Performance-Kick fürs Depot

Performance-Kick fürs Depot

Von Dieter Haas , Derivative Partners AG, www.payoff.ch

Constant Leverage-Zertifikate sind die idealen Hebelprodukte, um einen Kurstrend gewinnbringend zu nutzen. Der konstante Hebel sorgt im Erfolgsfall für eine hochfliegende Performance. Die folgende Analyse gibt einen Marktüberblick und nennt die aktuellen Favoriten.

Viel Rückenwind und das über mindestens mehrere Handelstage ist das ideale Börsenwetter für die Trader, welche Constant Leverage Zertifikate (CLCs) nutzten. Flaue, trendlose Marktphasen sind hingegen reines Gift für CLCs. Im Gegensatz zu klassischen Hebelprodukten bleibt der Hebel bei den CLCs täglich konstant. Das ist möglich, weil sich das CLC auf einen gehebelten Index bezieht. Wenn sich die Kurse in die gewünschte Richtung entwickeln, gibt es zudem einen positiven kumulativen Effekt im Unterschied zur Konkurrenz im Bereich der Hebelprodukte. Warrants, Mini-Futures oder Knock-out-Warrants verlieren nämlich an Dynamik, falls sich der Basiswert immer mehr in die gewünschte Richtung bewegt. Rechnet der Anleger mit einer permanenten Aufwärts- oder Abwärtsbewegung, dann bieten CLCs somit das beste Chancen-/Risiko-Profil.

Steigende Nachfrage an der Schweizer Derivatebörse

Seit Dezember 2012 werden CLCs in der Schweiz als eigenständige Produktegruppe ausgewiesen. Die jüngste Kategorie der Hebelprodukte hinkt nachfragemässig den übrigen Produkttypen noch hinterher. Als einzige Kategorie zeigen sie allerdings ab Dezember 2012 bei den monatlichen Handelsumsätzen einen steigenden Trend, während das Anlegerinteresse an Warrants und Knock-out-Warrants abnahm und bei den Mini-Futures stagnierte. Im April 2015 betrug der monatliche Absatz der an der SIX Structured Products kotierten CLCs CHF 52.9 Mio. oder 5,7% des gesamten Umsatzes aller Hebelprodukte.

Rasante Umsatzzunahme der CLCs in Deutschland

In Deutschland können Faktor-Zertifikate, wie sie in unserem nördlichen Nachbarland heissen, seit 2009 gekauft werden. Ab November 2013 weist der Deutsche Derivate Verband (DDV) für die Zertifikate Börse Frankfurt und die Stuttgarter Börse EUWAX monatliche Umsatzzahlen aus. Im Vergleich zur Schweiz hat sich die Nachfrage an den beiden wichtigsten Börsenplätzen Deutschlands stärker entwickelt. Im April 2015 erzielten CLCs einen Umsatz von EUR 755 Mio., was einem Anteil von 26,4% des Umsatzes aller Hebelprodukte entsprach. Knock-out Warrants und Mini-Futures werden vom DDV statistisch nicht getrennt. Sie sind innerhalb der Hebelprodukte an der Zertifikate Börse Frankfurt und der EUWAX die Produktegruppe mit der grössten Nachfrage. Optionsscheine, das Pendant zu den Warrants in der Schweiz, belegen die zweite Position. Trendmässig verlieren sie jedoch stetig an Boden und dürften bald von den CLCs überholt werden. Auch gemessen am Gesamtvolumen des deutschen Zertifikate-Marktes nimmt die Bedeutung der CLCs zu. Ihr Anteil innerhalb der Hebelprodukte belief sich im März 2015 auf 15,6%.

ETFs vs. Derivate

Faktorzertifikate oder CLCs haben sich mittlerweile etabliert. Auf der ETF-Seite besteht eher Zurückhaltung, was gehebelte Instrumente anbelangt. Als einziger Emittent bietet WisdomTree mit ihren Boost-ETPs (www.boostetp.com) eine breite Palette an. Anfang Mai waren 95 Boost-ETPs an der London Stock Exchange, der Borsa Italiana und der Xetra in Deutschland gelistet. In der Schweiz sind die gehebelten ETPs von WisdomTree noch nicht käuflich erwerbbar. Das Angebot umfasst Aktienindizes, Rohstoffe, Zinsen und Währungen. Besonders hoch in der Gunst der Anleger stand zu Jahresbeginn 3OIL. Hector McNeil Co-CEO von WisdomTree Europe sagte jüngst in einem Interview: «3OIL has been a spectacular success. Feedback from clients has been very complementary and they clearly see 3OIL and 3OIS as the product of choice for trading the volatility in the oil markets. 3OIL’s traction with investors is particularly impressive as it has usurped well established and existing products across Europe and multiple ETP providers to become the most liquid leveraged oil ETP. Achieving $67m of AUM equal to $200m of exposure is a major landmark for WisdomTree Europe as this is our first ETP to break the $50m AUM level. We are also seeing growth across our other commodity, equities, currencies and fixed income ETPs.»

«Bei stabilen Kurstrends tritt ein positiver kumulativer Effekt auf.»

Vorteile und Risiken der CLCs

Zu den Vorteilen der Constant Leverage-Zertifikate zählt die Wahlmöglichkeit bezüglich der Hebel. In der Regel gibt es für einen Referenzwert mehrere CLCs mit verschiedenen Hebeln. Dank ihres konstanten Hebels besitzen CLCs eine leicht nachvollziehbare Struktur. Bei stabilen Kurstrends tritt zudem ein positiver kumulativer Effekt auf. Der CLC steigt mit anderen Worten stärker bzw. sinkt in geringerem Ausmass als sein Hebel. Diese Tatsache lässt sich anhand des Kursanstiegs des DAX zwischen dem 6. Januar und dem 10. April sehr schön illustrieren. In dieser Zeitperiode kletterte das deutsche Blue Chip-Börsenbarometer fast ohne Unterbruch um 30,7%. Alle Long-CLCs auf den DAX legten in derselben Zeitperiode in EUR stärker zu als es ihr Hebel annehmen liess, und zwar je höher der Hebel, desto überdurchschnittlicher die Kurszunahme. Der dreifach gehebelte CBLDA stieg um 112,1% (3.7-mal Kursanstieg des DAX), der vierfach gehebelte CBLDX um 167,8% (5.5-mal DAX), der sechsfach gehebelte CBLDA6 um 317,1% (10.3-mal DAX), der achtfach gehebelte FI8LDX um 561,7% (18.3-mal DAX), der zehnfach gehebelte FI10LX um 887,0% (28.9-mal DAX) und der zwölffach gehebelte FI12LX sogar um 1‘379,1% (45,0-mal DAX). Bei perfektem Timing geht somit mit den CLCs richtig die Post ab.

20150610_Umsätze

Ein weiterer Vorteil der CLCs ist das Fehlen eines Laufzeitendes. Trotz der unbegrenzten Laufzeit sind CLCs allerdings nicht als längerfristige Kapitalanlage geeignet. Bei den Nachteilen gilt es auf das Verlustrisiko hinzuweisen. Wegen des Hebels kommt es bei fehlerhafter Markteinschätzung zu überproportionalen Kurseinbussen. Wenn CLCs in einer anderen Währung notieren als ihr Basiswert, besteht ferner ein Währungsrisiko, das aber auch eine zusätzliche Chance sein kann, wie dies bei den CLCs der Bank Vontobel auf den DAX (FI8LDXFI10LX und FI12LX), die in CHF notieren, im ersten Quartal 2015 der Fall war. In Seitwärtsphasen erleiden CLCs oft Verluste, während der Kurs des Basiswertes sich kaum verändert. Bei starken Kursverlusten des Basiswertes oder im Falle einer untertägigen Anpassung können CLCs in die Nähe eines Totalverlustes kommen und eine spätere Kurserholung nur noch sehr bedingt nachvollziehen. Last but not least unterliegen CLCs dem Emittentenrisiko wie alle nicht pfandbesicherten Strukturierten Produkte.

«Im April 2015 betrug der monatliche Absatz der an der SIX STP kotierten CLCs CHF 52.9 Mio. oder 5,7% des gesamten Umsatzes aller Hebelprodukte.»

Eigenheiten der CLCs

Eine Besonderheit der CLCs im Vergleich zu den übrigen Hebelprodukten ist ihre indirekte Abhängigkeit vom Basiswert. Die Kursentwicklung orientiert sich nicht direkt am Basiswert, sondern am Referenzindex. Dieser besteht aus einer Hebelkomponente und einer Finanzierungskomponente. Während Erstere den Aktienkauf widerspiegelt und den prozentualen Tagesgewinn multipliziert mit dem jeweiligen Faktor des Zertifikates abbildet, entspricht Letztere der schon von Knock-out Warrants und Mini-Futures bekannten «Kreditaufnahme» des Investors, mittels dessen der eigentliche Hebel erzielt wird. Wird als Basiswert ein Index, Rohstoffe oder Zinsen gewählt, basiert der Referenzindex auf dem jeweiligen Future des Underlyings. Um eine konstante Hebelwirkung zu erzielen, bezieht sich die Berechnung des Referenzindex auf der prozentualen Entwicklung des Basiswertes gegenüber seinem Schlusskurs am Vortag. Dieser Schlusskurs ist dann der neue Referenzwert für die Tagesperformance des Produktes. Der Referenzindex wird börsentäglich angepasst, wodurch Kosten wie z.B. Finanzierungskosten und Indexgebühren entstehen. Die anfallenden Kosten werden täglich vom Emittenten mit dem Referenzindex verrechnet und wirken sich negativ auf den Kurs des Zertifikates aus. Die jährlichen Kosten für den Referenzindex differieren von Emittent zu Emittent. Commerzbank verrechnet für ihre CLCs an der SIX im Schnitt leicht niedrigere Kosten als Vontobel, dafür bieten Letztere die aggressiveren Hebel an (siehe Interview).

Der USD – ein Baissekandidat

Timing ist bekanntlich das A und O bei den CLCs. Nach der guten Performance der meisten Aktienindizes dürfte das Aufwärtspotenzial kurzfristig wohl eher limitiert sein. Chancen für neue lukrative Markttrends bieten unseres Erachtens dafür Währungen, die Anlageklasse Volatilität sowie die Edelmetalle Gold und Silber. Im Fall des US-Dollars scheint die Phase der Höherbewertung ihr Ende gefunden zu haben. Die Wirtschaftszahlen signalisieren zunehmend Schwäche. Ob das Fed in einem solchen Umfeld tatsächlich eine Höherbewertung der Leitzinsen durchführt, scheint je länger je zweifelhafter, zumal 2016 Präsidentschaftswahlen anstehen. Es würde daher nicht überraschen, wenn es 2015 zu keiner Leitzinserhöhung käme. Dies würde den USD wohl endgültig in die Knie zwingen, entgegen der Erwartung der meisten Experten Ende 2014. Im laufenden Jahr hat sich bislang ein Patt ergeben. Der Single Long CLC CBLUC1 beginnt zu lahmen, während sein Pendant CBSUC1 erste Anzeichen neuer Stärke zeigt. Im statistischen Durchschnitt setzt ab Juni beim USD in der Regel eine mehrmonatige Schwächeperiode ein (www.seasonalcharts.de/classics_chfusd.html). In diesem Jahr stehen die Vorzeichen günstig, dass sich das klassische Muster zeigt. Es könnte sich somit lohnen, auf den fünffach gehebelten Short CLC CBSUC5 zu setzen.

«Die Kursentwicklung der CLCs orientiert sich nicht direkt am Basiswert, sondern am Referenzindex.»

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Steigende Schwankungen ante portas?

Zwischen Herbst 2008 und Frühsommer 2014 ist die Volatilität stetig gesunken. Seither nehmen die Schwankungen tendenziell zu. In Anbetracht der inzwischen luftigen Höhe des Aktienmarktes dürfte die Verletzlichkeit der Börse in den kommenden Monaten zunehmen und die Volatilität weiter steigen. Für CBLVIX kommt die Trendwende zu spät. Das Long CLC ist zu tief gesunken, um von einem allfälligen Revival zu profitieren. Wer auf steigende Volatilität setzen möchte, der sollte sich daher an die Nachemission CBVIXL halten. Sein Spread ist wesentlich enger als derjenige von CBLVIX und die Sensitivität deutlich höher. Mit Blick auf die meist stürmischen Herbstmonate ein interessanter CLC, auch wenn mit einem Kauf wohl noch etwas zugewartet werden kann.

Gold vor Comeback?

Das Edelmetall befindet sich seit September 2011 auf der schiefen Bahn. Hält in den kommenden Wochen das Tief vom November 2014 an, könnte sich in der zweiten Jahreshälfte endlich die von einigen lange ersehnte Trendwende einstellen. Die unaufhörliche Flutung der Notenbanken mit Liquidität und die extrem niedrigen Zinsen müssten eigentlich dem gelben Metall über kurz oder lang Auftrieb verleihen. Das Angebot an Long CLC reicht von Faktor 2 (der in Deutschland kotierte EFT 2GOL und der an der SIX kotierte GLD2L) bis Faktor 10 (FI10LG und FI10LZ). Auf Sicherheitsüberlegungen sollte bis zu einem bestätigten technischen Ausbruch das Risiko nicht zu hoch geschraubt werden. Der vierfach gehebelte FI04LG bietet aktuell das günstigste Chancen-/Risiko-Verhältnis. Der renommierte amerikanische Trendforscher und Finanzanalyst Martin Armstrong sieht zwar kurzfristig noch ein Risiko, dass Gold bis auf USD 1‘000 per Unze fällt. Spätestens danach wird nach ihm aber die Wende kommen. Er rechnet in den kommenden Jahren mit einen Kursziel bis USD 5‘000 per Unze.

«CLCs dürften in den kommenden Monaten ihren Siegeszug fortsetzen.»

Fazit

CLCs dürften in den kommenden Monaten ihren Siegeszug fortsetzen. Es spricht vieles für ausgeprägtere Bewegungen an den Finanzmärkten, sei es nach oben oder nach unten. Das wäre Wasser auf die Mühlen dieser faszinierenden Produktegruppe. Dank ihres konstanten Hebels, der sich in Trendphasen noch steigert, sind sie die idealen Instrumente für spekulativ affine Anleger. Sowohl die Commerzbank als auch die Bank Vontobel bieten für interessierte Investoren reichhaltiges Informationsmaterial auf ihren Webseiten. Für unerfahrene Trader ideales Know-how, um sich allfällig fehlendes Wissen im Schnelldurchgang anzueignen. Im Falle von Börseneinsteigern empfiehlt es sich, mit niedrig gehebelten CLCs Erfahrungen zu sammeln. Bei diesen wirken sich Fehler weniger stark aus als bei den hoch spekulativen CLCs mit Hebeln von 5 und mehr. «Aus Schaden wird man klug» lautet zwar ein Sprichwort. Gerade deswegen sollten vorsichtige Anleger es eher ruhig angehen lassen, getreu der Geschichte vom Hasen und dem Igel.

 

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