Kunsthaus Zürich veranstaltet «Kunstreisen»

Kunsthaus Zürich veranstaltet «Kunstreisen»

Jeff Wall, Tattoos and Shadows, 2000, Grossbilddia in Leuchtkasten, 214,5 x 274 x 26 cm, Kunsthaus Zürich, Vereinigung Zürcher Kunstfreunde (© Jeff Wall)

Zürich – Vom 16. Mai bis 27. September 2015 ist das Kunsthaus Zürich als «Reiseveranstalter» tätig. Sehnsuchtsorte und Traumwelten werden über Kunstwerke der Sammlung erschlossen. In Gemälden, Skulpturen und Fotografien, an über 50 Workshops, Führungen und Gesprächen können alle Altersgruppen ihr Fernweh stillen. Neu stehen während der Sommerferien ganze Kunstwochen für Schüler der Primarstufe auf dem Programm.

Kunstwerke entführen in andere Welten: Sie bringen fremde Landschaften in die gute Stube, schaffen paradiesische Sehnsuchtsorte und lassen Traumwelten Wirklichkeit werden. Den ganzen Sommer über können Gross und Klein mit Giovanni Segantini nach Savognin, mit Edvard Munch nach Norwegen oder mit George Segal nach New York reisen. Zwischendurch gibt es Abstecher ins Land der Träume und in die Welt der Fantasie. Mit den reiseerfahrenen Kunstvermittlerinnen im Kunsthaus lernen Teilnehmer aller Altersstufen neue Orte und Menschen kennen und stellen sich die Frage, was denn das Eigene, die Heimat ist. Gleichzeitig erfahren sie vieles über Künstler, ihre Ideen und ihr Leben. Das Atelier ist offen für gestalterische Experimente: Geschichten erzählen und hören, malen und zeichnen, kleben und formen, Theater spielen und Bilder in Bewegung setzen, inszenieren und fotografieren.

Nähe und Ferne in Zürich erleben
Zwischen Zürich und Paris gibt es das Berner Seenland zu entdecken – an samstäglichen Führungen zum Werk von Albert Anker, dessen romantisierenden Schweizer Motive uns so sehr vertraut sind. Hingegen lockt im Zürcher Kreis 4 etwas Fremdes! Auf dem Kanzleiflohmarkt wird mit Kohle ein ganzer Nachmittag gezeichnet, bevor die Skizzen anschliessend im Atelier des Kunsthauses ausgearbeitet werden.

Vom Wasser über Land in die Luft
Für die Limmatstadt-Bewohner liegt nichts näher, als ein Ausflug ans Wasser. Auf einen Familienworkshop bei dem die Gestaltung eigener Wasserwelten angeregt wird, folgt eine Schiffsreise nach Venedig. Der berühmte Canaletto hat die Stadt im Wasser gemalt und so kann man sie bequem mit der Schulklasse besuchen. Ab dem 4. Schuljahr lohnt sich ein Vergleich zwischen Stadt- und Wasseransichten des Italieners und den impressionistischen Bildern Claude Monets, um sich die unterschiedliche Art der Wahrnehmung der natürlichen Elemente und die andere künstlerische Umsetzung bewusst zu machen. Wer reist, ist meist mobil oder lässt seiner Fantasie freien Lauf.

Kindern ab 5 Jahren ist die Teilnahme an «Flugstunden & Landeplätze» möglich, während die 7- bis 12-jährigen nach Fantasien aufbrechen. Unbequem und abenteuerlich ist die Beförderung mit der von vielen Pferden rasant gezogenen Postkutsche. Eine Fahrt mit diesem Vehikel, das Rudolf Koller Ende des 19. Jahrhunderts als «Gotthardpost» abbildete, ist immer noch beliebt. Damals waren die Bergpässe das höchstgelegene Wegelabyrinth und die Reise mit der Kutsche über die Alpen ein grosser Nervenkitzel. Nur fliegende Teppiche vermochten die Emotionen der Reisenden noch höher zu heben. Diese von Märchen aus dem Orient angeregte Fantasie ist weiter lebendig. Aufmerksame Passagiere bemerken die unter ihnen liegenden, abstrakt anmutenden Landschaftsmuster: Blumen, Bäume, Seen und gepflügte Äcker, die man aus der Nähe kennt, verdichten sich zu neuen Formen. Im «Pattern Painting» Workshop für Erwachsene können sie fein skizziert oder grosszügig gemalt werden.

Reisen setzt Frieden, Toleranz und Respekt voraus
Trotz aller Abenteuerlust und Wissensdurst haben die Reisenden den Wunsch nach Sicherheit auf ihren Wegen, was politische Stabilität und Frieden bedingt. Hier setzen die Kunstgespräche mit Gästen an. Dr. Francis Cheneval, Professor für politische Philosophie an der Universität Zürich, stellt ausgehend von Werken in der Ausstellung «Europa. Die Zukunft der Geschichte» die Demokratie und die Idee von Europa zur Diskussion.

Erinnerungsorte
Dass Europa länger von geschlossenen als von offenen Grenzen und von Kriegswirren geprägt war, haben der in London lebende Künstler Uriel Orlow und die Soundkünstlerin Karen Geyer erforscht. In ihrer künstlerischen Praxis unternehmen sie Reisen in die Vergangenheit und sind auf manch blinden Fleck in der Geschichtsschreibung gestossen. Zum Besuch dieser «Erinnerungsorte», sei es das Café Odeon in Zürich oder die bewegenden Geschichten jüdischer Emigranten in New York, sind Oberstufenschüler und Erwachsene gleichermassen eingeladen. In Workshops und Kunstgesprächen werden verschiedene Erinnerungskulturen reflektiert und der Umgang mit der persönlichen Geschichtsschreibung diskutiert.

Kunstwochen
Erstmals gibt es für alle Kinder im Primarschulalter zwei Kunstwochen während der Sommerferien – vom 14. bis 17. Juli und vom 11. bis 14. August. Jeden Tag geht die Kunstreise an andere geheimnisvolle Orte, in fremde Städte oder ans weite Meer, und mit Gips und Ton, Musik, Film und Farbe erschaffen und gestalten die Teilnehmer ihre eigenen Wunderländer.

Programm und Anmeldung
Das detaillierte Programm ist online aufgeschaltet. Das Programmheft kann im Kunsthaus bezogen oder telefonisch bestellt werden. Anmeldungen werden unter Tel. 044 253 84 84 entgegengenommen oder per E-Mail unter [email protected]. Die Teilnahmegebühren liegen zwischen CHF 5.- für Kinder an einem Familienworkshop am Sonntag (Erwachsene CHF 10.-, Familienpreis CHF 25.-) und CHF 140.- für eine viertägige Kunstwoche.

Kunsthaus Zürich

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