Bill Meaney: «Swiss-Kunden sind intelligent»


Das neue Preis- und Verpflegungskonzept der Swiss auf Europaflügen bricht mit den Traditionen einer Qualitätsairline. Swiss-Verkaufschef Bill Meaney zeigt sich im Moneycab-Interview dennoch überzeugt, dass die Kunden das Angebot annehmen werden.

Von David Strohm


Bill Meaney: «Das Vertrauen in die Swiss ist wieder da.» (pd)
Moneycab: Die Swiss hat heute ein neues Preissystem vorgestellt, mit sehr attraktiven Angeboten. Die Erfahrung lehrt die Konsumenten leider, dass Lockvögel schnell davon fliegen, wenn man ein Auge auf sie wirft. Wie gross ist die Chance tatsächlich zu diesen Tarifen zu fliegen?

Bill Meaney: Ich habe selbst heute morgen auf unserer neuen Webseite nachgesehen, und fand dort – trotz gewisser Probleme, die wir wegen des grossen Ansturms hatten – die günstigsten Tarife. Allerdings gelten diese nur zur bestimmten Zeiten. Je höher die Nachfrage, desto höher der Preis. Unser Kunden haben aber die Wahl und wir zeigen ihnen die Alternativen auf. Wer flexibel genug ist, kann immer mit den Spartarifen reisen.


Warum werben Sie nicht mit den tatsächlich zu bezahlenden Preisen? Die hohen Flughafentaxen, die zum Teil teurer sind als die Tickets, sind nicht enthalten. Einige der Konkurrenten sind da transparenter.
Unsere Konkurrenz tut es zum grössten Teil auch nicht. Easy Jet zum Beispiel wirbt auch mit Nettopreisen. So funktioniert das Marketing in dieser Branche. Wir können uns dem Trend nicht entziehen. Sie versuchen, die Buchungen vermehrt ins Internet zu verlagern. Die Reisebüros, auf deren Wohlwollen und Kooperationsbereitschaft die Swiss weiterhin stark angewiesen ist, bleiben da aussen vor. Welche Anreize geben Sie den Reisebüros, Swiss zu buchen?
Wir pflegen intensive Beziehungen zur Reisebüro-Branche. Das neue Konzept und dessen Auswirkungen haben wir unseren Agenten bereits vorgestelltDer Aufschlag von 25 Franken, den Sie im Reisebüro oder bei telefonischer Buchung zahlen müssen, deckt unsere hohen Kosten für die weltweiten Reservierungssysteme Gallieo oder Amadeus und für unser eigenes Call Center. Die Reservierungssysteme sind wahrscheinlich die einzigen in unserer Industrie, die richtig Geld verdienen. Wir werden den Reisebüros eigene, Internet-basierte Tools anbieten, die ihnen bequemes Buchen erlaubt und einen angemessene Marge sichert. Sie haben heute den Erfolgsbeitrag des neuen Konzepts auf 100 Millionen Franken für die Jahresrechnung 2005 beziffert. Wie kommen Sie auf einen solchen Betrag?
Dies ist ein Nettozahl, und erst noch eine vorsichtige Schätzung. Effektiv liegen unsere Erwartungen sogar bei 140 Millionen Franken Sie setzt sich aus rund 45 Millionen Mehrumsatz und deutlich über 90 Millionen Franken aus Sparmassnahmen zusammen. Wir hoffen, die Kostenreduktionen schon 2004 voll umsetzen zu können. Der Mehrumsatz wird sich in voller Höhe erst in der Rechnung 2005 niederschlagen.An das neue Europakonzept wird sich die Kundschaft erst gewöhnen müssen. Es hat Elemente, die nicht unbedingt von einer Qualitätsairline erwartet werden. Sie glauben an den Erfolg. Was macht Sie da so sicher?
Wenn Sie auf das Buchen über Internet anspielen, so müssen wir unsere Kunden sicher noch etwas ermuntern. Aber die Billigflieger machen es vor. Neue Gesellschaften treten an, und schaffen innerhalb kurzer Zeit einen hohe Quote von Online-Buchungen. Ich glaube, wir haben in der Vergangenheit die Flexibilität und Intelligenz unserer Kunden unterschätzt. Diese Haltung hat uns Marktanteile gekostet, die wir nun zurückholen wollen und müssen. Stichwort Auslastung: Wie sieht die Buchungssituation für die kommenden Monate aus?
Nach einem sehr guten Sommergeschäft machen mir die Buchungen für den September und für den November noch etwas Sorgen. Der Buchungsstand für Oktober ist ok, da sind aber auch die Schulferien drin, die uns viel Verkehr bringen. Generell sehen wir aber, dass das Vertrauen in die Swiss wieder da ist, sowohl bei den Fluggästen, als auch in den Reisebüros. Bei den Geschäftsreisenden haben übrigens die anderen Airlines ähnliche Probleme wie wir.Interview: David Strohm (swisscontent)

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