Schweiz erneut das wettbewerbsfähigste Land der Welt

Schweiz erneut das wettbewerbsfähigste Land der Welt

(Fotolia/vege)

Genf – Die Schweiz ist vom Weltwirtschaftsforum (WEF) das siebte Jahr in Folge zum wettbewerbsfähigsten Land erklärt worden. Die Autoren der Studie warnen jedoch, diese Position sei in Gefahr. In einem sich wandelnden Umfeld habe die Schweizer Wirtschaft bislang eine bemerkenswerte Widerstandskraft gezeigt, heisst es im «Globalen Wettbewerbsindex 2015». Insgesamt wurden 140 Länder bewertet nach 12 einheitlichen Kriterien.

Die Schweiz sei weiter Weltspitze bei der Innovation von Produkten und Produktionsabläufen. Zudem kämen ihr hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie ein enges Zusammenwirken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zugute. Gelobt werden auch der flexible Arbeitsmarkt, das Bildungssystem, die Infrastrukturen und die weit entwickelten Finanzmärkte.

Bürokratie, zunehmende Reglementierung, Fachkräftemangel
Am problematischsten für den Geschäftsgang seien staatliche Bürokratie, eine restriktive Reglementierung des Arbeitsmarkts, die Komplexität bei den Steuern, der Zugang zu Krediten und ein Mangel an Fachkräften.

Verschlechterung droht
Das WEF warnt sogleich, «die jüngsten Entwicklungen bergen das Risiko einer Verschlechterung, und sie lassen nur wenig Handlungsspielraum». Als Risiken nennen die Studienautoren eine nur langsame Konjunkturerholung bei den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz, die Frankenstärke, die bei Null liegende Teuerung und die Negativzinsen.

Masseneinwanderungs-Initiative als grosser Unsicherheitsfaktor
Explizit wird auf die Unsicherheit über die Schweizer Immigrationspolitik nach Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative hingewiesen. Diese könne dazu führen, dass der für die Dynamik der Wirtschaft nötige Zugriff auf das weltweite Reservoir an Fachkräften beschränkt werde. Das WEF rät der Schweiz, ihre Wettbewerbsvorteile zu stärken, um die im Vergleich höheren Kosten zu rechtfertigen.

Top 10 stabil
Gegenüber dem letzten Jahr haben sich die Top 10 der Studie leicht verändert, Neuzugänge gab es aber nicht. Singapur folgt der Schweiz auf dem 2. Rang vor den USA. Deutschland rückt um einen Platz vor auf den 4. Rang. Die VW-Abgasaffäre und die möglichen Folgen für den Ruf von «Made in Germany» sind darin allerdings noch nicht eingerechnet. Die Niederlande können sich um drei Plätze auf Rang 5 verbessern. Dahinter folgen unverändert Japan und Hongkong. Finnland fällt von Platz 4 auf 8 zurück. Und Schweden überholt Grossbritannien und erreicht Rang 9.

Erneut gibt es grosse Unterschiede zwischen Ländern der Eurozone: Frankreich, Österreich und Irland stehen auf den Plätzen 22, 23 und 24. Spanien folgt auf Rang 33 und liegt damit hinter Thailand. Italien schafft nur Platz 43, nach Kasachstan. Griechenland findet sich wie schon 2014 auf Platz 81 und damit weit hinter Ländern wie Vietnam (56) oder Kolumbien (61).

Sorgen um Schwellenländer
Am meisten Sorgen bereiten den WEF-Ökonomen die Schwellenländer, die stagnieren oder gar zurückgeworfen werden. Während sich Indien gleich um 16 Ränge auf Platz 55 verbessert, wurden Länder wie die Türkei (Rang 51) und Brasilien (75) schlechter bewertet. Brasilien fällt um 18 Ränge zurück.

Warnsignale in China
China hält sich trotz seines abnehmenden Wachstums auf Platz 28. Allerdings sehen die WEF-Experten Warnsignale. China müsse «ein Modell entwickeln, mit dem sich Produktivität durch Innovation sowie die Nachfrage durch den einheimischen Konsum steigern lassen».

Pessimistischer Ausblick für Russland
Russland steigt um 8 Stufen auf Platz 45. Die Regierung in Moskau habe bürokratische Hürden reduziert, um die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern und den Binnenmarkt zu stärken. Der Ausblick sei aber – auch infolge der Sanktionen des Westens – pessimistisch. Das WEF verweist auf eine steigende Inflation, unsichere Staatsfinanzen, sinkende inländische Kaufkraft sowie fragile Rohstoffpreise.

WEF-Gründer Klaus Schwab prognostiziert in der Studie, um bei der vierten industriellen Revolution konkurrenzfähig zu bleiben, müssten mehr denn je die Produktivitätsfaktoren wie Kompetenzen und Innovation gestärkt werden. (awp/mc/pg)

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