Wie Martin Ebner auch bei schlechten Geschäften mit sich selber abkassierte


Nachdem Martin Ebner alle Roche-Aktien abgestossen hat, kann er abrechnen: Er hat glänzend verdient —selbst im letzten Jahr, als er mit sich selber scheinbar schlechte Geschäfte trieb.

Von Markus Schär

Pharma Vision gleich Roche gleich Geldsegen (für Martin Ebner): Länger als ein halbes Jahrzehnt ging die Gleichung für den Mann mit der Fliege auf. Auf dem Höhepunkt vor sechs Jahren bestand das Portefeuille der Pharma Vision zu 98 Prozent aus Roche-Titeln. Im Herbst 1999, bei einem Rekordstand von 27’000 Franken für die Inhaber-Aktie, begann die Beteiligungsgesellschaft aber damit, sich von ihrem Goldschatz zu trennen. Sie verkaufte grössere Pakete —wie sich später herausstellte hausintern an die BZ Gruppe Holding AG. Seither stürzte der Kurs des Edelpapiers auf die Hälfte ab.

Subvention fürs Publikum?Hat der brillante Rechner Ebner, VR-Präsident bei beiden Parteien, mit sich selber ein schlechtes Geschäft gemacht? Immerhin gehört ihm die BZ Gruppe weitgehend, die Pharma Vision via seine Holding dagegen kapitalmässig nur zu 17 Prozent. Die BZ Bank, scherzt denn auch ihr Sprecher, habe bei den Transaktionen die Publikumsaktionäre der Pharma Vision subventioniert. Aber das Paradox ist nur scheinbar eines: Wer es zu verstehen versucht, der erahnt auch, wie Martin Ebner zum Multimilliardär aufstieg.

Valium für den AktienkursDie Liebesgeschichte des Financiers mit dem Pharmagiganten begann Ende der Achtzigerjahre, als Martin Ebner vom jugoslawisch-amerikanischen Unternehmer Milan Panic ein Paket von Roche-Aktien kaufte. Es bildete, mit einem Wert von rund 800 Millionen Franken, den Grundstock der Pharma Vision, die Ebner 1988 mit Christoph Blocher und der Rolex Holding gründete. Damals machte das Paket 60 Prozent des Portefeuilles der Pharma Vision aus, aber sein Anteil stieg rasant auf 75 Prozent: Ebner musste dafür nicht dazukaufen —er trieb einfach den Kurs der Inhaber-Aktie von 4500 auf 13’000 Franken hoch.

Bis zu 70 Prozent Aufpreis bezahlt
«Es ist schwierig, einen zweiten Pharmakonzern zu finden, der den Baslern das Wasser reichen könnte», schwärmte Christoph Blocher als VR-Präsident der Pharma Vision. Deshalb sammelte die Gesellschaft, meist via Optionen, jede verfügbare Roche-Aktie ein, bis in ihrem Portefeuille die Monokultur herrschte. Und der Kurs verdoppelte sich innert drei Jahren noch einmal —allerdings nicht (nur), weil Roche glänzend arbeitete, sondern weil sich eine Prämie zum Genussschein aufbaute: Zeitweise war das rare Papier den Anlegern einen Aufpreis von 70 Prozent wert.

Ausstieg, als es nicht weiter gingDoch 1998 konnte es so nicht mehr weitergehen. Und welch Zufall: Gleichzeitig schwächelte Roche, rümpfte Martin Ebner zu Recht die Nase über eine wenig überzeugende Strategie. Er drängte auf den Einsitz im Verwaltungsrat, um wieder den goldenen Weg zu weisen. Und weil ihm dies verwehrt blieb, bereitete er ab Mitte 1999 den Ausstieg vor: Um die Pharma Vision zu «verkleinern», gab er der BZ Gruppe Pakete von Roche-Aktien ab, im Tausch gegen Aktien der Pharma Vision, die er anschliessend vernichtete. Ende August 2000 besass die Beteiligungsgesellschaft keine einzige Aktie ihres einstigen Goldesels mehr.

Grosses Geld mit Verwalten verdientSo bezahlte die BZ Gruppe beispielsweise am 2. Februar 2000 24’232 Franken pro Inhaber-Aktie —beim Weiterverkauf an Novartis erhielt sie noch 15’000 Franken dafür: ein katastrophales Geschäft von Martin Ebner mit sich selbst? Nicht unbedingt, denn das grosse Geld verdiente der BZ Trust mit dem Verwalten seiner Visionen. Willy Huber rechnet in seinem Buch «Wie die Geldmaschine von Martin Ebner funktioniert» vor, dass der BZ Trust für diese Tätigkeit zwischen 1992 und 1998 rund vier Milliarden Franken einnahm. Dank den Verkäufen zum hochgedrückten Preis schaute bei der Pharma Vision noch letztes Jahr eine —erfolgsabhängige —Entschädigung von 69 Millionen heraus. Der Kurs der Beteiligungsgesellschaft ist inzwischen wieder auf dem Stand von Anfang 1998. Und die BZ Gruppe kann sich mit dem riesigen Buchverlust auf absehbare Zeit die Steuern sparen.

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