Thomas Marder, CEO Schulthess Maschinen AG, im Interview

Thomas Marder, CEO Schulthess Maschinen AG, im Interview

Thomas Marder, CEO Schulthess Maschinen AG. (Foto: Schulthess/mc)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Marder, das 170-Jahr-Jubiläum des Traditionsunternehmens Schulthess Maschinen AG neigt sich dem Ende entgegen. Welches waren die Highlights 2015?

Thomas Marder: Vor allem die Lancierung unserer neuen Gerätegeneration Spirit. Die Spirit-Waschmaschinen und -Wäschetrockner haben den Handel und die Endverbraucher gleichermassen mit einigen Weltneuheiten überrascht. Unsere abteilungsübergreifende Zusammenarbeit von Forschung und Entwicklung, Produktion, Verkauf und Marketing war sehr erfolgreich, und wir haben guten Grund, stolz auf diese Innovationen zu sein. Die neuen Maschinen wurden den Fachhändlern an exklusiven Events schweizweit präsentiert. Aufgrund der grossen Nachfrage konnten unsere Produktion ausgebaut und die Arbeitsplätze um 10 Prozent aufgestockt werden. Und das trotz Freigabe des Euro-Mindestkurses.

Im Jahre 1904 stellte Schulthess das erste Waschgerät her, 1951 produzierte Schulthess den ersten Haushaltswaschautomaten Europas. Danach folgten die Spirit-Grossmaschinen für den Gewerbebereich und Haushaltmaschinen fürs Eigenheim und Gemeinschaftswaschküchen. Welche besonderen Anforderungen müssen gewerbliche und industrielle Waschmaschinen erfüllen?

Als einer der führenden Wäschereimaschinen-Anbieter in der Schweiz kennt Schulthess die hohen Anforderungen, denen die Geräte täglich unter härtesten Bedingungen gerecht werden müssen: grosse Wäschevolumen, hohe Auslastung, 24-Stunden-Betrieb, strenge Hygiene- und Desinfektionsvorgaben und absolute Prozesssicherheit sind für Gewerbe- und Industriebetriebe unabdingbar. Neben der hohen Waschqualität sparen Schulthess-WMI-Geräte ausserdem im Vergleich zu den Vorgängermodellen bis zu 40 Prozent Wasser und 20 Prozent Strom.

«Die USB-Schnittstelle, die es nur bei Schulthess-Maschinen gibt, beschleunigt den Waschalltag im professionellen Bereich.»
Thomas Marder, CEO Schulthess Maschinen AG

Die industriellen Waschmaschinen Ihrer WMI-Serie verfügen erstmalig über eine USB-Schnittstelle. Welche Möglichkeiten eröffnen sich Hotels, Restaurants, Spitälern etc. mit den neuen Maschinen?

Die USB-Schnittstelle, die es nur bei Schulthess-Maschinen gibt, beschleunigt den Waschalltag im professionellen Bereich: Die Waschprogramme können per USB-Stick geladen werden. Damit werden Software- und Programm-Updates sowie individuelle Waschprogramme schnell und mühelos auf die Maschine übertragen. So lässt sich die Programmierung unkompliziert vom Büro aus erledigen, und der Tagesablauf in der Wäscherei wird nicht zu lange gestört.

Die Ansprüche von Unternehmen und Organisationen bei der Entfernung von Schmutz sind sehr unterschiedlich. Arbeiten Sie bei der Entwicklung Ihrer Geräte eigentlich auch mit Waschmittelherstellern zusammen?

Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Verfahrenstechnikern ist äusserst wichtig, ja. Denn obwohl die Technik der Waschmaschinen in den vergangenen Jahren stetig verändert und verbessert wurde, ist das Grundprinzip des Waschens – basierend auf dem Sinnerschen Kreis – unverändert geblieben: Chemie, Mechanik, Temperatur und Zeit wirken auf die Sauberkeit der Wäsche. Die Mechanik ist unsere Aufgabe, und sie beeinflusst die anderen Komponenten positiv, was sich in Zeit-, Waschmittel- und Ressourcenersparnis widerspiegelt.

Immer häufiger ist vom Smart Home die Rede. Wie lassen sich die neuen Maschinen der Spirit-Linie im Eigenheim vernetzen? Und welche Entwicklungen erwarten Sie in diesem Bereich in den kommenden Jahren?

Die Vernetzung von Haushaltsgeräten wird in einigen Jahren Standard sein. Schulthess arbeitet an Lösungen, die sich nach den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten richten und vernünftig sind. Clever sind unsere Maschinen aber schon heute: Wasch- und Trocknungszeiten sind im professionelle16n Bereich zeitlich so aufeinander abgestimmt, dass die Wäsche ohne lange Wartezeiten parallel gewaschen und getrocknet werden kann.

«Die Vernetzung von Haushaltsgeräten wird in einigen Jahren Standard sein. Schulthess arbeitet an Lösungen, die sich nach den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten richten und vernünftig sind.»

Für die Spirit-Linie hat Schulthess rund dreieinhalb Jahre Entwicklungszeit und einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Welche Rolle spielen bei Neuentwicklungen über die Technik hinaus Themen wie Design oder Farbe?

Die Zeiten, als Waschmaschinen und Trockner nur im Keller standen, sind definitiv vorbei. Die Geräte haben Einzug im Wohnbereich gehalten, deshalb spielt das Design natürlich eine entsprechend grosse Rolle. Schulthess hat viel in die Optik der neuen Maschinen investiert und in Zusammenarbeit mit Industrie-Designern ein Äusseres entwickelt, das die Wertigkeit der Geräte auf den ersten Blick sichtbar macht. Die Spirit-Top-Modelle sind in den Farben Weiss und elegantem Anthrazit erhältlich.

Wie sieht es mit der Energieeffizienz aus?

Dem respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt fühlt sich Schulthess verpflichtet. Energieeffizienz wird deshalb bei allen unseren Geräten grossgeschrieben. Schulthess-Geräte erhalten regelmässig Bestnoten für die Energieeffizient, was das europäische Energy-Label bestätigt. Das heisst konkret, beste Wasch- und Schleuderwirkung mit minimalem Wasser- und Energieverbrauch.

Sie entwickeln, fertigen und montieren Ihre Waschmaschinen und Wäschetrockner im Zürcher Oberland. Wie wichtig ist Ihnen der Standort Schweiz?

Sehr wichtig. Die Produktion in der Schweiz bietet einige Vorteile: ausgewiesene Fachkräfte, die gute Arbeitsmoral, keine Streiks, der Gesamtarbeitsvertrag und aus Personalsicht die guten Arbeitsbedingungen, um nur einige zu nennen. Zudem sind wir flexibler, können schneller und besser auf Kundenwünsche eingehen und produzieren «just in time». Das heisst, wir fertigen nach Bestellung und bauen keine Lagerbestände auf. In der Schweiz zu produzieren, ist auch aufgrund der kurzen Transportwege ökologischer.

«Die aktuelle Situation fordert neue Ideen, wie wir Produkte anpassen, die Qualität noch mehr verbessern und effizienter werden können.»

Sie haben die Freigabe des Euro-Mindestkurses erwähnt. Wie stark ist Schulthess von der Frankenstärke betroffen?

Sie betrifft uns in gleichem Masse wie alle Schweizer Industrieunternehmen. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses findet eine Preiserosion statt, davon blieben auch wir nicht verschont. Wir sind auch wegen des Marktverhaltens davon betroffen, der Markt fordert eine Preisanpassung. Da wir in Schweizer Franken produzieren, profitieren wir lediglich von den Komponenten-Einkäufen im Euro-Raum. Unter dem Strich bedeutet dies Verlust an Ertragskraft. Die aktuelle Situation fordert neue Ideen, wie wir Produkte anpassen, die Qualität noch mehr verbessern und effizienter werden können.

Sie haben mit harter Konkurrenz zu kämpfen. Wie differenzieren Sie sich über Swiss made hinaus?

Swiss made ist natürlich ein wichtiges Argument für Schulthess. Wir setzen konsequent auf Langlebigkeit, Robustheit und Qualität – auch da, wo man sie nicht sieht. So sind zum Beispiel die Laugenbehälter von Schulthess-Waschmaschinen aus hochwertigem Chromstahl und nicht bloss aus Plastik. Unsere Waschmaschinen gehören zudem zu den schnellsten, sind äusserst einfach und ergonomisch zu bedienen und schonen Textilien und die Umwelt. Auch nach dem Kauf sind Schulthess-Kundinnen und -Kunden auf der sicheren Seite: Unser Servicenetz ist sehr dicht und im professionellen Bereich ist der Kundendienst rund um die Uhr erreichbar.

Herr Marder, wir bedanken uns für das Interview.

Zur Person:
Seit Herbst diesen Jahres ist Thomas Marder CEO der Schulthess Maschinen AG mit Sitz in Wolfhausen ZH. Der 52-Jährige war nach seinem Studium als Dipl. Ing. FH und betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen an der ETH Zürich, der University of California in Berkeley und der Durham University Business School die letzten 20 Jahre in führenden Positionen in der Industrie tätig. Er hat erfolgreich Firmen im Maschinenbau, in der Medizinaltechnik und im Automotiv-Bereich durch Wachstums- und Turnaround-Situationen geführt.

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