Bruno Schöpfer: «Ich verlasse Mövenpick erhobenen Hauptes»


Während fünf Jahren leitete Bruno Schöpfer den Mövenpick-Konzern. Mit dem Verkauf der Glace-Rechte zog er einen Schlussstrich unter das Foodgeschäft. Im Moneycab-Interview zieht er Bilanz und blickt nach vorn.

Von David Strohm


Bruno Schöpfer, scheidender CEO bei Mövenpick (moevenpick.com)
Moneycab: Herr Schöpfer, Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach fünf Jahren an der Spitze des Mövenpick-Konzerns aus?

Bruno Schöpfer: Auch wenn der Konzern in einer schwierigen Zeit steht, gehe ich erhobenen Hauptes. Die Bilanz von Mövenpick ist sehr gesund. Der Aktienkurs liegt mit heute 560 Franken deutlich höher als bei meinem Amtsantritt. Und wir haben in den vergangenen fünf Jahren 350 Millionen Franken an die Aktionäre überweisen können.

Welche Pendenzen übergeben Sie an Ihren Nachfolger Jörg Assauer, der in einem Monat sein Amt antritt?
Ganz klar die Probleme im Gastronomie-Bereich, und hier vor allem im deutschen Markt. Herr Assauer, der persönlich hierfür verantwortlich sein wird, bringt die besten Voraussetzungen dafür mit, dass es dort wieder aufwärts geht.


Mit dem Verkauf des Eiscreme-Bereichs an Nestlé wird die Marke Mövenpick möglicherweise weiter an Profil verlieren. Wie lässt sich das vermeiden?
Die Marke geniesst bei den Konsumenten nach wie vor einen exzellenten Ruf. Das wissen wir aus aktuellen Umfragen. Die Kunden bewerten eine Marke nach der Leistung, die sie bekommen, und die ist bei Mövenpick besser denn je. Eine Herausforderung der Markenpolitik ist, dass Unternehmensname und Produktmarke identisch sind. Dies führt nicht nur bei uns zu Problemen. Der Fokus des Unternehmens liegt künftig auf der Hotellerie und in der Gastronomie – beides sehr konjunkturabhängige Bereiche. Wie lassen sich dort Umsätze und Erträge «glätten»?
Durch Expansion und Mehrumsatz. Wir sind heute genügend fokussiert. Jörg Assauer kann sich darauf konzentrieren. Bei den Hotels wird dies durch mehr Management-Verträge zu erreichen sein. Diese geben uns regelmässige Gebühren, ohne dass wir die Risiken tragen müssen. Allein 2003 wird Mövenpick sieben neue Hotels unter Vertrag nehmen. Ich werde mich als VR-Präsident der Hotelsparte weiterhin für diese wichtige Sparte einsetzen.Wie sieht der Mövenpick-Konzern in fünf Jahren aus?
Die Holding wird einen reinen Finanzcharakter haben, mit eigenständigen Töchtern. Ich denke, bis dahin tragen 80 bis 100 Hotels das Mövenpick-Logo an der Fassade. Für die Gastronomie wage ich keine präzise Prognose. Sicher ist, die bediente Gastronomie wird sich auf imageträchtige Standorte konzentrieren. Noch eine persönliche Frage: Sie haben angekündigt nun erst einmal ausgiebig Ferien zu machen. Wohin geht die Reise und was kommt danach?
Ich hatte in der Tat nie genug Zeit, die Qualitäten der Mövenpick-Resorts zu geniessen. Am Tag nach der Generalversammlung geht es nach Istanbul, wo ein neues Hotel eröffnet wird, anschliessend zum Tauchen ans Rote Meer. Danach will ich erst einmal etwas kürzer treten und mir Zeit für die Familie nehmen. Nur eines kann ich sicher sagen: Als Berater wird Bruno Schöpfer nicht arbeiten.David Strohm (swisscontent)

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