Piëch-Rücktritt bei VW kein Thema

Piëch-Rücktritt bei VW kein Thema
Ferdinand Piëch, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender Volkswagen AG.

VW-Patriarch Ferdinand Ferdinand Piëch.

Wolfsburg / Shanghai – Bei Volkswagen versucht man nach der Führungskrise der vergangenen Tage die Wogen zu glätten. Spekulationen, nach seiner erfolglosen Attacke auf Vorstandschef Martin Winterkorn müsse nun VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch um seinen Posten bangen, wurden klar zurückgewiesen. Winterkorn selbst blieb auf Tauchstation. Ein Auftritt des 67-Jährigen im Vorfeld der Automesse in Shanghai wurde wegen eines grippalen Infekts abgesagt.

Volkswagen-Aufsichtsrat Berthold Huber stellte am Sonntag klar: «Es gibt keinen Grund, den Rücktritt von Dr. Piëch zu betreiben. Wir haben die feste Absicht, mit Dr. Piëch und Dr. Winterkorn den erfolgreichen Weg von Volkswagen auch in Zukunft fortzusetzen», sagte der ehemalige IG-Metall-Chef der Deutschen Presse-Agentur.

Porsche: «Alle wichtigen Akteure sind bemüht, die Situation wieder zu versachlichen»
Auch das Land Niedersachsen als Grossaktionär trat Spekulationen um Piëchs Zukunft entgegen. «Ministerpräsident Stephan Weil hat stets betont, dass er die erfolgreiche Zusammenarbeit sowohl mit dem Vorstandsvorsitzenden des VW-Konzerns als auch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden fortsetzen will. An dieser Haltung hat sich nichts geändert», teilte Regierungssprecherin Anke Pörksen mit.

Ähnlich hatte sich der Aufsichtsrats-Vize und Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh schon am Freitag geäussert. Auch die Porsche Holding, als Vertreter der Familien Porsche und Piëch grösster VW-Aktionär, bemühte sich, kein Öl ins Feuer zu giessen. «Alle wichtigen Akteure sind bemüht, die Situation wieder zu versachlichen», sagte ein Sprecher der Tageszeitung «Die Welt».

Sprecher: Winterkorn hat grippalen Infekt
Das Präsidium des VW-Aufsichtsrats hatte Winterkorn am Freitag das Vertrauen ausgesprochen und angekündigt, sich sogar für eine Vertragsverlängerung starkzumachen. Dies wurde als krachende Niederlage für Piëch gewertet, der Winterkorn zuvor öffentlich infrage gestellt hatte. Medien spekulierten, dass sich der Patriarch damit nun nicht bis 2017 auf dem Chefkontrolleursposten halten könne. Auch Spekulationen um seinen Gesundheitszustand machten die Runde.

Noch vor dem eigentlichen Startschuss erlebte die Automesse in Shanghai ihre erste dicke Überraschung. Während die Autowelt in die ostchinesische Hafenmetropole pilgert, fehlte Winterkorn in China – Volkswagens grösstem und wichtigstem Markt. «Herr Winterkorn hat sich wegen eines grippalen Infekts dazu entschieden, nicht nach Asien zu reisen», sagte Konzernsprecher Andreas Lampersbach. Auf einer VW-Veranstaltung am Sonntag liess sich der 67-Jährige von China-Chef Jochem Heizmann vertreten.

Wettbewerb wird härter
Der hatte schon zuvor die schwieriger werdenden Bedingungen auf dem chinesischen Automarkt erklären müssen. Zwar wächst der weltgrösste Markt weiter mit stolzem Tempo – aber die Aussichten besonders für deutsche Hersteller haben sich eingetrübt. «Das Wachstum kommt besonders stark aus Segmenten zustande, in denen wir nicht vertreten sind», räumte Heizmann mit Blick auf das eigene Geschäft ein.

Der Wettbewerb werde härter, auch steige der Preisdruck, sagte Cui Dongshu, Chefökonom von Chinas Vereinigung der Personenwagenindustrie. Von der neuen Situation profitierten besonders chinesische Hersteller mit günstigeren Modellen. Chinesische Autobauer böten heute viele Geländewagen an, deren Absatz im ersten Quartal allein um fast 50 Prozent zugenommen habe. Deutsche Marken wie Volkswagen hätten da kein ausreichendes Angebot. (awp/mc/ps)

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