld für eine positive Aktienrendite bleibt im 2015 intakt
Überdurchschnittliches Potenzial sehen wir in Euroland und Japan. Euroland dürfte von zusätzlicher Liquidität der EZB, einem tiefen Euro und einem günstigen Ölpreis profitieren. Japan kann von einer expansiven Geldpolitik der Zentralbank profitieren aber auch von einer höhere Nachfrage nach Aktien, da die staatliche Pensionskasse die Allokation von Aktien deutlich erhöhen wird. Innerhalb der Sektoren favorisieren wir Aktien mit überdurchschnittlichen Dividendenrenditen und/oder Gewinnwachstum, welche vor allem in den defensiven Sektoren wie Gesundheit oder auch bei Informationstechnologie zu finden sind.

Kreditstrategie
Die Kreditmärkte sehen sich im nächsten Jahr vor allem in den USA mit steigenden Bondrenditen konfrontiert. Der negative Einfluss sollte allerdings dank den attraktiven laufenden Erträgen (Carry) und einer moderaten Spreadeinengung mehr als kompensiert werden. Dementsprechend erwarten wir niedrige, aber positive Gesamtrenditen für 2015, wobei High Yield die Nase vorn haben dürfte. Des Weiteren bevorzugen wir nach der sehr guten Rendite der europäischen Kreditmärkte in diesem Jahr nun US- und Entwicklungsländer-Anleihen. Die Jagd nach Rendite hält derweil weiter an, doch ermahnt die gesunkene Sekundärmarktliquidität zu höherer Selektivität. So sollten Investoren zwar weiterhin in hoch-Beta Anleihen investieren, aber dabei besonders wachstumssensitive oder potentiell illiquide Papiere meiden. (Bank J. Safra Sarasin/mc/ps)

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