Stefan Hiestand, CEO AgaNola

Stefan Hiestand, CEO AgaNola

Stefan Hiestand, CEO AgaNola. (Foto: zvg)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab.com: Herr Hiestand, Staaten können sich so günstig verschulden wie noch nie, Banken bekommen das Geld praktisch ohne Zins von Nationalbanken. Was die Wirtschaft hätte ankurbeln sollen, bedeutet vor allem eine Herausforderung für Anleger. Wo lassen sich heute noch vernünftige Renditen erwirtschaften?

Stefan Hiestand: Auch in diesem sehr anspruchsvollen Umfeld kann man mit einem breit diversifizierten Portfolio als Anleger sehr wohl noch Geld verdienen. Wer rechtzeitig in Aktien investiert hat, profitiert heute von Höchstständen, kann Gewinne realisieren oder üppige Dividenden kassieren. Darüber hinaus sind wir bei AgaNola von der Zukunft von Investment-Spezialitäten überzeugt, für die wir uns einen Namen gemacht haben. Dazu zählen Spezialitätenfonds oder auch Wandelanleihen, die gerade in den letzten Jahren überdurchschnittlich performt haben.

«Neben der Schweiz sind wir besonders für Japan positiv eingestellt.» Stefan Hiestand, CEO AgaNola

Neben der Schweiz sind wir besonders für Japan positiv eingestellt, wo wir mit unserem ARAMUS Fonds seit Jahren den Benchmark schlagen. Es gibt gute Gründe optimistisch zu sein: Japans 1,1 Billionen Dollar schwerer Government Pension Investment Fund (GPIF) schichtet seine Anlagen von lokalen Anleihen hin zu heimischen Aktien um. Das Ziel für Aktien aus dem In- und Ausland wurde im Rahmen der neuen Strategie auf 25 Prozent von je 12 Prozent angehoben. Schätzungen von Morgan Stanley zufolge resultiert dieser Strategiewechsel in einem Kauf von netto 150 Mrd. Dollar an japanischen Aktien bis Oktober 2016. Zudem sind viele neue bedeutende Börsengänge in der Pipeline, wie zum Beispiel bei der Japan Postbank.

Sie setzen oft auf Wandelanleihen, die Chancen und Risiken von Aktien und Bonds kombinieren. Wo sehen Sie die Vorteile dieser Anlageformen in der aktuellen Börsensituation?

Wandelanleihen bieten das Beste aus den beiden Welten – Obligationen und Aktien. Mit Wandelanleihen partizipiert man derzeit zu 45 bis 50% an der Entwicklung der Aktienmärkte. Wir empfehlen Anlegern, 5-15% des Portfolios in Wandelanleihen zu investieren. In der jüngsten Vergangenheit hat diese hybride Anlageklasse ansehnliche Renditen von 7 bis 9% erwirtschaftet. Unsere Modelle besagen, dass es über den nächsten Zyklus 5 bis 7% Rendite möglich sein sollten. Das setzt allerdings voraus, dass die Firmen laufend neue Wandelanleihen emittieren.

Tatsächlich belebte sich der Primärmarkt jüngst dank zahlreicher Emissionen aus den USA und Japan. Auch die aktuelle Nullzinspolitik beflügelt die Wandelanleihen. Steigende Aktienkurse und fallende Kreditrisikoprämien unterstützen die Wandelanleihen, die gemessen am Thompson Reuters Global Focus Convertible Index im Februar rund 2,5% zulegen konnten. Unser Fonds AgaNola Global Convertibles Focus investiert zu mindestens 75% in Anleihen mit einem offiziellen Investmentgrade-Rating. Der Anlageprozess ist systematisch und berücksichtigt quantitative als auch qualitative Aspekte sowohl bei der Auswahl der Wandelanleihen als auch bei der Portfoliokonstruktion. Wir verfolgen einen systematischen Anlageprozess mit strikter Risikokontrolle auf allen Ebenen.

«Wandelanleihen bieten das Beste aus den beiden Welten – Obligationen und Aktien.»

Grosse Börsentaucher ziehen auch Wandelanleihen kräftig nach unten. Wann geben Sie einer Wandelanleihe den Vorzug vor einer Aktie.

Wandelanleihen bringen aktienähnliche Erträge, aber mit viel weniger Risiko als der direkte Besitz von Aktien. Wer in einem anspruchsvollen Marktumfeld auf der sichereren Seite sein will, für den sind Wandelanleihen eine sehr interessante Anlageform. Sie werfen Zinsen ab und erstatten bei Fälligkeit das Kapital zurück. Wie andere Unternehmensanleihen zahlen auch Wandelanleihen einen festen Zins und haben ein Fälligkeitsdatum. Bei einem moderaten Anstieg der Zinsen – ein Szenario, mit dem heute die meisten rechnen – würde es aufgrund dieses Zeithorizonts zu keinen Verwerfungen kommen.

Eine schnelle und drastische Zinswende, mit der heute kaum jemand rechnet, wäre aber auch für Wandelanleihen Gift. Anleger müssten damit rechnen, dass die Kurse kurzfristig auch unter den Bond-Floor fallen können, wenn viele Investoren auf einmal verkaufen wollen. Das ist zum Beispiel 2008 passiert. Danach kam es jedoch rasch wieder zu einer Normalisierung.

Die Schweizerische Nationalbank SNB verlangt für die Entgegennahme von Geldern einen Zins (Negativzins). Wie lange glauben Sie, wird diese Massnahme beibehalten und wie wirkungsvoll ist sie?

Die SNB ist unabhängig, was sie mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Insofern ist eine Prognose im Falle des Negativzinses schwierig. Es herrscht im Moment wohl eine historische Ausnahmesituation, welche derartige Markteingriffe erforderlich macht. Für die SNB gab es wohl keine Alternative zu diesem Schritt. Daraus sollte jedoch kein Normalzustand werden. Eine kontrollierte und moderate Zinswende wäre ratsam, bei der die SNB wohl in enger Abstimmung mit anderen Zentralbanken vorgehen würde

Gold als Krisenanlage hat sich nach der Euphorie mit Höchstständen im 2011 auf historisch immer noch recht hohem Niveau eingependelt. Wie beurteilen Sie Goldanlagen zur Werterhaltung?

Während viele den Abgesang von Gold anstimmen, sehen wir bei AgaNola aus diversen Gründen ein Aufwärtspotential für das Edelmetall. Es gibt eine hohe Volatilität und Unsicherheit in allen Märkten. Es ist deshalb gut vorstellbar, dass Investoren auf der Suche nach Stabilität in Gold-Investments zurückkehren. Zudem wächst die Nachfrage nach physischem Gold in Asien, vor allem in China und Indien weiter. Auch Goldminen-Unternehmen profitieren von den aktuell fallenden Energiepreisen, während der Goldpreis höher notiert. Nach einem Einbruch der Kurse der Goldproduzenten seit 2011 um 70 Prozent, ist ein Einstieg sehr attraktiv. Schliesslich beobachten wir den Trend weg von ETFs hin zu Investments in physisches Gold. Alle diese Faktoren sprechen dafür, dass Gold als Anlageform und sicheres Investment keinesfalls abzuschreiben ist.

«Während viele den Abgesang von Gold anstimmen, sehen wir bei AgaNola aus diversen Gründen ein Aufwärtspotential für das Edelmetall.»

Europas Staaten häufen immer mehr Schulden an. Sogar Deutschland schafft es trotz rekordhohen Steuereinnahmen nicht, Schulden zu reduzieren. Was heisst das für die kommenden Generationen, wie sollen diese je die immensen Schuldenberge abtragen können?

Der Abbau von staatlichen wie privaten Schulden hat weltweit oberste Priorität, ist aber in jedem Fall schmerzhaft. Es gilt für alle staatlichen Leistungsempfänger, den Gürtel enger zu schnallen. Für Deutschland ist die Verschuldung deshalb problematisch, da es in der Eurozone als Vorbild fungieren sollte. Es ist wenig glaubwürdig, die Eurostaaten wie Griechenland zum Sparen zu motivieren und dabei selber über seine Verhältnisse zu leben. Staaten hinterlassen den Folgegenerationen eine übergrosse Schuldenlast, deren Abbau nur durch einen langwierigen und schmerzhaften Prozess möglich ist. Als Ultima Ratio wird ein Schuldenschnitt diskutiert, was den Märkten und dem ganzen Finanzsystem einen irreparablen Schaden zufügen würde.

Ich denke, es führt kein Weg an massiven Einsparungen vorbei verbunden mit Privatisierungen von Staatsunternehmen. Doch wie auch das Beispiel Griechenland zeigt, verhindert die Bürokratie eine zügige Liberalisierung und Privatisierung. Die Ratings von Moody’s und Co. sind ein effizientes Mittel, um Staaten zu disziplinieren und zu strukturellen Veränderungen zu bewegen.

Die Aufgabe des Franken-Mindestkurses gegenüber dem Euro hat zuerst Entrüstung und danach den Ruf nach Sonderprogrammen zur Folge gehabt. Der Kurs hat sich jetzt wieder nahe an der 1.10 CHF-Grenze eingependelt. Mit welchen finanztechnischen Mitteln können exportorientierte Unternehmen einem solchen Kurs entgegenwirken?

Die grösseren Unternehmen in der Schweiz haben sich schon längst auf diese währungsbedingten Verwerfungen eingestellt und sichern sich durch Hedging ab. Kleinere Unternehmen, die nicht über die Expertise und Erfahrung verfügen, sind wohl besonders von dem starken Franken betroffen. Ihnen fehlt zudem die Flexibilität, mit der Produktion ins Ausland auszuweichen.

Die Altersvorsorge wird für die kommenden Generationen unter anderem wegen der Entwicklung der Alterspyramide und der Zinsen vermehrt zur Herausforderung. Was empfehlen Sie, damit das Alter nicht zur finanziellen Notsituation wird?

In den westlichen Volkswirtschaften und sogar in Deutschland beobachten wir ein Phänomen, das immer mehr zum strukturellen Problem wird: Altersarmut. In der Schweiz sind wir bisher davon verschont geblieben. Dies ist zum einen auf die bis anhin stabile Konjunktur, den hoch flexiblen Arbeitsmarkt und zum grossen Teil auf das 3-Säulen-System in der Vorsorge zurückzuführen, um das uns die Welt beneidet. Doch sind auch wir vor allem wegen der demographischen Situation keineswegs von der Alterarmut gefeit. Gerade die Pensionskassen sind aufgefordert, in diesem tiefen Zinsumfeld ansehnliche Renditen zu erwirtschaften, ohne zu grosse Risiken einzugehen. Das bedeutet eine Herausforderung für das Asset Management, der wir uns auch bei AgaNola annehmen.

«In den westlichen Volkswirtschaften und sogar in Deutschland beobachten wir ein Phänomen, das immer mehr zum strukturellen Problem wird: Altersarmut.»

Seit letztem Jahr ist der renommierte Vorsorgeexperte Joe Bättig Verwaltungsratspräsident der AgaNola. Seit Know-how ist hier Gold wert. Schlussendlich führt kein Weg an einer gesteigerten Selbstverantwortung mittels privater Vorsorge vorbei. Wir alle sind aufgefordert, möglichst in frühen Jahren für unsere Vorsorge zu sparen. Das steueroptimierte Vorsorgen im Rahmen der 3. Säule bietet hier optimale Bedingungen. Darüber hinaus ist in der beruflichen Vorsorge eine Entpolitisierung der versicherungstechnischen Parameter, wie Umwandlungs- und Mindestzinssatz, absolut dringend umzusetzen.

Im Verhältnis zu den grossen Anbietern ist AgaNola ein kleiner Asset Management-Anbieter. Wie können Sie sich in einem Umfeld, in dem auch die Grossen immer mehr unter Druck kommen, behaupten?

Gerade in diesem Umfeld sehen wir grosse Chancen für uns als spezialisierter und agiler Anbieter. Bei den grossen Anbietern im Asset Management ist gerade in jüngster Zeit der Trend zum Outsourcing von Kapazitäten und Talenten zu kleinen innovativen, schlagkräftigen und spezialisierten Einheiten zu beobachten, die zeitnah und unbürokratisch mit interessanten Angeboten auf sich entwickelnde Marktbedürfnisse antworten können. Diesen Trend hat AgaNola frühzeitig antizipiert, diese Kultur über 8 Jahre seit Gründung gelebt und sich als Spezialist erfolgreich im Markt behauptet. Andererseits sind wir beispielsweise bei der Lancierung neuer Produkte gegenüber einer Kooperation mit grösseren (Bank-) Partnern offen.

AgaNola hat eine effiziente und schlanke Organisation. Wir operieren mit unseren Spezialisten in ausgesuchten Nischen des Asset Management-Markts. Unser proprietärer, klar strukturierter Investmentprozess sichert ein hoch fokussiertes Vorgehen und ist die Voraussetzung für einen nachhaltigen Anlageerfolg. Neben dem Management von Kundengeldern haben wir zudem weitere Einkommensquellen wie Beratung von Kunden im Portfolio-Management oder bei der Konzeption von (White Label-) Produkten.

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Ich würde mir wünschen, dass in der Schweizer Finanzbranche eine gewisse Normalität einkehrt und wir vom Krisen- in einen Vorwärtsmodus schalten könnten. Damit verbunden ist mein zweiter Wunsch: Unsere Branche soll die besten Talente anziehen können, die auch eine ethische Verantwortung mitbringen. Die zukünftigen Herausforderungen und Chancen für den Schweizer Finanzplatz sind mannigfach. Im Finanzwesen wird derzeit vieles schlecht geredet. Doch es gibt viel Neues. Hier in Pfäffikon Schwyz erleben wir eine enorme Dynamik, welche beweist, dass sich der Schweizer Finanzplatz sehr wohl neu erfinden kann.

Der Gesprächspartner:
Stefan Hiestand, CEO und Gründer von AgaNola AG, verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche und ist ein international anerkannter Experte im Bereich Wandelanleihen. In den Jahren 1993 bis 2007 war er bei Jefferies International Ltd. in London als Managing Director tätig. 1994 gründete er Jefferies (Switzerland) Ltd. und wurde zugleich zum CEO ernannt. Gleichzeitig wurde er mit dem Aufbau des Asset Managements von Wandelanleihen betraut, welches bis zum Jahr 2007 über Kundenvermögen von CHF 3.5 Mia. verfügte. Im Jahr 2000 wurde er Verwaltungsratsmitglied bei Jefferies International Ltd in London und 2003 wurde er mit dem Vorsitz des Verwaltungsrates der Jefferies (Schweiz) AG betraut. Davor war er bei J. Henry Schroder Bank, Citigroup und bei der NatWest Gruppe in leitenden Positionen tätig. Stefan Hiestand, geboren 1961, ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in der Schweiz.

Das Unternehmen:
AgaNola steht als Beispiel dafür, wie sich aus einer unternehmerischen Vision eines gestandenen und international erfahrenen Finanzexperten ein spezialisierter Asset Management-Anbieter erfolgreich positioniert hat. Der Firmenname repräsentiert die Werte des Unternehmens: „Aga“ steht für „weiser Ritter“ und „Nola“ die Noble. „Ritter“ bedeutet Schutz der Anlagen vor Risiken auf den Kapitalmärkten. Kapitalschutz, der dem Konzept der Wandelanleihe inhärent ist, hat für AgaNola höchste Priorität. Sinken die Aktienwerte, bieten Wandelanleihen Schutz. Steigen sie hingegen, partizipieren Anleger ebenfalls. „Weise“ steht für „erfahren, bedacht, auf die Gelegenheit wartend“. Werte, die im schnellen Geschäft entscheidend sind. „Nola“ steht für Stil im Umgang miteinander und Werte wie Verbindlichkeit und Berechenbarkeit. Diese Haltung prägt die AgaNola Unternehmenskultur und die Beziehungen mit Kunden und anderen Stakeholdern.

Basierend auf diesem soliden und erprobten Fundament strebt AgaNola ein signifikantes Wachstum für die kommenden Jahre an und sieht sich für diesen von langer Hand geplanten Schritt bestens gerüstet.

 

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