US-Wirtschaft schaltet einen Gang runter

US-Wirtschaft schaltet einen Gang runter

Washington – Das Wachstumstempo der amerikanischen Wirtschaft hat zum Jahresende nachgelassen. Nach Zahlen der US-Regierung vom Freitag stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Oktober bis Dezember um annualisiert 2,6 Prozent. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaft noch um 5,0 Prozent, im zweiten Vierteljahr um 4,6 Prozent zugelegt. Die Werte sind auf das Jahr hochgerechnet und geben an, wie stark das Wachstum ausfiele, wenn dieses Tempo ein Jahr lang gehalten würde.

Die Markterwartungen wurden verfehlt: Bankvolkswirte hatten im Schnitt eine Rate von 3,0 Prozent erwartet. Im internationalen Vergleich ist das aktuelle Wachstumstempo dennoch robust: Ohne Hochrechnung auf eine Jahr, so wie es etwa in Europa üblich ist, liegt das Wirtschaftswachstum bei 0,6 Prozent. Das ist etwas mehr als der Zuwachs im ebenfalls gut wachsenden Grossbritannien. Der Euroraum dürfte dagegen deutlich schwächer gewachsen sein. Ob Japan aus der Rezession findet, ist fraglich.

Privater Konsum wächst stark
Der mit Abstand stärkste Wachstumsbeitrag kam abermals vom privaten Konsum, der um 4,3 Prozent zulegte. Das ist der stärkste Anstieg seit acht Jahren. Die Investitionen, die Bauausgaben und der Lageraufbau der Unternehmen trugen ebenfalls zum Gesamtwachstum bei. Der Aussenhandel belastete dagegen das Ergebnis, weil die Importe deutlich stärker stiegen als die Exporte.

«Die Abschwächung ist nichts, über was man sich Sorgen machen müsste», kommentierte Paul Ashworth, US-Chefökonom vom Analysehaus Capital Economics. Er verwies vor allem auf die Belastung durch den Aussenhandel, die in ihrem Ausmass überrascht habe. Zudem seien die Militärausgaben deutlich verringert worden, nachdem sie im dritten Quartal stark gestiegen seien. Auch das habe das Wachstum gedämpft.

Schwacher Preisauftrieb
Der Preisauftrieb bleibt unterdessen schwach. Die Kernrate des Preisindex PCE, der sich nach den Konsumausgaben bemisst, fiel im vierten Quartal von 1,4 auf 1,1 Prozent. Mit entscheidend ist der Verfall der Preise für Rohöl und andere Rohstoffe. Allerdings ist auch der Preisauftrieb im Inland nicht sonderlich stark: Der Arbeitskostenindex stieg im vierten Quartal um moderate 0,6 Prozent. Das spricht nicht dafür, dass das Lohn- und Gehaltswachstum spürbar angezogen hat.

Unter dem Strich dürften die neuen Zahlen wenig an der Erwartung ändern, dass die Notenbank Fed im Laufe des Jahres mit Zinsanhebungen beginnt. So wuchs die weltgrösste Volkswirtschaft im Gesamtjahr 2014 um 2,4 Prozent – so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Ob die Fed wie schon einmal im Herbst 2013 von einer ersten Straffung ihrer Geldpolitik zurückschreckt, hängt laut Experten von mehreren Faktoren ab: Sollte sich die Inflation weiter abschwächen, der Dollar weiter aufwerten oder sich das aussenwirtschaftliche Umfeld weiter eintrüben, könnte die Fed mit der Zinswende zögern. Danach sieht es bisher aber nicht aus.

Michigan-Konsumklima steigt auf höchsten Wert seit elf Jahren
Die Zuversicht der US-Verbraucher zeigt sich auch in dem von der Universität Michigan erhobenen Konsumklima. Es stieg im Januar um 4,5 auf 98,1 Punkte, wie die Universität am Freitag in einer zweiten Schätzung mitteilte. Das ist zwar etwas weniger, als in einer ersten Schätzung ermittelt worden war. Dennoch liegt das Stimmungsbarometer so hoch wie seit Anfang 2004 nicht mehr.

Chicago-Einkaufsmanagerindex steigt überraschend
In den USA hat sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago im Januar überraschend aufgehellt. Der Indikator sei um 0,6 Punkte auf 59,4 Punkte gestiegen, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung mit. Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang auf 57,5 Punkte gerechnet. Der Wert aus dem Vormonat wurde zudem auf 58,8 Punkte (zuvor 58,3) revidiert. Der Frühindikator liegt damit weiter deutlich über der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisiert damit weiter eine wirtschaftliche Belebung. (awp/mc/pg)

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