Sparkonten: Gebühren fressen Zinsen auf

Sparkonten: Gebühren fressen Zinsen auf
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comparis-Studie zu Bankgebühren: Postfinance top, Credit Suisse flop. (Bild: © styleuneed – Fotolia.com)

Zürich – Wer Geld auf der Bank hat, zahlt dafür oft noch drauf: Seit Jahren sind die Zinsen auf Bankkonten tief im Keller, die Bankgebühren höher als die Erträge. Doch die Höhe der Bankspesen schwankt zwischen den Geldinstituten gewaltig. Eine Berechnung des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt: Wer vergleicht, kann allein schon bei den günstigsten Angeboten der grösseren Banken über 160 Franken pro Jahr sparen. Banken-Experte Marc Parmentier erklärt zudem, ob die neu erhobenen Negativzinsen der Nationalbank beim Privatkunden spürbar sind.

Einerseits werden Gebühren verlangt für die Kontoführung und die Maestrokarte, für Überweisungen, Zahlungseingänge und Bargeldbezüge, andererseits fallen die Zinsen seit Jahren zunehmend mickriger aus. «Unterm Strich zahlen Kunden oft mehr Gebühren, als sie Zinsen erhalten», sagt der der Banken-Experte von comparis.ch, Marc Parmentier. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Internet-Vergleichsdienstes. Berücksichtigt wurden dabei die günstigsten Privatkunden-Angebote von 13 marktrelevanten Geldinstituten.

Grosse Unterschiede
Für den Vergleich von Bankspesen und Zinsen hat comparis.ch anhand eines Beispiel-Profils berechnet, wie viel Geld ein Sparer nach Verrechnung von Zinsen und Spesen am Ende des Jahres von der Bank erhält oder wie viel er draufzahlt. Dabei wurde neben den Zinserträgen auch die Höhe der Spesen berechnet, die ein Kunde im Laufe eines Jahres für Zahlungseingänge, Überweisungen oder Bargeldbezüge im In- und Ausland bezahlt. Der Beispielkunde hat ein kleines Vermögen, nämlich durchschnittlich 10‘000 Franken auf dem Privatkonto und 20‘000 Franken auf dem Sparkonto. Er nutzt keine Kreditkarte seiner Hausbank, aber E-Banking. Zudem verzichtet er auf die Zustellung von Papierauszügen (siehe «Berechnungsgrundlagen» unten).

Der Vergleich kommt zu folgenden Ergebnissen: Die jährlichen Unterschiede sind teils enorm und können zwischen den verschiedenen Banken über 160 Franken ausmachen. Gerade mal bei 3 der 13 verglichenen Banken bleibt dem Beispielkunden nach Verrechnung von Zinsen und Spesen ein Plus. In nur einem Fall kommt er mit einer Null davon: bei der Coop Bank. Am günstigsten fährt der Beispielkunde, wenn er sich für das Postfinance Privatkonto Plus und das E-Sparkonto entscheidet. Am Ende des Jahres bekommt er 61 Franken gutgeschrieben. Am meisten drauflegen muss er bei der Credit Suisse, nämlich 101.25 Franken.

Es kann allerdings noch teurer werden. Marc Parmentier erklärt: «Es gibt bei einigen Banken selbst für ein schlichtes Privatkonto eine verwirrend grosse Auswahl an Produkten. Diese Produkte sind manchmal wesentlich teurer als die im Vergleich berücksichtigten günstigsten Angebote – und liegen teils 50 Franken darüber. Darum lohnt es sich für Kunden zu vergleichen.»

Experte rät: «Auf Gebühren achten»
Banken-Experte Parmentier betont: «Konsumenten tun sich selbst einen Gefallen, wenn sie bei der Wahl des Kontos nicht nur auf die Zinsen, sondern vor allem auf die Gebühren achten.» Der Vergleich zeigt zum Beispiel, dass Credit Suisse die Kunden mit ihrem Produkt Bonviva Silver mit den höchsten Zinsen ködert, dafür aber auch die höchsten Gebühren kassiert. In Zahlen ausgedrückt heisst das: Der Beispielkunde erhält zwar mit 105 Franken so viel Zinsen gutgeschrieben wie bei keiner anderen Bank. Gleichzeitig zahlt er jedoch 206.25 Franken Gebühren. Unterm Strich entstehen ihm damit bis zum Jahresende Mehrkosten von 101.25 Franken.

Per 22. Januar 2015 führte die Nationalbank Negativzinsen sein. Viele Kontobesitzer fragen sich nun besorgt, was das für sie bedeutet. «Die Negativzinsen betreffen die Privatkunden nicht direkt, denn es geht dabei um Zinsen, welche die Banken der Nationalbank dafür zahlen müssen, dass sie dort Geld deponieren. Sehr unwahrscheinlich ist, dass Banken den Kunden Negativzinsen verrechnen werden. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass sie sich die Mehrkosten über höhere Gebühren bei den Kunden hereinholen.»

Obwohl die Gebühren bei vielen Banken höher sind als die Zinsen, gibt Parmentier zu bedenken: «Das Sparkonto hat den Vorteil einer sicheren Anlage. Es gibt zwar Anlagemöglichkeiten mit mehr Rendite, allerdings auch mit einem deutlich höheren Risiko.» (comparis.ch/mc/ps)

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Quelle: Berechnungen comparis.ch, Stand: 12. Januar 2015

Berechnungsgrundlagen
comparis.ch geht davon aus, dass der Profilkunde durchschnittlich 10‘000 Franken auf seinem Privatkonto und 20‘000 Franken auf seinem Sparkonto hat. Es wurde berechnet, welche Zinsen und welche Gebühren beim jeweils günstigsten Angebot pro Bank und Jahr anfallen. Der Profilkunde nutzt: 1 Debitkarte (wie Maestro), jährlich je 15 Bargeldbezüge an bankeigenen und bankfremden Bancomaten, 3 Euro-Bargeldbezüge an bankeigenen Bancomaten, 5 Bargeldbezüge im Ausland. Er tätigt Überweisungen in die Schweiz, darunter 2 monatlich ausgeführte Daueraufträge. Pro Jahr überweist der Profilkunde zweimal Geld ins Ausland, jeweils als SEPA-Überweisung. Nicht berücksichtigt wurden Zinsbonus für Kontozuwächse und Vergünstigungen durch Bonusprogramme. Der Profil-Kunde nutzt E-Banking und verzichtet auf die Zustellung von Papierauszügen.

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