IHAG-Kommentar: Eines der schlechtesten Börsenquartale seit Jahren

IHAG-Kommentar: Eines der schlechtesten Börsenquartale seit Jahren

Zürich – Der Montag startete mit roten Bildschirmen. „Dieselgate“ um VW belastete Autowerte und den DAX. Der Twitter-Kommentar von Hillary Clinton der letzten Woche, etwas gegen die enormen Preisanstiege bei den Medikamenten zu unternehmen (ein populäres Wahlkampfthema), drückte weiterhin auf die Pharmawerte. Neu dazu kam der Kurssturz von 29% in Glencore, was das Sentiment zusätzlich belastete. Der Mittwoch brachte eine kurze Erholung, aber am Donnerstag sanken die Kurse in Europa nach einer starken Erhöffnung ohne Gründe. Die schwachen Arbeitsmarktdaten in den USA drückten am Freitag die Börsenindices in der Eröffnung nach unten, aber es setzte sodann eine enorme Rally ein, welche den S&P 500 vom Tiefst 3% nach oben zog.

Der DAX, von den Autowerten belastet, verlor über die Woche 1.4%, der Euro Stoxx 50 0.8%. Der SMI konnte sich knapp halten. Mit der Freitagsrally schloss der S&P 500 1.0% im Plus.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA zuerst leicht, sackten aber am Freitag auf 1.99% ab, weil mit den schlechten Arbeitsmarktdaten ein Zinsschritt des FED weiter in die Ferne rückte. Ein ähnliches Bild in Deutschland, wo die Renditen von 0.65% auf 0.51% nachgaben sowie in der Schweiz, wo die Rendite von knapp 0% auf -0.2% sank.

Dollar nach Arbeitsmarktdaten kurz unter Druck
Die schwachen Arbeitsmarktdaten belasteten den USD kurz. EUR/USD sprang am Freitag von 1.115 auf 1.13, kam aber im späteren Handel wieder auf 1.12 zurück. Im Gegenzug sank der CHF/USD von 0.98 auf 0.965 und erholt sich auf 0.97. Der EUR/CHF gab sich unbeeindruckt und wurde bei 1.09 stabil gehalten.

Der Goldpreis sank bis am Freitag Mittag von USD 1‘150 gegen 1‘110 die Unze , um dann wieder blitzschnell wieder in Richtung 1‘150 zu springen. Der Schluss war bei USD 1‘138. Beim Öl blieb es ruhig und das Niveau von USD 47 pro Barrel Brent blieb über die ganz Woche bestehen.

Die Rohstoffaktie Glencore fiel am Montag 29% auf unter GBp 70, womit sich der Kurs seit der Kapitalerhöhung Mitte September innert weniger Tage halbiert hatte. Das IPO war anfangs 2011 bei GBp 500. Den Schulden von USD 30 Mrd. steht noch eine Börsenkapitalisierung von USD 18 Mrd. gegenüber. Es wurden bereits Untergangsszenarien und eine neue Finanzkrise herumgeboten. In Europa verloren die Börsen im Wochenstart über 2% und auch die USA folgte, ohne Erholungsversuch. Käufer waren kaum am Markt. Es schien in fast allen Sektoren nur noch Verkaufsargumente zu geben: Industrie- und Rohstoffaktien wegen Abschwung in China, Auto wegen Manipulation der Abgasprüfungen, Pharma wegen möglichem Preisdruck in den USA, Banken wegen möglichen Kreditausfällen von Glencore und weiteren angeschlagenen Rohstoffkonzernen, etc. Kaufargumente waren rar.

Hoffnungsschimmer aus China?
Für etwas Zuversicht sorgte am Donnerstag, dass die chinesische Industrie gemäss einer Umfrage unter Einkaufsmanagern weniger stark geschrumpft war als befürchtet. Dort ansässige Investoren konnten allerdings nicht reagieren. Die chinesischen Aktienmärkte blieben infolge von Feiertagen für eine Woche geschlossen. In Hongkong öffnen die Märkte am Freitag wieder und erholten sich, ebenso der Nikkei in Japan, welcher nach einem Einbruch am Dienstag an den folgenden Tagen nach oben kletterte.

Das 3. Quartal war eines der schlechtesten der letzten 4 Jahre. Der S&P 500 verlor 7%, der Euro Stoxx 50 9.5%, der DAX gar fast 12%. Der SMI gab nur 3% nach, dank stabilen Nestlé und lange resistenten Pharmawerten. Nach einem Tweet von Hillary Clinton, dass sie gegen die zu stark steigenden Pharmapreise vorgehen wolle, kamen aber auch Novartis und Roche unter die Räder.

Immerhin schloss der letzte Tag im Monat mit einem Rebound ab und die Indices konnten sich von den Tiefstkursen vom August Sell-off entfernen. Dies lässt Hoffnung aufkeimen, dass der Verkaufsüberhang beendet ist und nach einer Bodenbildung eine Erholung im neuen Quartal beginnt. Allerdings, die Konjunktur schwächelt in Europa und Asien weiter, was auch die IMF Chefin Lagarde mit einem leicht gesenkten Ausblick belegt. Die Ampeln stehen auf orange und für Neuengagements sollte man sich der Bodenbildung sicher sein.

LafargeHolcim im Fokus
Über 3 Monate haben im SMI LafargeHolcim mit 24% sowie Zürich mit 18% am meisten verloren. LafargeHolcim erzielt 65% vom Gewinn in den Emerging Markets. Bei einer Abwärtsspirale wegen China könnte es sicher schlimm kommen, aber auf diesem Niveau erscheint zu viel Negatives im Kurs drin. Die Infrastruktur muss weiter aufgebaut werden, die Urbanisierung stoppt nicht. Auch Zurich hat mit dem Profitwarning ein schlechtes 3. Quartal, aber die Substanz ist gut. Risikobewusste Investoren können hier zukaufen, aber wir würden 5% tiefer einen Stopp setzen, falls es an den Börsen doch noch zu einem weiteren Rückschlag kommt. (IHAG/frp/mc/ps)

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