Sony-Hackeraffäre: ‹Das könnte erst der Anfang sein›

Sony-Hackeraffäre: ‹Das könnte erst der Anfang sein›

Filmplakat zu «The Interview». (Bild: Sony Pictures)

New York – Der Hackerangriff gegen das Filmstudio Sony Pictures war beispiellos, doch Experten befürchten, das das erst der Anfang sein könnte. «Cyberspionage findet in einem Masse statt, das wir zuvor noch nicht gesehen haben», sagte Denise Zheng, Direktorin am Center für strategische und internationale Studien dem US-Sender CNN. Allein im vergangenen Jahr habe es einem Report der Obama-Regierung zufolge 61’000 Attacken und Sicherheitsverletzungen gegen Einrichtungen der US-Regierung gegeben.

Sony zog nach massiven Terrordrohungen die Nordkorea-Satire «The Interview» zurück. Doch das könne auch als falsches Signal gewertet werden, sagte Zheng. Es müsse eine Antwort auf die Attacke geben, ob von Seiten der Industrie oder der Regierung. Sollten die Angreifer straflos davon kommen, sei das eine schädliche Message.

«Digitale Fussabdrücke» weisen in Richtung Nordkorea
Unterdessen gehen Ermittler in den USA immer stärker von einem Angriff aus dem Ausland aus. Mit geklauten Zugangsdaten eines Systemadministrators hätten die Hacker breitflächigen Zugang zu den Daten des gesamten Unternehmens bekommen, berichtet CNN unter Verweis auf nicht namentlich genannte Regierungsvertreter. «Digitale Fussabdrücke» wiesen zudem in Richtung Nordkorea. Allerdings wollten weder das Weisse Haus noch Behörden den vermeintlichen Schuldigen öffentlich beim Namen nennen.

Clooney beklagt mangelnde Solidarität
Superstar George Clooney (53) beklagt in dem Fall eine mangelnde Solidarität in Hollywood: Eine von ihm verfasste Petition habe niemand unterschreiben wollen, sagte er dem Branchenportal «Deadline.com». Die Unterzeichner hätten zugestimmt, dass man sich nicht den Forderungen der Hacker unterwerfen und zusammenhalten werde. Nach den Veröffentlichungen von vertraulichem E-Mail-Verkehr durch die Medien habe jeder die Sorge, er könne der nächste am Pranger sein, sagte Clooney. Dass der Film nun nicht mehr in den Kinos läuft, sieht Clooney als ein Problem: «Das betrifft nicht nur Filme, das betrifft alle Angelegenheiten. Wir sind in der Verantwortung, dagegen aufzustehen.»

Selbstzensur
Offenbar setzen so manche Verantwortliche in Hollywood nach den Terrordrohungen nun bereits selbst die Schere im Kopf an. Der kanadische Comic-Zeichner Guy Delisle berichtet auf seinem Blog, dass die geplante Verfilmung seiner Comic-Erzählung «Pjöngjang» überraschend abgesagt wurde. Er selbst habe davon im Internet erfahren. Die Hauptrolle sollte Steve Carell übernehmen.

Angelegenheit von nationaler Sicherheit
Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest stufte den Angriff als «Angelegenheit von nationaler Sicherheit» der USA ein, vermied es aber, von einem Angriff auf diese zu sprechen. Es gebe Beweise, dass ein «anspruchsvoller Akteur mit bösartiger Absicht zerstörerisch» vorgegangen sei. Dass Nordkorea hinter der Attacke steckt, bestätigte er nicht. Bei der beispiellosen Cyberattacke waren im November flächendeckend die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen und etliche Daten gestohlen worden.

Coelho will «The Interview» in seinem Blog veröffentlichen
Bestseller-Autor Paulo Coelho erklärte sich bereit, die Satire gratis in seinem Blog zu veröffentlichen. In einer Twitter-Botschaft bot er Sony Pictures 100’000 Dollar für die Rechte an. «Sie bekommen 0,01 Prozent des Budgets zurück, und ich kann «Nein» zu Terror-Drohungen sagen», schrieb der 67-Jährige. Er bezweifle jedoch, dass Sony sein Angebot annehmen werde, räumte der Brasilianer ein. (awp/mc/pg)

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