Sybille Sachs: Mit Lernprozessen die Struktur verändern


Manager müssen erkennen, welche Art Lernprozess am besten geeignet ist für ihr Unternehmen, um eine umfassende Stakeholder-Managementperspektive einzunehmen, die sowohl die Struktur und Kultur, als auch die Strategie der Unternehmung verändert.

Die Beziehungen zwischen Strategie, Struktur und Kultur sind dynamisch und anpassungsfähig, sowohl in Bezug zueinander also auch in Bezug zum übergeordneten «Fit» zwischen der Unternehmung und ihrer Umwelt. Deshalb ist die anpassungsfähige Ausrichtung von Strategie, Struktur und Kultur eine ständige Herausforderung für die Unternehmung und ihr Management. Wie schon erwähnt, ist die wichtigste Managerimplikation der Stakeholder View, dynamische Interaktionen mit Stakeholdern aufzubauen und zu erhalten, die die organisationale Kapazität, langfristig Wohlstand zu schaffen, erzeugen. Dabei sind die folgenden Implikationen relevant:
Stakeholderbeziehungen als Kernkompetenz: Vorteilhafte Stakeholder-Beziehungen schaffen «organisationalen Wohlstand» innerhalb der Unternehmung, indem sie die ökonomischen Verdienstmöglichkeiten erhöhen und die Fähigkeit, auf Probleme und Herausforderungen zu reagieren, verbessern. Stabile und unterstützende Stakeholderbeziehungen bauen auf Erfahrungen und demonstrierter Leistung auf. Solche Beziehungen führen wiederum zu kollaborativem Verhalten, das auf gegenseitigem Verständnis und Vertrauen basiert.
Strategische Positionierung im Stakeholder-Netzwerk: Im Netzwerk der Stakeholder-Beziehungen sind alle Stakeholder bedeutend, auch wenn nicht alle gleich wichtig sind in einer spezifischen Situation und nicht jeder Stakeholderwunsch erfüllt werden kann. Proaktives Verhalten ist vorteilhafter als reaktives Verhalten, nicht nur, weil es Probleme antizipieren und vermeiden kann, bevor sie entstehen, sondern auch, weil es eine aktive Sorge um und Engagement für Stakeholderinteresse auf Seiten des Managements reflektiert.
Wichtigkeit von sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen: Die sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen, verursacht durch die Globalisierung und eine steigende öffentliche Sensitivität bezüglich sozialer und politischer Verantwortung der Firmen und ihrem Umgang mit natürlichen Ressourcen, ruft nach neuen, breiteten und integrativeren Arten der Firmen, mit Problemen und Risiken umzugehen, um einerseits Risiken zu mindern und andererseits, um neue, innovative Lösungen zu kreieren.
Umfassende Sicht der Unternehmensleistung: Eine umfassende Orientierung hin zum Stakeholder-Management durchdringt den Kern der Unternehmung und involviert ihre Strategie, Struktur und Kultur. Um den organisationalen Wohlstand zu erhöhen, indem Nutzen geschaffen und nachteilige Effekte minimiert werden, muss das Management eine breitere Kriterienpalette haben. Das Konzept der «triple bottom line» kombiniert beispielsweise ökonomische, soziale und Umwelt-Leistungselemente.
Stakeholderorientierung als normativer Kern: Die Grundlage für Stakeholder-Management ist eine humanistische Verpflichtung zur Integrität des Individuums – und deshalb zu Gruppen von Individuen, anderen Organisationen und der Allgemeinheit. Die Umsetzung dieser Verpflichtung in einer dynamischen Umgebung hängt von einem kontinuierlichen Lernprozess und Anpassung ab. Deshalb sind Verpflichtung und Lernen die gemeinsamen Richtlinien für die Verfolgung von organisationalem Wohlstand durch das Stakeholder-Management.


Die Autorin 
Sybille Sachs
 
Sybille Sachs (Jahrgang 1959) ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung Zürich (HWV) sowie Titularprofessorin an der Universität Zürich. Sachs studierte Ökonomie an der Universität Zürich, wo sie 1991 mit einer Dissertation über Public Relations promovierte. Praktische Tätigkeit sammelte sie in der Modebranche und interimsweise als Leiterin des Uni-Pressedienstes an der Universität Zürich. Im Jahr 1994 bildete sie eine Forschungsgruppe mit dem Thema ‹Business and Society›, die der Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt. Sie hat zahlreiche Publikationen auf den Gebieten ‹Strategisches Management› und ‹Business und Society› veröffentlicht.Kontakt:
[email protected]

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