Katastrophen und Niedrigzinsen belasten Munich Re

Katastrophen und Niedrigzinsen belasten Munich Re

Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef Munich Re. (Foto: Munich Re)

München – Orkan «Niklas», ein Grossbrand und die niedrigen Zinsen haben beim weltgrössten Rückversicherer Munich Re zum Jahresstart für einen Gewinneinbruch gesorgt. Im ersten Quartal blieb unter dem Strich deutlich weniger übrig als im Vorjahreszeitraum. Für 2015 hat Vorstandschef Nikolaus von Bomhard die Aktionäre bereits auf sinkende Profite vorbereitet. Nachdem der Start ins Jahr immerhin besser ausfiel als von Analysten erwartet, sieht Finanzchef Jörg Schneider den Konzern auf Kurs zum angepeilten Jahresgewinn von 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro, wie er am Donnerstag in München sagte.

Die Aktie des Rückversicherers reagierte am Morgen mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsstart in Frankfurt verlor das Papier 2,08 an Wert auf 169,75 Euro und war damit zweitschwächster Wert im Dax . Die nächstkleineren Munich-Re-Rivalen Swiss Re und Hannover Rück hatten in den vergangenen Tagen deutliche Gewinnsteigerungen vermeldet.

Gewinn geht um 16% auf 790 Mio Euro zurück
Die Munich Re verdiente im ersten Quartal 790 Millionen Euro und damit 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Den grössten Schaden hinterliess Sturm «Niklas», der Ende März über Europa gefegt war. Die Schäden, etwa an Häusern, Autos und Infrastruktur, kosten die Munich Re und ihre Erstversicherungstochter Ergo zusammen voraussichtlich 57 Millionen Euro. Der deutsche Branchenverband GDV hatte die versicherten Schäden hierzulande auf insgesamt 750 Millionen Euro beziffert. Europaweit dürften sie Experten zufolge die Milliardengrenze überschritten haben.

Bei der Munich Re schlugen zudem die Folgen des Zyklons «Pam» im Südpazifik mit 30 Millionen Euro zu Buche. Grösster von Menschen verursachter Schaden war den Angaben zufolge ein Brand in einer Raffinerie in den USA, der die Münchner 35 Millionen Euro kostete.

Dadurch blieb im Schaden- und Unfallgeschäft deutlich weniger von den Beitragseinnahmen übrig als im weitgehend von Grossschäden verschonten Vorjahreszeitraum. In der Rückversicherung verschlechterte sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 86,9 auf 92,3 Prozent. Bei Ergo überstieg sie die Schwelle von 98 Prozent. Bei einem Wert von 100 Prozent hätten die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb die Einnahmen komplett aufgezehrt.

CFO mit Zahlen zufrieden
«Wir können mit den Zahlen sehr zufrieden sein», sagte Finanzchef Schneider. Weil die Rückversicherung die gestiegenen Schäden gut verkraftete, erwartet er für 2015 jetzt eine Schaden-Kosten-Quote von 97 statt 98 Prozent. Der starke US-Dollar soll die Bruttoprämien konzernweit mit 49 bis 51 Milliarden Euro um 2 Milliarden höher ausfallen lassen als bisher gedacht. Allerdings machen dem Unternehmen der anhaltende Preiskampf in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung weiter zu schaffen. Bei der Vertragserneuerung im April musste die Munich Re einen Preisrückgang von 2,6 Prozent hinnehmen.

Im ersten Quartal warfen auch die Kapitalanlagen weniger ab, nachdem das Geschäft dort ein Jahr zuvor besonders gut gelaufen war. Das Kapitalanlageergebnis sank um fast sieben Prozent auf 1,8 Milliarden Euro und brachte eine Rendite von 3,0 Prozent – weniger als beim kleineren Rivalen Hannover Rück, der selbst ohne Sondereffekte auf 3,2 Prozent kam. Schneider beklagte zwar die immer stärkeren Auswirkungen der Niedrigzinsen, will bei der Anlagestrategie aber konservativ bleiben: «Wir sind nicht bereit, auf Renditejagd zu gehen, und hohe Risiken im Gegenzug für völlig unzureichende Vergütungen einzugehen.»

Die Abwicklung der Bad Bank der einstigen österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria traf die Munich Re mit 30 Millionen Euro. Österreich hatte die Abwicklungsanstalt vor zwei Monaten eingefroren und damit etliche Banken in Deutschland zu hohen Wertberichtigungen gezwungen. Auch mehrere Versicherer sind betroffen. (awp/mc/upd/ps)

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