US-Notenbanker: Zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr möglich

US-Notenbanker: Zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr möglich

Dennis Lockhart, CEO Federal Reserve Bank of Atlanta, ehemaliges Mitglied FOMC der Fed

Washington – In diesem Jahr sind nach Einschätzung der Präsidenten der regionalen US-Notenbanken von Atlanta und San Francisco zwei bis drei Leitzinsanhebungen möglich. Auch eine schnelle Zinserhöhung im Juni sei nicht vom Tisch, sagte der Chef der Notenbank von Atlanta, Dennis Lockhart am Vorabend auf einer Veranstaltung in Washington. Auf der gleichen Veranstaltung äusserte sich der Notenbankchef von San Francisco, John Williams, ganz ähnlich: «Eine graduelle Anhebung der Leitzinsen bedeutet zwei oder drei Zinserhöhungen in diesem Jahr.» Nach den Äusserungen konnte der Kurs des US-Dollar zulegen.

Trotz der am 23. Juni anstehenden Abstimmung über einen Austritt von Grossbritannien aus der Europäischen Union («Brexit») würde er eine Zinsanhebung nicht ausschliessen, sagte Lockhart. Es sei aber wünschenswert, dass die Fed die Finanzmärkte nicht überrasche. Mit ihren Äusserungen zeigten sich beide Notenbanker beim Tempo der Zinserhöhungen in den USA optimistischer als die Finanzmärkte. An den Finanzmärkten wird erst zum Jahresende mehrheitlich eine weitere Leitzinsanhebung erwartet.

Lockhart und Williams ohne Stimmrechte
Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen in den USA nach den Äusserungen von Lockhart und Williams höher eingeschätzt als zuvor. Dennoch bleibt die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Erhöhung bereits auf der kommenden Sitzung des geldpolitischen Ausschusses im Juni mit zuletzt zwölf Prozent sehr gering. Unter anderem wegen der Brexit-Abstimmung rechnet kaum ein Marktteilnehmer mit einem Zinsschritt im Juni.
Im Dezember hatte die Fed erstmals seit der schweren Finanzkrise die Zinsen angehoben und damit die Zinswende in den USA eingeläutet. Seitdem beliessen die Währungshüter den Leitzins in der Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Die beiden Währungshüter Lockhart und Williams haben in diesem Jahr kein Stimmrecht bei den geldpolitischen Beschlüssen. Ihre Äusserungen sind die bisher letzten von regionalen Notenbankchefs. Die beiden massgeblichen US-Währungshüter, die Fed-Vorsitzende Janet Yellen und ihr Stellvertreter Stanley Fischer, hatten sich zuletzt nicht zur Geldpolitik geäussert.

US-Dollar steigt nach Aussagen
Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA wurde von Lockhart positiv bewertet. Die Lohn- und Preisentwicklung bewege sich in Richtung des Ziels der Fed, sagte er am Vorabend. Es gebe zwar noch einige Schwächen am Arbeitsmarkt, aber insgesamt nähere man sich der Vollbeschäftigung an. Auch Williams bezeichnete die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA als «ganz gut» und «beruhigend». Und der Notenbankchef von San Francisco sagte weiter: «Wir sind in der Lage die Normalisierung der Geldpolitik fortzusetzen.» Mit den zuletzt besseren Konjunkturdaten sollte sich der Handlungsdruck auf die US-Notenbank erhöhen, sagte Analyst Tobias Basse von der NordLB. «Fed-Offizielle bereiten ein Handeln nun verbal vor.» Am Devisenmarkt reagierte der Dollar mit Kursgewinnen auf die Aussagen der Notenbanker. Im Gegenzug fiel der Kurs des Euro wieder unter 1,13 US-Dollar. An den europäischen Börsen gaben die Kurse leicht nach und der Goldpreis fiel am späten Vormittag um etwa zehn Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm) auf 1270,95 Dollar. (awp/mc/cs)

 

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