Wolfgang Kalsbach: «Micronas muss flexibel agieren»


Micronas will mit genehmigtem Kapital von rund einer halben Milliarde Franken die nötige Flexibilität erhalten, um rasch zuzugreifen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Im Interview mit Moneycab legt CEO Wolfgang Kalsbach seine Pläne offen.

Von David Strohm


CEO seit 1998: Wolfgang Kalsbach (pd)
Moneycab: Herr Kalsbach, Sie wollen genehmigtes Kapital schaffen lassen. Warum benötigt Micronas frisches Kapital?

Wolfgang Kalsbach: In erster Linie wollen wir uns Flexibilität verschaffen. Die Märkte, in denen wir uns bewegen sind sehr dynamisch. Wir erleben einen rasch fortschreitenden Konzentrationsprozess. Micronas will sich aktiv an der Entwicklung beteiligen, sei es durch eigene Entwicklungen, sei es durch Zukauf von Technologien und Know-how, oder sogar eines anderen Unternehmens. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, müssen wir in der Lage sein, rasch zu handeln.


Sie sagen, konkrete Akquisitionsverhandlungen fänden derzeit nicht statt. Warum erfolgt die Ankündigung dennoch gerade jetzt?
Wir erachten die Bedingungen am Markt derzeit als gut. Mit den zu erwartenden 500 Millionen Franken, die eine Kapitalerhöhung brächte, können Sie in ihrer Branche keine grossen Sprünge machen. Welche Art von Akquisition ist realistisch?



Lassen Sie mich kurz zurückblenden: Wir haben mit unseren Akquisitionen bislang positive Erfahrungen gemacht: Bei der grossen Akquisition im Jahr 2000, als Micronas den Consumer-Teil von Infineon übernahm, aber auch beim jüngsten Zukauf, bei dem wir uns im Bereich digitale Front-ends verstärkt haben. Beides verlief erfolgreich. Sie haben Recht, eine grosse Firma etwa in den USA zu übernehmen, würde unsere Möglichkeiten übersteigen. In einem solchen Fall würden wir andere Lösungen prüfen, so etwas zu finanzieren.

Wie evaluieren Sie die Chancen im Markt, in welche Richtung suchen Sie nach Partnern?
Micronas will sich, und das sage ich ganz offen, weiter fokussieren. Wenn man auf zu vielen Bühnen spielen will, hat man nicht die Mittel und die Kraft, mit der gebotenen Sorgfalt zu agieren. Wir wollen in den Geschäftsbereichen bleiben, wo wir mit Erfolg tätig sein können. Dort wollen wir unserer Portfolio arrondieren und erweitern. Eine Akquisition, die im übrigen technologisch Sinn machen muss, darf nicht nur zu einem Umsatzwachstum führen, sondern soll sich auch ertragsmässig auszahlen.

Die Halbleiterbranche wird reifer, wohin geht die Reise?
Zu beobachten ist, dass auch die ganz grossen Anbieter nicht mehr gewillt sind, die Finanzierung der sehr teuren Produktion alleine zu tragen. Gesucht werden Partner, die etwas zum Ganzen beitragen können. Wir haben diese Strategie schon in den 90er-Jahren begonnen, und sind damit gut gefahren. Die Fragen, die sich allen stellen, lautet: Wo produziere ich, wo lasse ich entwickeln?

Micronas konzentriert sich auf die beiden Sparten Consumer Electronics und Automotive. Welche zusätzliche Bereich würde dazu passen?
Keiner. Unserer Know-how ist in diesen beiden Themen verankert. Andere Märkte mögen ihren Reiz haben. Wenn man dann genau hinsieht, erkennt man, wie viele Konkurrenten sich dort schon tummeln. Micronas wird fokussiert bleiben.

Wo sehen sie die Gruppe in der absehbaren Zukunft?
Wir sind in Märkten tätig, die sich rasch wandeln. Wir stellen uns diesem Wandel. Wir wollen auch künftig ein führender Hersteller von Systemlösungen für unsere Zielmärkte sein. Und natürlich profitabel bleiben.

Micronas-Aktien haben eine sehr gute Performance gezeigt und die relevanten Indizes hinter sich gelassen. Die Titel haben weiterhin Potenzial Wo müsste der Kurs realistischerweise stehen?
Wir geben grundsätzlich keine Prognosen ab. Wenn er steigt, freuen wir uns darüber und sehen das als Beweis, das unsere operative Leistung honoriert wird. Sinkt er, wären wir natürlich nicht glücklich. Die Börse ist ein freier Markt. Daher überlassen wir den Marktkräften die Einschätzung, wie viel Micronas Wert ist.


Der Gesprächspartner 
Wolfgang Kalsbach ist seit 1998 CEO der Micronas Semiconductor Holding AG, Zürich. Der 1954 geborene Deutsche ist zudem Mitgleid des Verwaltungsrats von Ascom.

Ausbildung und beruflicher Hintergrund: 1983 Abschluss des Physikstudiums mit Doktortitel. 1984 bis 1990 Direktor Research & Development Geschäftsbereich Picture Tube der ITT Industries GmbH, Freiburg, Deutschland. 1990 Managing Director der Luxor AB, Schweden (Tochtergesellschaft der Nokia Gruppe). 1994 Chief Operating Officer der ITT Intermetall (ein Werk der deutschen ITT Industries GmbH).

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