VP Bank: Mario Draghi enttäuscht die Finanzmärkte

VP Bank: Mario Draghi enttäuscht die Finanzmärkte
von Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe.

Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. 

Vaduz – Kommentar von VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel zum EZB-Entscheid: «Der zentrale Punkt ist: Die EZB stockt die monatlichen Anleihekäufe nicht auf. Stattdessen verlängert sie die Anleihekäufe bis März 2017. Künftig will die Europäische Zentralbank nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Kreditinstrumente von lokalen und regionalen Regierungen erwerben. Darüber hinaus werden Wertpapiere bei Fälligkeit neu angelegt. Der Einlagesatz wird um 10 Basispunkte auf -0.3 % gesenkt.

Mario Draghi schlug für seine Verhältnisse einen konservativen Weg ein. Der oberste Hüter des gemeinsamen Währungsraumes kann dieses Mal die hohen Erwartungen der Finanzmarkte nicht übertreffen. Er enttäuscht also. Über das vorsichtige Vorgehen kann nur spekuliert werden. Möglicherweise war der Gegenwind aus dem deutschen Lager zu gross. Denkbar ist auch, dass die EZB ihr Pulver trocken halten will. Hätte die EZB die Laufzeit des Programms verlängert und gleichzeitig das Volumen aufgestockt, wären die Währungshüter an ihre Grenzen gestossen. Mit dem Entscheid besteht nun grundsätzlich die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt nachzulegen. Ganz grundsätzlich gilt, dass die Statuten des Kaufprogramms viele Restriktionen vorgeben. Das Kaufprogramm der EZB sollte deshalb nicht mit ähnlichen Programmen in den USA oder in Japan verglichen werden.

Auch bei den Einlagezinsen ging die EZB behutsam vor. Bei einer aggressiveren Senkung hätte der Schuss nach hinten losgehen können. Negative Einlagezinsen stellen grundsätzlich Kosten für den Geschäftsbankensektor des Währungsraumes dar. Die Gefahr ist gross, dass wenn eine gewisse Schmerzgrenze überschritten ist, diese Kosten über höhere Kreditzinsen wieder erwirtschaftet werden müssen. Die EZB tat deshalb gut daran, behutsam vorzugehen.

Aus unserer Sicht sind die realwirtschaftlichen Wirkungen des Kaufprogramms ohnehin gering. Am direktesten wirken die Wertpapierkäufe über den Wechselkurs. Dass nun aber die EZB-Wertpapierkäufe die Kreditvergabe stimulieren, erhalten wir für unwahrscheinlich. Somit spielt es aber auch keine grosse Rolle, ob die EZB aufstockt oder nicht.» (VP Bank/mc/pg)

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