Christoph Caviezel, CEO Mobimo im Interview

Christoph Caviezel, CEO Mobimo im Interview
Christoph Caviezel, CEO Mobimo. (Foto: Mobimo)

Christoph Caviezel, CEO Mobimo. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Caviezel, Sie können auf ein erfreuliches erstes Semester zurückblicken. Mobimo hat den Gewinn im 1. Halbjahr um fast 80 % auf 35,8 Mio Franken steigern können. In welchem Umfeld wurde dieses Resultat erreicht?

Christoph Caviezel: Das Marktumfeld war anspruchsvoll. Auf der einen Seite hatte die durch das erneute Absinken des Zinsniveaus erhöhte Nachfrage nach Renditeobjekten positive, die Aufhebung des Euromindestkurses – vor allem auf den Detailhandel – auf der anderen Seite negative Auswirkungen. Politische Aktivitäten wie die angekündigte Vernehmlassung zur Verschärfung der Lex Koller trugen auch nicht dazu bei, die Zuversicht in den Immobilienmarkt zu festigen. Aber insgesamt ist der Markt besser als die Zeitungslektüre es vermuten lässt.

Was hat das Mobimo-Resultat positiv beeinflusst?

Auf Grund der hohen Nachfrage nach Wohnliegenschaften haben wir drei Liegenschaften aus dem Anlageportfolio veräussert, dies hat zusätzlich zu den gestiegenen Mieteinnahmen und der regen Nachfrage nach Wohneigentum positiv zur Resultatsentwicklung beigetragen.

Wie stark war der Einfluss von Negativzinsen und Frankenstärke?

Das erneute Absinken des Zinsniveaus zu Jahresbeginn führte zu einer hohen Nachfrage nach Immobilieninvestitionen, insbesondere für Wohnliegenschaften. Die Aufhebung des Euromindestkurses hatte vor allem auf den Detailhandel ungünstige Auswirkungen. Wir waren von dieser Entwicklung jedoch kaum betroffen. Unsere Detailhandelsflächen im gut durchmischten und frequentierten Quartier Le Flon in Lausanne erfreuen sich einer hohen Nachfrage.

Sie haben den Verkauf der drei Anlageliegenschaften in Horgen und Bülach angesprochen. Planen Sie weitere Veräusserungen in der zweiten Jahreshälfte?

Bei einer unverändert hohen Nachfrage werden wir den Verkauf von weiteren ausgewählten Liegenschaften prüfen.

«Ich persönlich glaube nicht, dass es richtig ist, sich abzuschotten. Die Schweiz ist auf Zuwanderung angewiesen.» Christoph Caviezel, CEO Mobimo

Die Verkäufe von Stockwerkeigentum konnten deutlich gesteigert werden. Auch die Projekte in Regensdorf und Aarau erfreuen sich grosser Nachfrage. Spüren Sie keine Folgen der verschärften Eigenkapitalbestimmungen beim Erwerb von Wohneigentum?

Die stetige Verschärfung der Eigenkapitalbestimmungen hat den Erwerb von Eigentum vor allem für junge Familien erschwert, das Interesse nach Stockwerkeigentum im mittleren Preissegment ist aber wie erwähnt weiterhin rege.

Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist weiterhin enorm. Auch die Wohnüberbauung Petit Mont-Riond in Lausanne war bei Bauende bereits voll vermietet. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die Diskussionen um die Zuwanderung in die Schweiz und die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative?

Es besteht sehr viel Unklarheit darüber, in welche Richtung ein mögliches Resultat gehen kann, das der Initiative gerecht wird. Ich persönlich glaube nicht, dass es richtig ist, sich abzuschotten. Die Schweiz ist auf Zuwanderung angewiesen.

In welchem Preissegment sind Mietwohnungen besonders gefragt?

Im niedrigen und mittleren Preissegment ist die Nachfrage nach wie vor äusserst  hoch.

Wie präsentiert sich die aktuelle Projekt-Pipeline?

Unsere Projekt-Pipeline ist prall gefüllt; Die Tiefbauarbeiten im Labitzke-Areal Zürich haben begonnen und die Baueingaben für das Baufeld 2 in Aarau sowie die ersten Projekte aus der Überbauung Mattenhof in Kriens sind erfolgt. Für die rund 90 Wohnungen, die auf dem Baufeld 4 des geplanten Aeschbach Quartiers in Aarau entstehen, wurde im April der Grundstein gelegt.

«Denken Sie an Luzern oder Lugano, wo der See vollständig in die Stadt integriert ist. In Biel und Nidau gibt es da noch eine Barriere. AGGLOlac wird diese überwinden.»

Über die Projekte in Planung hinaus ist Mobimo unter anderem auch Entwicklungspartnerin der Städte Biel und Nidau im Projekt AGGLOlac. Was sieht das Projekt vor und wo steht es heute?

Es wird ein Quartier sein, in dem man wohnt, arbeitet und in den Ausgang geht. Auch für Auswärtige und Touristen wird es attraktiv sein. Denken Sie an Luzern oder Lugano, wo der See vollständig in die Stadt integriert ist. In Biel und Nidau gibt es da noch eine Barriere. AGGLOlac wird diese überwinden. 2013 haben 25 Teams ihre Ideen für ein Stadtquartier eingereicht, die fünf Interessantesten durften ihre Vorschläge im Rahmen der Testplanung weiterentwickeln, dabei flossen auch Anregungen aus der Bevölkerung in die Arbeiten ein. Ende 2014 hat die Jury nach intensiven Diskussionen entschieden, den Vorschlag «citélac» des Bieler Büros Bauzeit Architekten weiter zu verfolgen. In der jetzigen Phase geht es darum, auf der Grundlage von «citélac» die planungsrechtlichen Grundlagen zu entwickeln, über die später abgestimmt wird.

Im April hat Marc Pointet als Geschäftsführer von Mobimo Suisse romande Einsitz in der Geschäftsleitung der Mobimo Holding genommen. Welchen Stellenwert hat das Geschäft in der Romandie für Mobimo?

Wir sind seit der Integration des LO Holding Lausanne-Ouchy S.A Portfolios 2009 in der Westschweiz tätig, heute befinden sich dort rund ein Drittel unserer Liegenschaften. Durch die Wahl von Marc Pointet wird der Bedeutung der Westschweiz für die Mobimo-Gruppe besser Rechnung getragen.

Nach einer etwas ruhigeren Phase ist der UBS-Immobilienblasenindex im 2. Quartal wieder deutlich angestiegen. Zu den Gefahrenregionen wird neu auch die Region Luzern gezählt. Wie gross schätzen Sie die Gefahr einer Überhitzung ein?

Wir sehen in Luzern heute eigentlich keine Hinweise auf eine Überhitzung.

Von welcher Geschäftsentwicklung gehen Sie im weiteren Jahresverlauf aus?

Wir sind natürlich keine Hellseher, aber es ist gut zu wissen, dass sich das Geschäftsmodell von Mobimo in fast jedem Marktumfeld bewährt hat. Dank dieser Flexibilität beurteilen wir die Zukunftsaussichten der Gruppe weiterhin als sehr positiv.

Herr Caviezel, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Christoph Caviezel, Jahrgang 1957, wuchs in Chur auf und promovierte 1988 zum Dr. iur.  Nach einigen Jahren als Rechtsanwalt übernahm er 1986 die Leitung der Immobilienabteilung der SBB in Luzern. 1995 wechselte er zur börsenkotierten Intershop Holding AG und wurde 1999 Mitglied der Geschäftsleitung, zuständig für die Immobilien Schweiz. Ab 2001 führte er die Intershop als CEO und war seit 2003 auch Mitglied des Verwaltungsrates. Seit 1. Oktober 2008 ist Christoph Caviezel CEO der Mobimo Gruppe und leitet direkt die Abteilung Einkauf und Devestition.

Zum Unternehmen:
Die Mobimo Holding AG wurde 1999 in Luzern gegründet und ist seit 2005 an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Die Mobimo-Gruppe verfügt über einen attraktiven Portfoliomix von Anlageobjekten mit stabilen Erträgen und Entwicklungsobjekten mit hohem Wertsteigerungspotenzial. Die Investitionen werden an zukunftsträchtigen Standorten primär in den Wirtschaftsräumen Zürich und Lausanne/Genf sowie in den Wirtschaftsräumen Basel, Luzern/Zug, Aarau und St. Gallen getätigt. Mobimo zählt mit einem Liegenschaftenportfolio im Gesamtwert von rund CHF 2,5 Mrd. zu den führenden Immobiliengesellschaften der Schweiz. In der Pipeline enthalten sind Entwicklungsobjekte für das eigene Portfolio mit einem Investitionsvolumen von 0,9 Mrd. (Stand 30.06.2015).

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