Euler Hermes: Insolvenzen würden in Europa durch einen Brexit steigen

Euler Hermes: Insolvenzen würden in Europa durch einen Brexit steigen

Wallisellen – Ein Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union ohne einen zeitgleichen Abschuss eines Freihandelsabkommen (FTA) würde zu einem starken Anstieg der Insolvenzen in Grossbritannien und in einigen anderen europäischen Ländern führen. Die grössten Verlierer wären zwar die Briten selbst, aber ein möglicher Brexit wäre vor allem auch für die Niederlande, Irland und Belgien einschneidend. Zu diesem Schluss kommt Euler Hermes in seiner aktuellen Studie „Brexit: What does it mean for Europe?“.

Grösste wirtschaftliche Verlierer in der EU: Niederlande, Irland und Belgien
„Insgesamt wären die wirtschaftlichen Verlierer auf EU-Seite vor allem die Niederlande, Irland und Belgien – noch vor Deutschland, Frankreich und den USA“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „Bis 2019 würden Insolvenzen dort durch einen Brexit um bis zu 2,5%, 2% und 1.5% höher ausfallen. Auch der Negativeffekt auf das BIP wäre stark. Die Niederlande würden bis zu 2,4pp ihres Wirtschaftswachstums einbüssen im harten Szenario und selbst mit Handelsabkommen wären es -1,5pp. Der grösste Effekt käme von finanziellen Abhängigkeiten durch Holdingstrukturen niederländischer Firmen, aber auch Chemie-, Lebensmittel und Elektronikexporteure wären besonders betroffen.“

Grossbritannien selbst würde ein möglicher Brexit jedoch weiterhin am härtesten treffen. Die Negativauswirkungen würden sich dabei sukzessive in den drei Jahren nach dem Ausstieg zeigen und ihren Höhepunkt erst 2019 erreichen.

Grossbritannien: Im „Worst Case“ bis 2019 zusätzliche 1.700 Insolvenzen und Rezession
„Im schlimmsten Fall kämen auf die Briten durch einen Brexit bis 2019 weitere 1.700 Insolvenzen zu – zusätzlich zu den jährlich rund 20.300 Fällen, die das Land auch ohne den Brexit bereits verzeichnet“, sagte Subran. „Selbst mit Freihandelsabkommen wären es noch 1.500 zusätzliche Insolvenzen. Hinzu kämen in 2019 ein Rückgang der Exporte um 30 Mrd. Pfund (GBP  -9 Mrd. mit Handelsabkommen), eine Abwertung des britischen Pfunds um mehr als 20% (mehr als -10% mit Handelsabkommen) und Einbussen von rund 3pp beim BIP. Im Jahr 2019 wäre das Land durch einen Brexit ohne Freihandelsabkommen mit der EU in einer Rezession. Das BIP würde um 1,3% schrumpfen und selbst mit einem Abkommen mit einem marginalen Zuwachs von lediglich 0,2% stagnieren.“

Britische Börse spürt bereits die Angst der Investoren: Portfolio-Investitionen sinken seit 2015
Londons Rolle als führender Finanzmarktplatz wäre zudem gefährdet. Die Unsicherheit bei Investoren ist schon seit 2015 gross und die britische Börse spürt bereits die Auswirkungen des drohenden Brexits: 85 Mrd. britische Pfund (GBP) an Portfolio Investitionen blieben zwischen dem 1. und 3. Quartal 2015 aus. Rund 40% davon – also etwa 34 Mrd. GBP – entfallen nach Einschätzungen von Euler Hermes Volkswirten auf die Angst vor dem britischen EU-Ausstieg. Dieser Trend dürfte sich seither fortgesetzt, beziehungsweise sogar noch verstärkt haben. (Euler Hermes/mc/ps)

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