Nestlé in USA wegen Beihilfe zur Sklaverei angezeigt

Nestlé in USA wegen Beihilfe zur Sklaverei angezeigt

New York – Nestlé ist in den USA mit einer Klage konfrontiert. Dem Konzern wird vorgeworfen, der auf thailändischen Fischerei-Schiffen grassierenden Sklaverei bewusst Vorschub zu leisten. Eine Anwaltskanzlei hat eine entsprechende Sammelklage eingereicht.

Käufer von Tiernahrungsmitteln werfen Nestlé darin vor, in vollem Wissen ein System der Versklavung und den damit zusammenhängenden Menschenhandel zu unterstützen. Der Konzern verberge diese mit der Produktion von Katzenfutter zusammenhängenden Menschenrechtsverletzungen, teilte die Kanzlei Hagens Berman in einem Communiqué vom Donnerstag mit.

Die Klage wurde bei einem Bundesgericht in Kalifornien deponiert. Nestlé importiere über einen thailändischen Lieferanten Thai Union Frozen Products mehr als 12’000 Tonnen Tiernahrung auf der Basis von Meeresfrüchten für die grossen in den USA verkauften Marken. Ein Teil der Meeresfrüchte werde unter Sklaverei-Bedingungen gewonnen.

Männer und Knaben aus ärmeren Ländern wie Myanmar oder Kambodscha würden an Fischer-Kapitäne verkauft, heisst es in der Klage. Auf den Booten müssten sie für wenig oder gar kein Geld 20 Stunden am Tag unter gefährlichen Bedingungen arbeiten. Zudem würden sie misshandelt. Die Kanzlei ruft weitere Konsumenten auf, sich der Klage anzuschliessen.

Nestlé: Zwangsarbeit hat keinen Platz
Nestlé reagierte prompt: «Zwangsarbeit hat keinen Platz in unserer Lieferkette», schrieb der Konzern in einer Stellungnahme. Die Konzernrichtlinien für Fisch und Meeresfrüchte würden alle Lieferanten verpflichten, die Menschenrechte zu beachten und sich an die Arbeitsgesetze zu halten.

Die Eliminierung von Zwangsarbeit in der Meeresfrüchte-Lieferkette sei eine gemeinsame Verantwortung. Nestlé arbeite mit globalen und lokalen Anspruchsgruppen zusammen, um dieses ernste und komplexe Problem anzugehen.

In den letzten zwölf Monaten habe man mit der unabhängigen Beratungsgesellschaft Achilles zusammengearbeitet, um die vielschichtige Lieferkette in der thailändischen Meeresfrüchteindustrie besser zu verstehen, die gewisse Bestandteile für Nestlé-Produkte liefere.

Die Nichtregierungsorganisation Verité habe Informationen von Fischkuttern, Fischmühlen und Fischzuchten in Thailand sowie von Häfen in Südostasien gesammelt, um herauszufinden, wo und warum Zwangsarbeit und Menschenrechtsverstösse vorkommen würden. Diese Befunde von Verité werde Nestlé im vierten Quartal veröffentlichen zusammen mit einem Plan von Gegenmassnahmen.

Zudem mache Nestlé bei einer Arbeitsgruppe der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mit, die aus Vertretern der thailändischen Regierung, lokalen Meeresfrüchte-Lieferanten und internationalen Käufern bestehe. Diese Gruppe habe Trainingsrichtlinien für Fabriken, Erstverarbeiter und Fischzuchten entwickelt, um unfaire Praktiken zu stoppen. (awp/mc/upd/ps)

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