Parkinson: Erstmals fetale Zellen ins Gehirn injiziert

Parkinson: Erstmals fetale Zellen ins Gehirn injiziert

Gehirn-Scans: Implantation fetaler Zellen erfolgreich.

Cambridge – Einem Parkinson-Patienten mit Mitte 50 hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung der University of Cambridge fetale Gehirnzellen ins Gehirn injiziert. Dieser Mann ist der erste Mensch in fast 20 Jahren, der auf diese Art und Weise behandelt worden ist. Er soll binnen fünf Jahren die Kontrolle über seine Bewegungen wiedererlangen.

Verbindungsaufbau braucht Zeit
Der Ansatz wurde vor 28 Jahren in Schweden entwickelt. Zwei Studien aus den USA haben jedoch kaum Fortschritte in den ersten beiden Jahren gebracht. Daher wurde dieses Verfahren zugunsten der Tiefen Hirnstimulation verworfen. Bei diesen Studien wurde jedoch übersehen, dass es mehrere Jahre dauert, bis die fetalen Zellen in Gehirnen der Empfänger entsprechende Verbindungen ausbilden.

Der Zustand von zahlreichen schwedischen und nordamerikanischen Patienten verbesserte sich drei oder mehr Jahre nach der Implantation deutlich. Zu diesem Zeitpunkt waren die Studien allerdings längst abgeschlossen. Im besten Fall konnten die Patienten laut Forschungsleiter Roger Barker eigentlich fast wieder ein normales Leben führen. Der Erfolg der neuen Methode scheint sich somit langfristig abzuzeichnen.

Nachdem die fetalen Zellen in den Gehirnen die Verbindungen ausgebildet hatten, begannen sie mit der Produktion von Dopamin. Geringe Werte dieses Neurotransmitters führen zu den bei Parkinson charakteristischen Symptomen wie dem Verlust der Kontrolle über die Bewegungen. Tatsächlich stellten die Zellen so viel Dopamin her, dass die Patienten die Einnahme von Medikamenten einstellen konnten.

Ausreichend Zellen erforderlich
Der im Addenbrooke’s Hospital in Cambridge behandelte Patient erhielt jedoch nicht die vollständige Therapie. Das Team verfügte nur über ausreichend Zellen für die Behandlung einer Hälfte seines Gehirns. Die Transplantation hängt von Zellspenden von Frauen ab, die einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt haben. Daher wissen die Forscher derzeit nicht, wann eine volle Menge an Zellen zur Verfügung stehen wird. Für die Behandlung einer Gehirnhälfte sind Zellen von zumindest drei Föten erforderlich.

Barker hofft jedoch, bald auch die zweite Hälfte des Gehirns behandeln zu können. Eine Verbesserung des Zustandes sollte sich dann nach rund sechs Monaten oder spätestens einem Jahr einstellen. Die grössten Vorteile werden jedoch in drei bis fünf Jahren erwartet. Sie sollten laut dem Experten mehr als ein Jahrzehnt lang anhalten. Die Forscher wollen den Behandlungsansatz bei weiteren 19 Personen in Grossbritannien und Schweden testen. (pte/mc/ps)

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