Antoine Millioud, CEO aventron, im Interview

Antoine Millioud, CEO aventron, im Interview
Antoine Millioud, CEO aventron. (Foto: aventron)

Antoine Millioud, CEO aventron. (Foto: zvg)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Millioud, ein genehmigtes Kapital von 135 Millionen Franken ist ein rechter Batzen für das ehemalige Kleinkraftwerk Birseck. Das meiste wird wohl durch Kraftwerkssacheinlagen Ihrer drei Grossaktionäre eingebracht werden, oder?

Antoine Millioud: Nur etwas mehr als die Hälfte des Kapitals wird in der Form einer Sacheinlage eingebracht, CHF 57 Mio. werden in bar durch Finanzinvestoren liberiert. Nach erfolgter Sacheinlage mehrerer Windparks und Solarkraftwerke in diesem Sommer im Rahmen der Kapitalerhöhung 2016 wird unser Portfolio Ende Jahr bei über 300 Megawatt liegen.

Im 2020 sollen es bereits 500 sein. Wie viele neue Anlagen bedeutet das?

Die Differenz zwischen 300 und 500 Megawatt, also 200 Megawatt installierter Leistung, entspricht bei einer durchschnittlichen Kraftwerksgrösse von 10 MW zwanzig neuen Investitionen, also im Schnitt fünf grössere Investitionen pro Jahr bis ins 2020.

aventron operiert in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Norwegen. Warum ausgerechnet Norwegen. Ist das nicht etwas weit weg und teuer?

Norwegen ist das erste Wasserkraft-Land Europas. In Norwegen ist es uns möglich, Kleinwasserkraftwerke zu einem Kostenpunkt zu bauen, welcher ein Mehrfaches tiefer ist als in der Schweiz. Wir möchten von den Erfahrungen im Hydrobereich und von den interessanten Investitionsmöglichkeiten in Norwegen profitieren.

«Gemäss unserer Investitionsstrategie soll in der Zukunft kein Land mehr als 40% des Umsatzes beitragen.»
Antoine Millioud, CEO aventron

Wasserkraft hat es doch auch in der Schweiz, oder stehen einer Expansion hierzulande bürokratische Hürden im Weg?

Es gibt für uns nahezu keine wirtschaftlichen und technisch vernünftigen Investitionsmöglichkeiten in Kleinwasserkraft in der Schweiz (Kraftwerke unter 10 Megawatt). Die behördlichen Auflagen sind einer der Gründe für die hohen Kosten und Zeitaufwendungen, die Projekte schwierig umzusetzen machen. Es gibt in der Schweiz gleichzeitig auch sehr viel Konkurrenz um die guten Projekte.

Wenn Sie beispielsweise wie Ende letzten Jahres einen 8 MW-Windpark in der Normandie vom Windkraftbetreiber Pfalzwind übernehmen, gehen Sie da opportunistisch vor, will heissen, suchen Sie da bewusst Kleinkraftwerke, die zum Sonderpreis zu haben sind?

Bei unseren Investitionen folgen wir unseren internen Vorgaben zu Zielrenditen, welche es zu erfüllen gilt. Diese sind abhängig von Technologie, Land und Projektstand. Wenn ein Projekt strategiekonform ist und unsere Investitionskriterien erfüllt, verfolgen wir es.

Nach der Schweiz stehen die meisten Ihrer Kraftwerke in Frankreich. Glauben Sie an einen anstehenden Paradigmenwechsel im „französischen Atomstaat“?

Gemäss unserer Investitionsstrategie soll in der Zukunft kein Land mehr als 40% des Umsatzes beitragen. Frankreich wird auch in der Zukunft ein wichtiges Land für aventron bleiben, tendenziell werden aber die anderen Länder aufholen. Zu Ihrer Ausgangsfrage: Ja, wir glauben dass auch in Frankreich eine graduelle Umkehr zu der dezentralen erneuerbaren Energieproduktion stattfindet.

Bedeutet eine so hohe Zahl von einzelnen Kraftwerken nicht einen erhöhten Betreuungs- und Serviceaufwand?

Wir haben viel Erfahrung in der Betreuung von verteilten Investitionen und sind in der Lage den Betreuungsaufwand unter Kontrolle zu halten. Wir arbeiten in jedem Land mit einer sehr limitierten Anzahl von Dienstleistern wie Betriebsführern und Treuhändern.

Erstmals trägt bei Ihnen das Segment Windkraft mit 36 Prozent Anteil am meisten zum Umsatz bei. 30 Prozent stammen vom Segment Wasserkraft und 34 Prozent vom Segment Photovoltaik. Ich vermute mal, diese sehr ausgeglichene Aufteilung zwischen den alternativen Energieträgern wollen Sie in Zukunft beibehalten?

Absolut, Diversifikation des Umsatzes ist ein Kernelement unserer Investitionsstrategie. Wir diversifizieren nach Technologien und nach Ländern.

Wie sehr machen Ihnen regulatorische Unsicherheiten zu schaffen? Ich nehme an Italien ist da der grösste Unsicherheitsfaktor?

Regulatorische Änderungen gehören zum Geschäftsleben. Das ist in jedem Sektor so. Durch unsere Länderdiversifikation stellen wir sicher, dass bei einer negativen Änderung in einem Land nicht das gesamte Geschäftsmodell in Frage gestellt wird. Ausserdem stellen wir fest, dass regulatorische Änderungen nicht immer in die negative Richtung gehen sondern auch positive Auswirkungen haben können.

«Die Kotierung an der SIX ist eine mögliche strategische Handlungsoption.»

Im letzten Jahr hat aventron für rund 40 Millionen Franken Zinsabsicherungsverträge abgeschlossen. Was war der Zweck?

In der Regel nehmen wir lokal auf der Ebene der Projektgesellschaften Fremdkapital auf. Diese Projektfinanzierungen sehen meistens feste Verzinsungen vor. Zinsabsicherungen sind also vorgesehen, entweder implizit auf der Seite der Bank oder explizit als Swap-Verträge und so durch uns offen gelegt.

Mittelfristig denken Sie über eine Kotierung an der SIX nach. Was heisst für aventron mittelfristig?

Die Kotierung an der SIX ist eine mögliche strategische Handlungsoption. Unser mittelfristiges Ziel ist es, mehr Liquidität in den Handel unserer Aktie zu bringen. Wir sind zurzeit an der Berner Börse (bx) kotiert. Dies ist hilfreich und garantiert jetzt schon eine gewisse Liquidität. Von einer möglichen Umkotierung an die SIX versprechen wir uns eine erhöhte Handelsaktivität, was unseren Investoren zu gute kommen würde.

Wer hatte eigentlich die Idee aus Avenir und Elektron den Kunstnamen aventron zu schmieden?

Beim renaming der Kleinkraftwerk Birseck AG in die aventron liessen wir uns durch eine professionelle Kommunikationsfirma beraten. Als uns dieser Name vorgeschlagen wurde, waren wir uns alle schnell einig, dass dieser unsere Identität gut umschreibt.

Zur Person:
Nach seinem Studium an der ETH (Masch.-Ing.) wirkte Antoine Millioud von 1996 bis 1999 als Projektleiter bei ABB Power Generation in der Sparte Gas-Kombikraftwerke unter anderem im Mittleren Osten und erwarb anschliessend ein MBA an der INSEAD. Ab 2001 war er als Unternehmensberater für A.T. Kearney in Sydney tätig und wechselte 2004 als Investment Manager im Bereich Cleantech zur australischen Private-Equity-Firma Transfield Holdings. Ab 2009 baute er neben seiner Funktion als Leiter Beteiligungsmanagement bei der IWB als Geschäftsführer der IWB Renewable Power AG ein internationales Portfolio von Wind- und Solarkraftwerken von über 200 MW auf, bevor er 2013 zu aventron wechselte.

Zum Unternehmen:
aventron AG, mit Sitz in Münchenstein, Schweiz, ist eine etablierte, unabhängige Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien. Die Gesellschaft akquiriert und betreibt Kraftwerke in den Bereichen Wasser-, Sonne- und Windkraft in der Schweiz und in ausgewählten Ländern Europas. Das Unternehmen plant bis 2020 ein diversifiziertes und ausgewogenes Portfolio an erneuerbaren Energien mit einer installierten Gesamtleistung von 500 Megawatt aufzubauen und somit ein führender Betreiber von dezentralen erneuerbaren Kraftwerken in Europa zu werden. Die aventron bietet eine attraktive Investitionsmöglichkeit in europäische Energie-Infrastruktur für langfristig orientierte Investoren. Die Gesellschaft ist an der Berner Börse BX Berne Exchange kotiert (ISIN CH0023777235).

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