Aberdeen Asset Management: Bären soll man nicht füttern

Aberdeen Asset Management: Bären soll man nicht füttern

Hugh Young, Managing Director, Aktien – Asien bei Aberdeen Asset Management. (Foto: Aberdeen)

Aberdeen – Die asiatischen Märkte rauschen gerade gewaltig in die Tiefe. Zwar waren die Schwellenländermärkte in den vergangenen Jahren bisweilen etwas anfällig, aber nie so stark wie jetzt. Was passiert da gerade?

Die Hauptsorge der Investoren gilt China. Was sich gegenüber vorher geändert hat, ist ihr Vertrauen in die Fähigkeit der chinesischen Politiker, die Wachstumsverlangsamung, welche die globale Nachfrage einbrechen lässt, in den Griff zu bekommen.

Dieses Vertrauen wurde erstmals erschüttert, als die Kursblase an den Aktienmärkten platzte. Dies war keine Überraschung, denn die meisten auf den RMB lautenden Aktien, die in Shenzhen und Shanghai gehandelt werden, stehen in keinem Verhältnis zu den Erträgen der Unternehmen, sondern spiegeln vielmehr die chaotische Interaktion zwischen den staatlichen Marktmanipulationen und der ständigen spekulativen Berg- und Talfahrt der Risikobereitschaft chinesischer Retailanleger wider.

Reihe ungeschickter politischer Schachzüge
Allerdings waren die Investoren überzeugt, dass die Politiker zur Stützung des Marktes für so genannte A-Aktien alles in ihrer Macht Stehende tun würden. Stattdessen waren wir Zeuge einer Reihe ungeschickter politischer Schachzüge, von denen einer wirkungsloser war als der andere. Eine Weile sah es danach aus, als habe Peking die Waffen gestreckt.

Als nächstes kam der Schock der Yuan-Abwertung. Je nach Sichtweise kann man diese entweder als positives Signal für das Festhalten Chinas am Ziel der Freigabe der Währung oder als verzweifelten Versuch werten, den Einbruch der Exporte aufzuhalten.

Ganz gleich, was die chinesischen Politiker damit bezwecken, auf jeden Fall bekommt Asien die Auswirkungen zu spüren. Das Wachstum stockt, die Unternehmen kämpfen um höhere Erträge. Die Zentralbanken der Region könnten versucht sein, es Peking nachzutun und ihre eigenen Währungen im Bemühen um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte abzuwerten.

Asiens Anfälligkeit ist umso schwerwiegender, als sich auch in anderen Regionen – vor allem im Lager der Industrieländer – Druck aufbaut. So ist Griechenland immer nur einen Kredit vom Rauswurf aus der Eurozone entfernt, während die Stimulierungsmassnahmen in Japan kein nachhaltiges Wachstum zur Folge hatten.

Da die Federal Reserve immer noch zur baldigen Anhebung ihrer Zinsen entschlossen scheint, wird sie unerwünschtem Druck in Form eines erstarkenden USD und eines Abwärtsdrucks auf die Preise ausgesetzt sein.

Grund zur Sorge für Investoren
Angesichts all dieser Faktoren haben die Investoren guten Grund zur Sorge. So wurden die Preise weniger durch die Fundamentaldaten der Unternehmen als durch Liquidität und Vertrauen in das Urteilsvermögen der Politik gestützt.

Andererseits können wir mit dem Abverkauf leben und sehen uns durch ihn sogar bestätigt. Sobald die Preise wieder in einem vernünftigen Verhältnis zu den Fundamentaldaten stehen, werden sich Gelegenheiten zur Aufstockung unserer Positionen bieten.

Asien wie auch die Schwellenländer als Ganzes sind gegenüber Europa und den USA günstig. Es mutet seltsam an, dass Kapital aus der sich entwickelnden Welt abgezogen wird, vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Unternehmensgewinne – von den Rohstoffproduzenten abgesehen – dort grösstenteils stabilisiert haben und wir bereits im nächsten Jahr mit einer Steigerung rechnen können.

Der Anstieg der Risikoaversion ist zum Teil der Schwäche der Währungen zuzurechnen, die aber genauso ein Spiegelbild des starken USD wie ein Indikator für mögliche Probleme im Inland sein kann. Daher finden wir, dass die Währungen die Schwäche des Marktes auf kurze Sicht zwar akzentuieren können, aber langfristig keine tragende Rolle für die Performance von Aktien spielen.

Keine Ansteckungsgefahr
Ergänzen möchten wir, dass die aktuelle Situation nicht mit dem Dotcom-Crash, SARS oder der jüngsten weltweiten Finanzkrise vergleichbar ist. Zweifelsohne sind ein oder zwei Länder anfällig für den Abzug von Kapital, so dass ihr Schuldendienst und ihre Währungen unter Druck geraten werden. Aber dies sind Ausnahmen, so dass wir keine Ansteckungsgefahr erkennen, denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Schwellenländern werden mittlerweile klarer erkannt. Einen Vergleich mit der Asienkrise von vor fast 20 Jahren halten wir für abwegig.

Daher bleiben wir von der Qualität unserer Einzeltitel sowie von der langfristigen Erfolgsstory Asiens in vollem Umfang überzeugt. Unsere Erfahrung zeigt, dass das, was gerade passiert, weder besonders neu noch besonders überraschend ist. (Aberdeen Asset Management/mc/ps)

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