IHAG-Kommentar: Die Börsen haben Luft abgelassen

IHAG-Kommentar: Die Börsen haben Luft abgelassen

Zürich – Nach der seit Mitte Januar andauernden Börsenhausse in Europa, kam es in den letzten beiden Tagen zu markanten Korrekturen. Es gab keinen konkreten Anlass, aber die Solvenz von Griechenland schlug auf die Stimmung. Der Stoxx50 verlor über die Woche 1.9%, der SMI 2.4% und der DAX allerdings bereits 5.5%. Allein am Freitag um 12 Uhr sank der DAX innert 30 Minuten 2%. Da die Börsen in den USA im Jahresverlauf sich nicht so fulminant wie in Europa entwickelt haben, war der Verlust im S&P 500 mit 1% moderater.

Mario Draghi, Chef der EZB, hat die bisherige Geldpolitik erwartungsgemäss bekräftigt. Das Kaufprogramm lässt die Zinsen weiter sinken und schwächt den Euro. Damit sinken die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen Deutschland weiter und befinden sich mit 0.08% nur noch knapp über Null. In den USA bewegten sich die Renditen für zehnjährige Government Bonds seit 2 Wochen um 1.90% seitwärts.

Der USD hat sich in den letzten Tagen wieder abgeschwächt, weil die Konjunktursignale in den USA gemischt ausfielen. Zum CHF sank der USD auf 0.9550, einer charttechnischen wichtiger Unterstützung. Der EUR konnte sich zum USD wieder leicht auf 1.075 hocharbeiten. Dagegen bewegt sich der EUR/CHF entgegen den Hoffnungen wieder gegen die Parität zu. Er fiel seit anfangs März von 1.0870 am Freitag unter 1.03.

Bei den Edelmetallen blieb es in den letzten Tagen ruhig. Gold pendelt um USD 1200 die Unze. Bergauf ging es ab Mittwoch mit dem Ölpreis. Die richtungsweisende Sorte Brent übersprang am Donnerstag USD 60 pro Fass und schloss bei USD 64 über die Woche 11% höher. Auch die US-Sorte WTI verteuerte sich auf USD 56.6. Grund für den Preisanstieg ist die rückläufige Förderung von Rohöl in den USA. Die Internationale Energieagentur rechnet erstmals seit vier Jahren mit einem Rückgang der Fördermengen von Schiefergas in den USA.

Gründe für Kursrutsch nicht ganz klar
Wie immer klettern die Börsen länger als man für gesund erachtet, um dann innert kurzer Zeit heftig zu korrigieren und die zuvor mühselig aufgebauten Kursgewinne herzugeben. Die Gründe für den Kursrutsch waren nicht ganz klar. Ängste um Griechenland waren wieder im Vordergrund, aber auch ein Kurszerfall am Freitag von über 6% der Futures im FTSE China 50 in Hong Kong. Die Behörden sollen dort das Eingehen von Shortpositionen gelockert haben. Nach einem Kursrally über 35% im laufenden Jahr scheinen die dortigen Investoren nur noch eine Richtung gekannt zu haben. Auch der Einbruch der Exporte und Importe in der chinesischen Handelsbilanz vom März wurde anfangs Woche von den Börsen sogar positiv aufgenommen, weil dadurch noch mehr Stimuli durch die chinesische Regierung erwartet wurde.

Eine Konsolidierung in Europa wurde erwartet oder zumindest als gesund erachtet. Die Berichtesaison beginnt nun erst in Europa. Nestlé konnte mit einem soliden ersten Quartal beruhigen und hat die Währungsschwankungen gut überstanden. Dagegen bekundete Syngenta mehr Mühe, waren doch bisher Länder wie Russland und Ukraine wichtige Kunden, welche vom Währungszerfall stark betroffen waren. Aber auch der kalte Winter in den USA konnte angeführt werden. Wegen der enttäuschenden Entwicklung musste Syngenta einen Kursverlust von 4.4% am Freitag einstecken. Die Kurse reagieren somit negativ auf Enttäuschungen.

Gesunde Konsolidierung oder Beginn grösserer Korrektur?
Ist dies nun eine gesunde Konsolidierung oder der Beginn einer grösseren Korrektur? Die Börsen sind wegen des neuen Niedrigzinsumfeldes getrieben. Dies dürfte noch anhalten, da die EZB erst mit dem Aufkauf von Anleihen begonnen hat. Die Konjunktur erholt sich in Europa und wächst global. Die Bewertung ist historisch hoch, aber der tiefe Zins bietet den meist gesunden Unternehmen auch gute Akquisitionsmöglichkeiten. Solange diese Faktoren treiben, bleiben wir positiv. Die hohe Volatilität macht das kurzfristige Timing aber schwierig und Probleme, wie in Griechenland, werden immer wieder für Kursrückschläge sorgen

Nestlé empfiehlt sich mit dem soliden Wachstum, welches soeben bestätigt wurde, weiterhin als gutes Investment. Bisher gemiedene Bankaktien beginnen sich nach schwierigen Jahren wieder zu erholen. Der risikobewusste Investor kann Credit Suisse ins Visier nehmen, welche morgen mit dem Quartalsausweis aufwarten. Das Investment Banking sollte wie die Konkurrenten in den USA eigentlich ein gutes Quartal hingelegt haben. Bei einer Normalisierung der Gewinne ist CS günstig bewertet und könnte vermehrt wieder Käufer finden. In Deutschland hat ist Bayer nach der Korrektur wieder auf interessantem Kaufniveau. (IHAG/frp/mc/ps)

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