M&A-Aktivität in der Schweiz nimmt ab

M&A-Aktivität in der Schweiz nimmt ab
(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)

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Zürich – Im zweiten Quartal 2015 verlangsamte sich die M&A-Aktivität in der Schweiz erneut. Zahl und Volumen der Transaktionen gingen das dritten Quartal in Folge zurück und verzeichneten eine unterdurchschnittliche Performance, wie EY im jüngsten M&A Quarterly berichtet. Dieser Trend ist in erster Linie auf das Ende der Megadeal-Welle und den ungewissen Wirtschaftsausblick infolge des starken Schweizer Frankens zurückzuführen. Obwohl die Aufwertung des Franken die Aktivität auch in voraussehbarer Zukunft dämpfen dürfte, sollte der Schweizer M&A-Markt nicht wesentlich stärker schrumpfen.

Vor dem Hintergrund der nachgebenden Konjunkturindikatoren und des starken Schweizer Frankens schwächte sich die M&A-Aktivität in der Schweiz von April bis Juni 2015 weiter ab. Im zweiten Quartal 2015 wurden 128 Transaktionen mit einem Schweizer Bezug auf der Käufer- oder Verkäuferseite verbucht, das sind 6% weniger als im ersten Quartal 2015. Gegenüber dem Vorquartal sank das Volumen mit lediglich CHF 9,5 Mrd. um 41% auf das niedrigste Niveau seit dem vierten Quartal 2013.

Akquisitionstätigkeiten zurückgestellt
Sowohl die Anzahl als auch der Wert der Transaktionen spiegeln den steten Rückgang der M&A-Aktivität in der Schweiz seit dem Allzeithoch im zweiten Quartal 2014 mit einem Transaktionsvolumen von CHF 82,1 Mrd. wider. Ronald Sauser, Head Mergers & Acquisitions bei EY Schweiz, betont: «Der steile Abfall der M&A-Aktivität im zweiten Quartal ist auf das Ende der Megadeal-Welle zurückzuführen. Während wir 2014 sechs Megadeals im Wert von mehr als CHF 5 Mrd. verzeichneten, wurde dieses Jahr noch keine Transaktion dieses Umfangs abgeschlossen. Die Wirtschaftslage infolge des Entscheids der Schweizerischen Nationalbank im Januar lässt viele Unternehmen ihre Akquisitionstätigkeiten zurückstellen.»

Eine Gegenüberstellung des ersten Halbjahres 2015 mit dem Vergleichszeitraum 2014 bestätigt die schwache Performance des Schweizer M&A-Markts. 2014 wurden in den ersten beiden Quartalen 281 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von CHF 102,1 Mrd. verbucht, 2015 waren es erst 264 Deals mit einem Volumen von CHF 25,7 Mrd. Diese Entwicklung stellt einen zahlenmässigen Rückgang um 6% und eine volumenmässige Abnahme von 75% dar.

Sechs Transaktionen über CHF 1 Mrd., aber nur ein Megadeal im ersten Halbjahr 2015
In den ersten sechs Monaten 2015 wurde nur ein Megadeal im Wert von mehr als CHF 5 Mrd. abgeschlossen. Im zweiten Quartal 2015 blieben alle Transaktionen unter dieser Schwelle. Nichtsdestotrotz gab es im zweiten Quartal einige interessante Deals von mehr als CHF 1 Mrd. Wert, sowie eine herausragende Transaktion: Der Kuoni-Konzern verkaufte dem deutschen Einzelhändler Rewe einen Teil seines Reiseveranstaltergeschäfts, einschliesslich der Aktivitäten in der Schweiz, den Benelux-Ländern, Grossbritannien und den skandinavischen Märkten.

Industrielle Güter und Dienstleistungen zeigen weiterhin robuste M&A Aktivität
Im zweiten Quartal 2015 war Medien, Technologie und Telekommunikation der aktivste Sektor in der Schweiz und trug mit 27 Transaktionen bzw. 21% zu den angekündigten 128 Transaktionen bei. Diese Entwicklung entspricht jedoch einem Rückgang um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum ersten Quartal 2015. Infolge der Turbulenzen seit der Ankündigung der SNB, den Mindestkurs CHF/EUR aufzugeben, verzeichnete der Sektor Industrielle Güter und Dienstleistungen eine robuste M&A-Aktivität und trug mit 26 Transaktionen bzw. 20% zu den angekündigten Übernahmen bei. Nachdem die M&A-Aktivität des Sektors Energie und Versorger mehr als ein Jahr rückläufig war, kehrte sich der Trend um. Die Branche verzeichnete einen Anstieg von 2 Prozentpunkten und trug mit 4% zu den Transaktionen im zweiten Quartal 2015 bei.

Ausblick: Stabilisierung der M&A-Aktivität
Wie von vielen Beobachtern erwartet, verlor die schweizerische Wirtschaft an Fahrt, nachdem der Franken infolge der Aufgabe des Mindestkurses zum Euro im Januar an Wert gewann. In der jüngsten Einschätzung vom Mai 2015 meldete das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ein negatives reales BIP-Wachstum von 0,2% im ersten Quartal 2015. Damit schrumpfte die schweizerische Wirtschaft das erste Mal seit dem dritten Quartal 2011. Einige Experten rechnen sogar mit einer Rezession.

Positiver einzuschätzen ist aus globaler und europäischer Sicht die Tatsache, dass erstmals seit 2010 mehr als die Hälfte der Teilnehmer am Global Capital Confidence Barometer von EY eine Akquisition erwägen und knapp die Hälfte damit rechnet, in den kommenden 12 Monaten eine Transaktion abzuschliessen. Dazu kommt noch ein Anstieg der der Deal-Pipeline um 19%. Der Ausblick für den globalen M&A-Markt ist also positiv und wird sicher auch den schweizerischen Markt beeinflussen.

Negative Auswirkungen des Entscheids der SNB auf die M&A-Aktivität
Stefan Rösch-Rütsche, Head Transaction Advisory Services bei EY Schweiz, meint dazu: «Angesichts des steilen Rückgangs der M&A-Aktivität in den letzten Quartalen und die im historischen Vergleich sehr verhaltene Performance rechne ich nicht damit, dass die M&A-Aktivität weiter sinkt. Unter Berücksichtigung des allgemeinen Wirtschaftsausblicks und der Erkenntnisse aus den Gesprächen mit Unternehmensleitern gehen wir davon aus, dass sich die M&-Aktivität in der Schweiz wohl auf dem aktuellen Niveau stabilisiert.

Diese Ansicht wurde vom jüngsten Mid Market Barometer Switzerland, den EY im Mai 2015 veröffentlichte, bestätigt: Die Unternehmen sind bestrebt, eher die Effizienz zu steigern und in Innovationen und Qualitätsverbesserungen zu investieren, um die mit dem starken Schweizer Franken verbundenen Probleme zu lösen, als im Ausland durch Akquisitionen zu wachsen. «Seit dem Entscheid der SNB sind mehr als fünf Monate vergangen und der kurzfristige Effekt auf den M&A-Markt war negativ. Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen sind jedoch derzeit noch nicht abzuschätzen. Wir haben Kenntnis von einigen grossen geplanten Transaktionen, die zu einer Umkehr des Negativtrends führen könnten», so Stefan Rösch-Rütsche.

Der Bericht «Mergers & Acquisitions Quarterly Switzerland – Zweites Quartal 2015» wird am Dienstag, 30. Juni 2015 auf unserer Website www.ey.com/CH/de/Services/Transactions/Lead-Advisory verfügbar sein. (EY/mc/ps)

Über «M&A Quarterly Switzerland» von EY
«Mergers & Acquisitions Quarterly Switzerland» von EY fasst die sektorübergreifende Entwicklung des M&A-Markts in der Schweiz zusammen. Die Publikation bietet einen Überblick über den M&A-Markt, die Bewertungskennzahlen, Ereignisse und Übernahmegelegenheiten. Dies ist die 27. Ausgabe dieser Veröffentlichungsreihe, die im Januar 2009 mit den Berichten über alle vier Quartale 2008 begann.

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