Einsamkeit schwächt Immunsystem und macht krank

Einsamkeit schwächt Immunsystem und macht krank

Einsamkeit: Schlecht für die Gesundheit.

Los Angeles / Davis – Einsamkeit kann die Zellen des Immunsystems so verändern, dass sich die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht, wie Forscher der University of California in Los Angeles und der University of California in Davis ermittelt haben. Die Studie baut auf Ergebnissen von John T. Cacioppo auf, die 2014 gezeigt hatten, dass Einsamkeit bei älteren Erwachsenen das Risiko eines frühzeitigen Todes um 14 Prozent erhöht.

CTRA-Genexpression relevant
Die Experten hatten bereits herausgefunden, dass Einsame öfter unter Entzündungen leiden und ihre Immunreaktion schwächer ist. Damit liegt nahe, dass es einen Konnex zwischen Einsamkeit und der «Conserved Transcriptional Response to Adversity» (CTRA) gibt. Dabei handelt es sich um eine erhöhte Expression von Genen, die bei Entzündungen wichtig sind.

Für die aktuelle Studie analysierten die Forscher die Genexpression bei den weissen Blutkörperchen im Immunsystem, die bei der Abwehr von Infektionen eine entscheidende Rolle spielen. Für die Studie wurden die Daten von 141 Erwachsene zwischen 50 und 68 Jahren von der Chicago Health, Aging and Social Relations Study ausgewertet.

Als Bestätigung früherer Ergebnisse wurde bei Einsamen eine stärkere CTRA-Genexpression ermittelt. Zusätzlich konnte die Einsamkeit auch die Werte vorhersagen, die mindestens ein Jahr später nachgewiesen wurden. Gleiches galt aber auch für den umgekehrten Weg. Damit liegt nahe, dass sich beide Phänomene im Laufe der Zeit gegenseitig verstärken.

Ergebnisse bei Affen bestätigt
Die Forscher analysierten zusätzlich die Genexpression der weissen Blutkörperchen bei Rhesusaffen. Die Affen stammten aus dem California National Primate Research Center, in dem die Tiere nur wenig soziale Kontakte haben. Die Affen wiesen nicht nur eine höhere Genexpression bei CTRA auf, sie verfügten auch über höhere Werte bei dem Neurotransmitter Noradrenalin, der bei der Flucht-oder-Kampf-Reaktion bei Stress relevant ist.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass Noradrenalin die Produktion von unreifen Monozyten erhöhen kann, also einer Art von weissen Blutkörperchen im Knochenmark. Diese Monozyten weisen eine hohe Genexpression bei Entzündungen und eine geringe bei Viren auf. Die einsamen Menschen und die einsamen Affen verfügten über höhere Werte der Monozyten.

Gravierende Gesundheitsfolgen
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die in «PNAS» veröffentlichten Ergebnisse nahelegen, dass Einsamkeit zu einer Störung der Flucht-oder-Kampf-Reaktion führt, die ihrerseits eine erhöhte Produktion von unreifen Monozyten und damit eine geringere antivirale Reaktion und mehr Entzündungen bewirkt. Das könnte wiederum die Produktion der weissen Blutkörperchen negativ beeinflussen und damit zumindest teilweise erklären, warum bei einsamen Menschen ein höheres Risiko chronischer Erkrankungen besteht.

Die Fachleute wiesen in einem weiteren Versuch auch nach, dass ein solcher Mechanismus ernste Folgen auf die Gesundheit haben kann. Einsame Affen mit einer eingeschränkten Genexpression gegen Viren wurden mit SIV infiziert, einem Virus der HIV beim Menschen entspricht. Das Virus breitete sich bei diesen Tieren viel rascher in Blut und Gehirn aus. (pte/mc/ps)

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