IHAG-Kommentar: Turbulente Börsen vor Weihnachten

IHAG-Kommentar: Turbulente Börsen vor Weihnachten

Zürich – Der stetig sinkende Ölpreis und der Einbruch beim Rubel von 30% am Dienstag verunsicherten und belasteten die Börsen zu Beginn der vergangenen Woche. Der DAX ging am Montag 2.8% in die Knie und verlor innert weniger Tage 8% vom Top. Es drohte eine weitere Abwärtsspirale. Nachdem beim Rohöl und beim russischen Rubel eine gewisse Stabilisierung eintrat, kam es an den Aktienmärkten zu einer Erholungs-Rally.

Die FED-Chefin Janet Yellen signalisierte mit einer neuen Wortwahl am Mittwoch, dass die Zinsen weiterhin unverändert belassen werden und man bezüglich Zinserhöhungen „geduldig“ bleibe. Somit war der Weg für einen weiteren Rebound in den USA geebnet. Am Donnerstag öffneten die Börsen in Europa mit einem Sprung 1.7% über dem Schluss vom Mittwoch, nicht zuletzt auch befeuert von den Schlagzeilen der Negativzinsen der SNB.

In dieser sehr volatilen Woche gewann der S&P 500 2.9%, der Euro Stoxx 50 2.4% und der DAX 2.0%. Der SMI konnte sich nach einem Einbruch bis am Dienstag Mittag von über 3% mit einem Plus von 0.9% retten. Zu mehr reichte es nicht, weil das Schwergewicht Roche am Freitag bei zwei Phase-III Medikamenten enttäuschte und 6% einbrach. Am Vortag ging Swisscom 8% in die Knie, weil der kleine Konkurrent Orange Schweiz an ein Investment-Gefäss des erfolgreichen CEO von Iliad Frankreich weiterverkauft wurde. Befürchtungen kamen auf, dass er wie vor ein paar Jahren gegen den Marktprimus in Frankreich nun auch in der Schweiz einen Preiskampf gegen Swisscom lancieren könnte.

Mit Janet Yellen in den USA und der Schlagzeile von Negativzinsen durch die SNB gab es auch am Devisenmarkt Action. Die Schweizer Nationalbank führte mit einem Paukenschlag am Donnerstag Morgen Strafzinsen ein. Zunächst tangiert die Massnahme nur wenige Banken. Von den CHF 315 Mrd. bei der SNB parkierten Gelder sind CHF 15 Mrd. als Mindestreserven für Schweizer Banken vorgeschrieben. 20 Mal mehr als diese Vorschrift, somit CHF 300 Mrd, gilt als Freigrenze und wird noch nicht mit Negativzinsen belastet. Daher hat dieser Schritt mehr Signalwirkung und dem kleinen Sparer müssen noch keine Parkgebühren weiter verrechnet werden. Immerhin, der EURCHF sprang von 1.2009 auf fast 1.21 hoch und notierte am Donnerstag Abend aber bereits wieder bei 1.2040, Tendenz sinkend. Zudem wurde der Euro durch die Schlappe im ersten Wahlgang in Griechenland geschwächt und sank zum USD von 1.245 nach 1.225. Der USD/CHF drohte wieder unter 0.96 zu sinken. Mit dem Paukenschlag der Negativzinsen durch die SNB kletterte der Kurs aber schnell wieder auf 0.98.

Die Nachfrage nach Sicherheit verlief spiegelbildlich zu den Aktienmärkten. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA am Dienstag fast auf 2.0%, kletterten dann aber bis am Freitag wieder auf 2.18%. In Deutschland verharrten sie bei 0.6%. In der Schweiz bewegten sich die Renditen ebenfalls auf tiefem Niveau von 0.26% seitwärts, mit kurzem Einbruch am Donnerstag Morgen aufgrund der Pressemittelung von der SNB. Bei den Edelmetallen blieb es ruhig und Gold pendelte um USD 1200 die Unze. Der Ölpreis stabilisierte sich bei USD 60 pro Barrel Brent und WTI bei USD 56. Dies beruhigt vorerst, dann die Marktteilnehmer sind sich uneins, auf welchem Niveau die Bodenbildung stattfindet.

Die Wahlen in Griechenland sind ungewiss. Im ersten Wahlgang gelang der amtierenden Regierung unter Präsident Samaras nur 160 von 200 nötigen Stimmen. Dies dürfte am zweiten Wahlgang heute Montag nicht gross ändern. Am dritten und entscheidenden letzten Wahltag, dem 29. Dezember, genügen 180 Stimmen. Somit müssen noch 20 Stimmen aus der Opposition gewonnen werden, um ein Chaos zu vermeiden. Spielen die Gegner? Will der Oppositionsführer Tsipras wirklich den Austritt aus dem Euro? Oder lenkt er nach einer allfälligen Wahl dann doch wieder ein? Die Unsicherheit ist gross. Anders als vor drei Jahren ist die Ansteckungsgefahr auf andere Länder in Südeuropa diesmal jedoch geringer. Spanien beginnt sich zu erholen, in Italien bringt Renzi erste strukturelle Veränderungen im Arbeitsmarkt durch und sowohl Spanien als Italien weisen nun einen Exportüberschuss aus.

Die Handelswoche war turbulent mit enormen Ausschlägen, Sprüngen bei der Eröffnung und Kehrtwenden innerhalb von Stunden, teils bei grossen Volumen. Einen Teil beigetragen hat auch der Derivateverfall vom Freitag. Der S&P 500 machte mit einem 2.40% Sprung am Donnerstag den höchsten Tagesgewinn im laufenden Jahr. Risiken gibt es diverse und Aktien sind eher hoch bewertet, was bei Enttäuschungen zu empfindlichen Rückschlägen führen kann. Die Korrektur an den Börsen war überfällig, ist allerdings heftig und mit einem schnellen Rebound ausgefallen. Einige Marktteilnehmer sind wohl auf dem falschen Fuss erwischt worden. Allerdings geben die Zentralbanken weiterhin den Ton an, halten die Zinsen tief und an soliden Aktien führt kein Investment vorbei, sowieso nicht bei Negativzinsen.

Sichere Anlagen mit gutem Trend sind gesucht. Davon dürfte auch die Aktie von Deutsche Wohnen profitierten. Der steigende Gewinn und NAV bringt auch steigende Dividenden und Buchwert, was wiederum den Kurs stützt. Wir empfehlen daher diese Aktie als Depotbeimischung (siehe Bericht weiter vorne). Etwas zyklischer gilt in der Schweiz ABB, welche charttechnisch kurz unter CHF 20 fiel, aber nun wieder gegen CHF 22 strebt. Die Wahl des ehemaligen Finanzschefs und späteren CFO sowie dann CEO von Royal Durch Shell Peter Voser als Präsidenten des Verwaltungsrates bringt einen erfahrenen und ausgewiesenen Experten an die Spitze des Konzerns, was positiv zu werten ist. (IHAG/mc/pg)

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