Videointerview: Neue Mergermania – Anleger hoffen auf Übernahme-Welle


Aggressivere Investoren wittern in der gegenwärtigen Ruhe eine Kaufgelegenheit, um für zukünftige Übernahmeangebote gerüstet zu sein. CS-Analyst Markus Mächler vom Equity Research sagt, wo er Möglichkeiten für Zusammenschlüsse und Verkäufe sieht


Von Andreas Thomann, Redaktor E-Magazine

Moneycab: Herr Mächler, Sie schliessen eine Zunahme der Mergers & Acquisitions auf den Aktienmärkten nicht aus. Worauf gründet diese Einschätzung?

Markus Mächler: Aufgrund des schwachen wirtschaftlichen Umfeldes, können nur noch wenige Unternehmen Umsatzwachstum durch eine steigende Nachfrage generieren. Somit rücken Übernahmen in den Blickpunkt des Interesses. Die Börsenbaisse hat die Bewertungen der Unternehmen auf ein attraktives Niveau gedrückt.

Finanziell gesunde Unternehmen, welche über das nötige Kapital verfügen oder die günstigen Konditionen festverzinslichen Marktes nutzen können, dürften durchaus in Versuchung geraten, diese Gelegenheit für Zukäufe zu nutzen. Hinzu kommt, dass durch die Übernahme eines Konkurrenten Synergien auf der Kostenseite zu erwarten sind und die Margen einer ganzen Branche stabilisiert werden können.


In welchen Sektoren könnte es zu Übernahmen kommen?
Die ersten Anzeichen für eine Zunahme von Firmenzusammenschlüssen und Übernahmen sind bereits vorhanden. Ein Eindrückliches Beispiel findet sich gerade im Softwarebereich, wo sich Peoplesoft mit JD Edwards für einen Zusammenschluss entschieden haben. Oracle lancierte nun eine Offerte für Peoplesoft, welche anscheinend attraktiv bewertet sind. Auch im Banken-, Versicherungs- und den TMT-Bereichen erwarte ich einige Bewegungen


Haben Sie konkrete Firmen im Auge?
Vivendi wird sich von ihrer Unterhaltungssparte trennen müssen. Ein ernst zu nehmender Interessent ist E. Bronfman jun. Seine Familie hat diesen Teil erst vor vier Jahren an Vivendi verkauft. Sie erkennen die Kaufgelegenheit und lancieren möglicherweise ein Angebot. Weitere Interessenten stehen zur Diskussion.


Welche Anleger können es sich überhaupt leisten, auf Übernahmen zu spekulieren?
Für einen Zusammenschluss gibt es keine Garantie. Selbst von den offiziell angekündigten Deals, wird ein grosser Teil wieder storniert oder nicht in der ursprünglichen Form abgeschlossen. Anleger welche auf eine Übernahme spekulieren und den inneren Wert eines Unternehmens für attraktiv erachten, brauchen Zeit und Geduld. Es erfordert auch die aktive Verfolgung, da immer wieder etwas geschehen kann, was die Situation verschlechtert oder verbessert.


Was raten Sie konservativen Anlegern mit kleineren bis mittleren Vermögen?
Vorerst auf Unternehmen setzen, welche dank hohen Cash-Flows eine gesicherte Dividendenrendite aufweisen. Eine attraktive Dividende sollte den Wert eines Unternehmens stützen, sollte es erneut zu einer Abwärtsbewegung der Märkte kommen.


Welche Dividendenperlen können Sie empfehlen?
Zu den sicheren Werten gehörten vor allem defensive Werte wie BAT, MAN, E.On, aber auch Automobilhersteller wie beispielsweise Volkswagen.


Können auch Fonds-Anleger von hohen Dividendenrenditen profitieren?
Viele aktiv gemanagte Europafonds fahren gegenwärtig eine Strategie, welche sich vermehrt an hohen Dividendenrenditen orientiert. Das CS Asset Management beispielsweise ist dabei, einen entsprechenden Fund mit dem Namen Dividend Europe zu lancieren.


Wird sich für Kleinanleger ein Engagement im Aktienmarkt auch langfristig auszahlen?
Entscheidend ist die richtige Mischung und die breite Diversifikation. Wer selber Direktinvestitionen tätigt, sollte aktiv seine Positionen überwachen. Steigt der Markt, sinkt die Dividenderendite und es lohnt sich allenfalls statt auf die Dividende zu warten, den Kursgewinn zu realisieren. Anleger welche nicht die Zeit haben, aktiv den Markt zu verfolgen, sollten nach wie vor in Fonds investieren und das aktive Managen den Fondmanagern überlassen. Oder der Bank ein entsprechendes Verwaltungsmandat übertragen.

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