Sony sagt Kinostart ab – USA sehen Nordkorea hinter Hackeraffäre

Sony sagt Kinostart ab – USA sehen Nordkorea hinter Hackeraffäre

Filmplakat «The Interview». (Bild: Sony Pictures)

New York – Nach Terror-Drohungen gegen Vorführungen des umstrittenen Films «The Interview» hat das Filmstudio Sony Pictures den Kinostart der Komödie abgesagt. «Angesichts der Entscheidung einer Mehrheit unserer Kinobetreiber, den Film «The Interview» nicht zu zeigen, haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen», zitierten zahlreiche US-Medien am Mittwochabend (Ortszeit) aus einer Mitteilung des Filmstudios. US-Behörden vermuten hinter der Cyberattacke Hacker im Auftrag Nordkoreas.

Man sei von offizieller Seite in Washington zu dem Schluss gekommen, dass Nordkorea bei dem Eindringen in Rechnern von Sony Pictures «eine zentrale Rolle gespielt» habe, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsvertreter. Ermittler seien sich «zu 99 Prozent sicher», dass die Hacker im Auftrag der nordkoreanischen Regierung gearbeitet hätten, berichtete auch die «Washington Post».

Die Regierung sei sich noch nicht über eine Reaktion auf den mutmasslichen «Cyber-Terrorangriff» einig, so die «New York Times». Eine offizielle Erklärung der Behörden wurde für Donnerstag erwartet. Die Regierung wäge eine Reihe von Optionen ab, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Bernadette Meehan, der Zeitung.

Obama: «Geht ohne Angst ins Kino»
US-Präsident Barack Obama empfahl den Amerikanern, trotz aller Drohungen «ohne Angst ins Kino» zu gehen. Vorerst seien die Drohungen nicht glaubwürdig, deutete er am Abend in einem Interview von «ABC News» an.

«Wir respektieren und verstehen die Entscheidung unserer Partner und teilen natürlich auch ihr vorrangiges Interesse an der Sicherheit ihrer Angestellten und Kinobesucher», begründete Sony die Entscheidung zum Rückzug des Films aus den Kinos. Zudem habe sich Sony auch gegen jede andere Form der Veröffentlichung des Films entschieden, sei es als Video auf privaten Kabelkanälen oder auf DVD, zitierte das Magazin «Variety» eine Sony-Sprecherin.

http://youtu.be/XR8yWGp2bfk

Zuvor hatten zahlreiche grosse Kino-Ketten in Nordamerika mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen. Auch die für Donnerstag geplante New Yorker Premiere wurde nach Medienberichten abgeblasen. Wie der «Hollywood Reporter» berichtete, verzichtet das Landmark’s Sunshine Cinema darauf, den Film zu zeigen. Die Angreifer hätten in E-Mails an Reporter konkrete Drohungen mit Verweis auf den 11. September 2001 veröffentlicht. Laut «Wall Street Journal» will auch die viertgrösste US-Kinokette Carmike Cinemas den Film nicht zeigen. Sony Pictures habe den Kinos die Entscheidung, ob sie den Streifen bringen wollen, selbst überlassen – ein beispielloses Vorgehen für Hollywood, wie das «Wall Street Journal» berichtete.

Attacke nicht zwingend aus Nordkorea selber erfolgt
Die Drohungen rund um den Film stammten vermutlich von denselben Personen, die Ende November die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen hatten, berichtete das «Wall Street Journal». Unter Berufung auf Quellen bei der US-Bundespolizei FBI berichtete Foxnews, dass Nordkorea hinter diesen Cyberattacken stehe. Allerdings sei der Angriff «nicht unbedingt» aus dem Land selbst erfolgt.

Den Hackern war es in einer beispiellosen Aktion gelungen, flächendeckend auf die Datenbestände des Konzerns zuzugreifen. Tagelang war der IT-Betrieb von Sony Pictures lahmgelegt. Sony sprach von einer «schamlosen Cyberattacke».

Eine Hackergruppe namens «Guardians of Peace» hat sich zu den Angriffen bekannt und gefordert, den Film «The Interview» zu stoppen. Nordkorea bestritt, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein.

«The Interview» sollte am 25. Dezember in den USA starten. In dem Streifen bekommen zwei US-Journalisten, gespielt von Seth Rogen und James Franco, den Auftrag, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un bei einer Interview-Gelegenheit zu töten. In Deutschland sollte der Film, dessen Produktion rund 44 Millionen Dollar (etwa 35 Millionen Euro) gekostet hat, im Februar anlaufen. (awp/mc/ps)

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