Germann Wiggli, CEO WIR Bank

Germann Wiggli, CEO WIR Bank

Germann Wiggli, CEO WIR Bank. (Foto: WIR Bank)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Wiggli, WIR-Geld oder CHW ist vor allem in Hochzinsphasen interessant. In den letzten Jahren stagnierte daher der Umsatz in dieser Alternativwährung. Rechnen Sie bei einer Zinswende mit einer deutlichen Renaissance von CHW?

Germann Wiggli: Ja. Bei steigenden Zinsen kann die WIR-Kreditvergabe quasi als Selbstläufer bezeichnet werden. Es wäre aber falsch, die Attraktivität des WIR-Geldes ausschliesslich auf das Zinsumfeld zu reduzieren. WIR-Teilnehmer profitieren in erster Linie auch von einem Marketingvorteil.

Die Ausleihungen im WIR-Geld gingen im letzten Jahr zurück, während sie in Franken stiegen. Boten Sie weniger WIR-Kredite an oder wurden schlicht weniger nachgefragt?

Weder noch. Die Diskrepanz ist in erster Linie damit zu begründen, dass WIR-Kredite schneller amortisiert werden als Franken-Kredite.

«Es ist ganz klar Teil unserer Wachstumsstrategie, die WIR Bank bei möglichst vielen KMU-Betrieben als Erstbank zu etablieren.»
Germann Wiggli, CEO WIR Bank

Aufgrund der Akzeptanz des WIR-Geldes wird die WIR Bank sehr stark als Drittbank von Gewerbetreibenden genutzt. Mit welchen Massnahmen wollen Sie in den nächsten Jahren für viele Kunden zur Erstbank oder mindestens zur Zweitbank werden?

Aktuell laufen sehr viele Projekte, die die Attraktivität des WIR erhöhen werden – gerade auch im Bereich von digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Es ist ganz klar Teil unserer Wachstumsstrategie, die WIR Bank bei möglichst vielen KMU-Betrieben als Erstbank zu etablieren.

Knapp 80 Prozent der Ausleihungen der WIR-Bank sind hypothekarisch. Gibt es eine Region in Ihrer schweizweiten Präsenz, wo Sie im Hypothekargeschäft mittlerweile besonders vorsichtig sind?

Natürlich sind wir in Boomregionen generell vorsichtig. Das Risiko einer Überhitzung sehen wir aber insbesondere im Luxussegment, in dem die WIR Bank bei der Finanzierung nicht aktiv ist.

Sind Sie mit den Massnahmen zufrieden, welche die Politik ergriffen hat, um eine Überhitzung des schweizerischen Immobilienmarkts zu verhindern?

Eher nein. Wir hätten uns eine einfachere Variante gewünscht – beispielsweise dahingehend, dass Finanzinstitute bei Finanzierungen eine Mindestmarge anwenden müssen. Die zu tiefen Preisangebote der Banken und Versicherungen sind nämlich Teil des Problems. Netter Nebeneffekt: Die zusätzlichen Margen würden zur Stärkung des Eigenkapitals führen. Ein weiteres negatives Beispiel für versuchte Regulierung ist für uns die Annahme der Zweitwohnungs-Initiative, die dem Immobilienmarkt in Bergregionen sehr geschadet hat.

«Unser Szenario geht von einer generellen Stabilisierung der Zinsmargen aus.»

Ihre Finanzierungsangebote, wie beispielsweise der Ökokredit für Heizungserneuerung zu einem Prozent sind unschlagbar günstig. Dennoch erreichen Sie im Zinsdifferenzgeschäft sehr gute Zahlen. Was ist das Geheimnis?

Das Thema Nachhaltigkeit ist dem WIR-Netzwerk sehr wichtig. Ein eigentliches Geheimrezept für das Zinsdifferenzgeschäft lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Wird die Zinsmarge im 2015 deutlich unter ein Prozent fallen?

Nein, unser Szenario geht von einer generellen Stabilisierung der Zinsmargen aus.

Erwarten Sie für 2015 wie 2014 einen günstigen Steuersatz für Ihre Bilanz?

Wir rechnen mit einer gleich hohen Steuerbelastung wie im Vorjahr.

Forciert werden sollen die Geschäfte der  IG Leasing AG, welche der Regiobank Solothurn AG und der WIR Bank-Genossenschaft gehören. Welche Wachstumsraten erwarten Sie da für die nächsten paar Jahre?

In den vergangenen zwölf Monaten haben wir ein sehr schönes Wachstum erzielt. Entsprechend haben wir die Messlatte hoch gelegt, kommunizieren aber keine offizielle Zahl.

Die IG Leasing ist ja auch in Liechtenstein präsent. Wäre Liechtenstein für Ihre Bank ein Thema?

Die WIR Bank ist an neun Standorten präsent, eine Expansion ist derzeit nicht vorgesehen. Bereits heute zählen wir Kunden aus Liechtenstein zu unserem Kreis. Selbstverständlich heissen wir weitere Kunden aus dem Nachbarland gerne willkommen, sofern diese hinter unserer Weissgeldstrategie stehen.

Von welcher Produktinnovation erwarten Sie nach dem diesjährigen Erfolg des Seniorenkontos 60+ für nächstes Jahr den meisten Zuspruch?

Eines der zuvor erwähnten Projekte beschäftigt sich mit der künftigen Ausgestaltung des WIR – wir werden diesen quasi neu erfinden.

Zwei von sieben Verwaltungsräten der WIR Bank sind Frauen. Damit bleiben Sie aber unter der geforderten Frauenquote von 30 Prozent…

Würde der Verwaltungsrat um eine männliche Person reduziert, lägen wir sogar bei 33 Prozent …

Zur Person:
Germann Wiggli (49) ist seit 2006 CEO der WIR Bank. Seine KV-Ausbildung absolvierte er bei einem Basler Chemiebetrieb. 1983 startete Wiggli seine Berufskarriere als Revisor bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Von einer anderen Bankengruppe, wo er ab 1989 eine Geschäftsstelle leitete, stiess Wiggli 1993 zur WIR Bank. Er hat zudem mehrere Verwaltungsratsmandate bei Energie- und Holzfirmen inne.

Zum Unternehmen:
Die WIR Bank ist eine 1934 gegründete Genossenschaft, die sich mit klassischen Bankprodukten an Firmen- und Privatkunden in der Schweiz richtet. Eine Besonderheit der WIR Bank ist jedoch die eigene Währung, über welche das Geldinstitut mit WIR (oder CHW) verfügt. Hinter dieser Währung steckt die Idee, alternative und günstige Finanzierungsmöglichkeiten insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anbieten zu können. Zum WIR-Netzwerk gehören 60‘000 Akteure, davon 45‘000 KMU in der ganzen Schweiz. Die WIR Bank zählt rund 100‘000 Kunden.

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