Bund verzichtet im Moment auf BIP-Prognose

Bund verzichtet im Moment auf BIP-Prognose

Bern – Die Expertengruppe des Bundes verzichtet zurzeit auf eine Zwischenaktualisierung der Prognosen vor der nächsten regulären Pressemitteilung am 19. März 2015. Die Expertengruppe anerkennt jedoch, dass mit der Aufhebung des Mindestkurses am 15. Januar durch die Nationalbank und der anschliessenden markanten Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro und anderen Währungen eine zentrale Prognoseannahme – weitgehend unveränderte Wechselkurssituation – nicht mehr gültig ist.

Die letzten offiziellen Prognosen, die am 18. Dezember 2014 veröffentlicht wurden und welche von einem BIP-Wachstum von 2,1% für 2015 und 2,4% für 2016 sowie leichtem Rückgang der Arbeitslosigkeit ausgingen, sind somit überholt. Bei einer andauernden starken Höherbewertung des Frankens ist mit einer schlechteren Wirtschaftsentwicklung als in der bisherigen Prognose angenommen zu rechnen.

Die in der Schweiz produzierenden Unternehmen erleiden durch eine starke Aufwertung einen Verlust an preislicher Konkurrenzfähigkeit gegenüber Konkurrenten aus anderen Währungsräumen. Zudem hat sich die Unsicherheit für die Unternehmen erhöht. Die Untergrenze stellte für die Schweizer Firmen einen wichtigen Stabilitätsfaktor dar, der nun abrupt weggefallen ist. Erste Meldungen deuten darauf hin, dass zahlreiche Firmen die verlorene Planungssicherheit als gravierenden Rückschlag für Investitions- und Produktionspläne erachten. Dies umso mehr, als sich die Unsicherheitsfaktoren in den letzten zwölf Monaten ohnehin bereits vermehrt haben (Stichworte Zuwanderungsregime, bilaterale Abkommen und Steuerpolitik).

Ausmass des SNB-Entscheids auf Konjunktur schwierig abzuschätzen
Das Ausmass einer möglichen Konjunkturabkühlung ist derzeit aber noch schwierig abzuschätzen, wie das Seco in einer Mitteilung schreibt. Wie stark sich die Aufwertung des Schweizer Frankens auf BIP-Wachstum und Arbeitsmarkt auswirken wird, hängt erstens von Ausmass und Dauer der Aufwertung ab, zweitens vom Zusammenspiel mit anderen Faktoren. So könnte eine Phase erhöhter Unsicherheit die negativen Effekte noch vergrössern. Umgekehrt könnte eine wachsende Weltwirtschaft, namentlich eine Fortsetzung der Konjunkturerholung in Europa, die schweizerische Exportkonjunktur stützen und die Wechselkurseffekte mildern. Daraus folgt, dass für eine umfassende Konjunkturbeurteilung oder Prognose die Wechselkurssituation nicht isoliert betrachtet werden sollte, sondern in der Gesamtschau mit anderen Faktoren.

Vorübergehende Wachstumsdelle oder markanter Aufwertungsschock?
Momentan ist es noch unsicher, wo sich die Wechselkursentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten einpendeln wird. Die Schweizer Wirtschaft hat sich mit einem Eurokurs von 1.20 CHF/EUR im internationalen Vergleich gut geschlagen. Würde sich der Eurokurs wieder in Richtung dieses Kurses bewegen oder etwas darunter zu liegen kommen, könnten die Bremseffekte auf das Wachstum relativ eng begrenzt bleiben.

Würde hingegen der Franken gegenüber dem Euro für längere Zeit unter die Parität von 1 CHF/EUR fallen und auch gegenüber anderen Währungen wie dem US-Dollar auf dem aktuell hohen Niveau verharren, wäre dies ein markanter Aufwertungsschock. Eine derart starke und breite Frankenaufwertung würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu sinkenden Exporten führen und anschliessend auch die Binnenwirtschaft schwächen und die Arbeitslosigkeit erhöhen. Als Folge davon wäre mindestens für dieses und nächstes Jahr mit einem stark abgebremsten BIP-Wachstum zu rechnen; höchstens noch knapp im positiven Bereich, auch ein Rückgang des BIP wäre unter diesem Szenario denkbar.

Die in den letzten Tagen von verschiedenen Instituten publizierten revidierten Konjunkturprognosen zeigen ein sehr uneinheitliches Bild. So liegen die Prognosen für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr in einer aussergewöhnlich grossen Spannweite von -0,5% bis knapp +1%. Diese beträchtlichen Prognoseunterschiede sind ein klares Indiz für die derzeit herrschende grosse Prognoseunsicherheit (Seco/mc/ps/pg)

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