Taten sind gefordert, Herr Dosé


Die negativen Zahlen 2002 von Swiss sind bekannt. Trotzdem birgt die Bilanzmedienkonferenz vom Dienstag einiges an Spannung. Was geschieht, wenn der Irak-Krieg länger dauert? Wird André Dosé neue Sparmassnahmen verkünden? Swiss ist im Zugszwang.

Von Lukas Schweizer


Stop nicht nur auf dem Rollfeld. Wie bis anhin kann die Swiss nicht weitermachen. (keystone)
Ihre roten Zahlen hat Swiss International Air Lines bereits am 14. März veröffentlicht. 980 Millionen Franken Verlust und ein negatives Betriebsergebnis auf Stufe EBIT von 909 Millionen Franken wurden ausgewiesen. Das schlechte Ergebnis wurde von der Swiss-Führung nach allen Regeln der Kunst verteidigt. Einmalige Sonderaufwendungen wurden für das schlechte Abschneiden verantwortlich gemacht. Und, so hiess es weiter, Swiss liege mit dem Ergebnis immer noch über dem Businessplan. Doch vom Fluggeschäftsexperten bis zum Politiker lässt sich dadurch niemand mehr beeindrucken, geschweige denn beruhigen. Swiss-CEO André Dosé wird an der Bilanzmedienkonferenz vom 25. März einige unangenehme Fragen zu beantworten haben.


Der leidige Irak-Krieg
Die Fluggesellschaften werden vom Irak-Krieg stark getroffen. Flüge müssen gestrichen werden, das Geschäft im nahen und mittleren Osten bricht zusammen. Zieht sich der Krieg bis in die Sommermonate hin, geht der Internationale Luftverkehrsverband IATA von bis zu 10 Milliarden Dollar (ca.14 Milliarden Franken) Verlust für die Branche aus. Dies bekommt auch die Swiss zu spüren. Die Irak-Taskforce trifft sich zwei mal täglich zur Lagebesprechung. Bis jetzt wurden zwei Flüge pro Tag nach Kairo gestrichen. Die Verbindungen in die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei sowie nach Saudi Arabien, Ägypten, Israel werden ständig überprüft. Laut Christine Bühler, Pressesprecherin von Swiss, werden im Moment noch nicht viele Flüge abgesagt. Kein Wunder, denn sie werden erst gar nicht gebucht. Die Maschinen nach Dubai (Arab. Emirate) sei beispielsweise nicht einmal zu 50 Prozent ausgebucht, berichtet die Sonntagszeitung (Ausgabe 23.3.03). Und 20 bis 40 Prozent der Passagiere die gebucht haben, tauchen nicht auf (no show). So gesehen sind die Sitze nach Dubai nur zu 20 bis 40 Prozent besetzt, schreibt die Sonntagszeitung weiter.


Die bestellten Flugzeuge
Der Irak-Krieg kostet die Swiss Geld und davon hat sie ohnehin zu wenig. Denn bis jetzt ist noch nicht klar, wie beispielsweise die bestellten Lang- und Kurzstreckenjets im Gesamtwert von drei Milliarden Franken bezahlt werden sollen. Die Flugzeuge werden in den nächsten sechs Monaten geliefert. In Insiderkreisen wird gemunkelt, André Dosé präsentiere an der Medienkonferenz einen diesbezüglichen Vorbehalt betreffend der Liquidität von Swiss. Der Kampf um die Grösse
Eine erste Niederlage musste das Management bereits einstecken. Ende Februar wurde die erste Sparrunde eingeläutet: 700 Entlassungen und die Streichung von 20 Flügen im Kurzstreckennetz. Glaubt man den Experten, genügt es nicht. Die Swiss ist immer noch zu gross. Kürzlich sagte ein Management-Mitglied der österreichischen AUA am Fernsehen, es habe Zweifel, ob die Swiss in dieser Grösse überlebensfähig sei. Seiner Meinung nach müsse noch mehr gekürzt werden. Wie Swisscontent aus gut unterrichteten Kreisen vernommen hat, wurde auch an der Bilanzmedienkonferenz der deutschen Lufthansa vom 21.3 in München über die Swiss spekuliert. Auch dort der Tenor: Die Swiss ist zu gross. Für Aviatik Experte und Swiss-Kritiker Sepp Moser ist ebenfalls klar, dass eine nächste Sparrunde kommt. «André Dosé hat selbst aufgezeigt, dass das Langstreckennetz nicht rentabel ist. Da wird gekürzt werden», sagte er gegenüber Swisscontent. Davon überzeugt ist auch Matthias Egger, Analyst bei der Bank Pictet: «Der Break-Even ist in weiter Ferne, es wird zu weiteren Restrukturierungen kommen», sagte er auf Anfrage von Swisscontent. Hinzu kommt das Problem der Allianz. Für die Schweizer Air Line wird es nach wie vor schwierig sein, einer Fluggemeinschaft beizutreten, wenn die Konkurrenz an der Swiss-Strategie zweifelt.Der Druck der Politik
Nach der Publikation des Verlustes, melden sich auch die Polit-Parteien zu Wort. Ausnahmsweise war man sich von links bis rechts einig: es muss gespart werden. «Es ist nun höchste Zeit für Massnahmen, um die Swiss rentabel zu machen», sagte beispielsweise FDP-Sprecherin Barbara Perriard. Die SVP bezeichnet das Projekt Swiss als wirtschaftlich gar nicht durchführbar. Klar ist auch, dass es keine weitere Unterstützung durch die öffentliche Hand gibt. Die Führungscrew hat jetzt also auch noch den Hauptaktionär im Nacken. Airline-Commercial-Chef Bill Meany hat denn auch bereits neue Sparmassnahmen angekündigt. Die Verwaltungskosten seien zu hoch und müssten um mehr als 20 Prozent gekürzt werden. Deshalb sollen die Bereiche Netzwerk, Verkauf, Marketing und Kommunikation sowie Cargo auf Diät gesetzt werden. Ob dies alleine genügt. Spekuliert wird jedenfalls darüber, ob André Dosé am Dienstag noch weitere Einschnitte präsentiert.Lukas Schweizer (swisscontent)

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