Interview mit Felix Graf, CEO CKW

Interview mit Felix Graf, CEO CKW
CKW-CEO Felix Graf. (Foto: CKW)

Felix Graf, CEO CKW. (Foto: CKW)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Graf, im  2012 wollte CKW  auf dem Gebiet Schweissmatt in Inwil nicht nur ein Solarkraftwerk, sondern auch gleich eine Forschungsstation bauen. Glauben Sie, dass in der Schweiz nicht genug für die Energieforschung getan wird?

Felix Graf: Reichlich erforscht ist die Einspeisung von Solaranlagen ins Niederspannungsnetz. Nach unserem damaligen Kenntnisstand gab es dagegen kaum ausreichende Erkenntnisse zum Betrieb ländlicher Mittelspannungsnetze, die ursprünglich nicht für die punktuelle Einspeisung derart grosser Solaranlagen ausgelegt waren. Genau um diesen Aspekt hätte sich das damals vorgesehene, gemeinsame Forschungsprojekt der Hochschule Luzern und von CKW gedreht.

Wäre Windenergie in Ihrem Versorgungsgebiet nicht ein vielversprechendes Thema?

Was im Gebiet der CKW-Gruppe in der Zentralschweiz vielversprechend ist, haben wir 2007 in einer Potenzialanalyse der neuen Energien ausgelotet. Aus technischen, wirtschaftlichen, ökologischen und Akzeptanzgründen lässt sich nur ein Teil dieses Potenzials erschliessen: Das Entlebuch sowie das See- und Surental erwiesen sich als die geeignetsten Gebiete. In diesen Gebieten betreiben wir bereits Windkraftwerke, beziehungsweise planen solche. Im  Reusstal sind die Verhältnisse nicht günstig: es gibt zu wenig Stunden mit ausreichender Windstärke.

«In der Tat planen wir, bis ins Jahr 2050 2,4 Milliarden Franken in die neuen Energien zu investieren.»
Felix Graf, CEO CKW

CKW setzt sehr stark auf erneuerbare Energien. Ich denke aber, auch Sie werden kurz- bis mittelfristig nicht an Atomstrom- und der sogenannten Übergangsenergiequelle Gas vorbeikommen, oder?

In der Tat planen wir, bis ins Jahr 2050 2,4 Milliarden Franken in die neuen Energien zu investieren. Das sind 80 Prozent unserer geplanten Investitionen in einen neuen Produktionspark ohne Kernkraftwerke. In diesem Zeitfenster laufen unsere Verträge und Verbindlichkeiten mit inländischen und ausländischen Kernkraftwerksbetreibern aus. Danach benötigen wir neue flexible Produktionskapazitäten wie Gaskombikraftwerke, bessere Speichermöglichkeiten oder aber einen massiv erhöhten Import, um die volatilen Strommengen aus Wind- und Solarkraftwerken auszugleichen.

CKW hat letztes Geschäftsjahr vier Prozent weniger Strom abgesetzt als im vorherigen Geschäftsjahr. Das klingt kaufmännisch nicht nach einem guten Geschäft…

Im gleichen Zeitraum sank auch der gesamtschweizerische Stromverbrauch um 2,3 Prozent, was auf das wärmste Jahr seit Messbeginn zurückzuführen ist. Da auch die Energiestrategie 2050 des Bundes einen weiteren Rückgang des Stromverbrauchs vorsieht, bewegt sich die CKW-Gruppe vermehrt in anderen, neuen Geschäftsfeldern.

In Deutschland wurde die Energiewende bis heute mit hundert Milliarden Euro subventioniert. Jetzt ist dort der Strom doppelt so teuer wie auf der angeblichen Hochpreisinsel Schweiz. Was lehrt uns Schweizer das?

Dass es nie zu spät ist, um schlauer zu werden und die Leitplanken anders auszurichten. Die Subventionen sind ein zweischneidiges Schwert: ohne sie kann heute kein Kraftwerk der neuen Energien wirtschaftlich betrieben werden. Gleichzeitig führen sie aber zu Marktverzerrungen und drängen zum Beispiel Wasserkraftwerke aus dem Markt, sodass in der Folge weitere Subventionen gesprochen werden müssen.

«Die Subventionen sind ein zweischneidiges Schwert.»

Während der Gesamtenergiebedarf letztes Jahr kräftig gestiegen ist, blieb der Stromverbrauch schweizweit fast gleich. Eigentlich läuft doch alles bestens punkto Stromeffizienz, oder?

Im Gegenteil. Erneuerbarer Strom sollte mittel- bis langfristig fossile Energiequellen ersetzen, Beispiel Elektromobilität. Wir unterstützen dieses Ziel mit verschiedenen Massnahmen und bieten unseren Kunden unter anderem Ladestationen für Naturstrom an. Wenn der Stromverbrauch nahezu konstant bleibt und der Gesamtenergieverbrauch wächst, läuft die Entwicklung in die falsche Richtung.

Ist daher die Vorgabe des Bundesamts für Energie, den Energieverbrauch in knapp einem halben Jahrhundert zu halbieren, nicht einfach nur blauäugig?

Nicht unbedingt blauäugig, aber sicher extrem ehrgeizig. Für die Zielerreichung wären sehr einschneidende – auch die Konsumenten in die Pflicht nehmende –  Massnahmen notwendig, die politisch nicht einfach umsetzbar sind.  Wir Stromversorger müssen uns aber gerade bei starker Reduktion des Gesamtenergieverbrauchs  auf einen eher steigenden Stromverbrauch einstellen.

Der 15 Millionen teure Neubau der Unterstation Oberkirch und die 10 Millionen für das Unterwerk Mettlen waren notwendig, um die Stromversorgung zu optimieren. Es ist bekannt, dass die sehr unterschiedlichen Stromspitzen durch Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie die Netze vor grosse Herausforderungen stellen. Wie baut da jetzt die CKW für die Zukunft vor?

Erste Schritte, um diese Herausforderung zu meistern, gehen wir mit dem gezielten Ausbau des Stromnetzes, zeitlichen Verschiebung der Netzlast und Pilotprojekten, wie etwa jenem mit dezentralen Speichern, an.

Der Wasserzins als Abgabe an die öffentliche Hand der Standortregionen stieg heuer mal wieder ruckartig – und zwar um  zehn Prozent. Wäre es nicht an der Zeit, sich auf ein geglättetes Verfahren zu einigen?

Das Problem ist nicht die Ruckartigkeit der Zinserhöhung, sondern der Umstand, dass gleichzeitig mit der Erhöhung der Wasserzinsen die Strommarktpreise nochmals markant gefallen sind. Damit geriet die Wasserkraftproduktion in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld weiter unter Druck und ist heute in den meisten Fällen ein Verlustgeschäft. Wir wünschen uns ein flexibleres Wasserzinsmodell, das wirtschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt.

«Wir sind überzeugt, mit der Anbindung ans bestehende Strom- und Glasfasernetz und den dadurch entstehenden Synergien mit CKW Fiber Services ansprechende Wachstumsraten erreichen zu können.»

Ähnlich wie die Wasserwerke Zug wollen Sie sehr stark im Informatikgeschäft wachsen. Was tut sich diesbezüglich bei der CKW-Tochter Fiber Services?

Wir freuen uns sehr auf die Eröffnung des Luzerner Rechencenters – des grössten der Zentralschweiz – im Sommer. Parallel zu dessen Fertigstellung schreitet auch der Ausbau des Glasfasernetzes im Kanton Luzern voran.

Wird diese Tochtergesellschaft in den nächsten Jahren die grösste Wachstumsrate haben?

Für eine verlässliche Prognose gibt es zu viele Unbekannte. Fakt ist: Die CKW Fiber Services AG investiert beim neuen Rechencenter rund 20 Millionen Franken, und sie deckt damit die steigende Nachfrage nach energieeffizienter und sicherer Rechenzentrumsfläche ab. Wir sind überzeugt, mit der Anbindung ans bestehende Strom- und Glasfasernetz und den dadurch entstehenden Synergien sicherlich ansprechende Wachstumsraten erreichen zu können.

Die CKW kümmert sich auch um das Zentralschweizer Stromtankstellennetz. Wie viele Ladestationen erachten Sie als zielführend?

Das ist schwer abzuschätzen, da es auch mit der Bereitschaft der Gesellschaft und der Automobilindustrie zusammenhängt, sich auf die Elektromobilität einzulassen. Das eine bedingt das andere: ohne Ladestationen keine Elektro-Mobilisten und ohne Elektro-Mobilisten keine rentablen Ladestationen.

Zur Person: 
Der Schweizer Felix Graf (1967), doktorierte an der ETH Zürich von 1995–1998, ehe er als Berater und Projektleiter bei McKinsey eintrat (1998–2002). Danach war er als Strategiechef von Swisscom Fixnet, Triple Play Program Manager, Leiter Unterhaltungsdienste bei Swisscom (2002–2009) und Chief Operating Officer bei Teleclub (2010) tätig. Bei CKW ist er seit 2011 Geschäftsleitungsmitglied und seit 2014 Chief Executive Officer (CEO). Graf ist auch Mitglied der Konzernleitung  der Axpo Holding AG und im Vorstand der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz, von Swisselectric und des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE).

Zum Unternehmen:
Die CKW-Gruppe versorgt als führende Energiedienstleisterin der Zentralschweiz über 200’000 Endkunden in den Kantonen Luzern, Schwyz und Uri mit Strom. Sie beschäftigt rund 1‘700 Mitarbeitende und ist seit 120 Jahren in der Zentralschweiz verankert. In 15 Berufen bildet sie über 300 Lernende aus und ist damit die grösste privatwirtschaftliche Lehrlingsausbildnerin der Zentralschweiz. Die CKW-Aktien werden auf der Handelsplattform «eKMU-X» der Zürcher Kantonalbank gehandelt; Mehrheitsaktionärin ist die Axpo Holding AG. Zur Gruppe gehören die Gesellschaften Centralschweizerische Kraftwerke AG, Elektrizitätswerk Altdorf AG, Elektrizitätswerk Schwyz AG, Steiner Energie AG sowie CKW Conex AG, CKW Fiber Services AG und SicuroCentral AG mit den jeweiligen Tochtergesellschaften.

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