Airbus baut 10.000 Stellen ab und beschliesst neue Konzernstruktur

Ausserdem will Airbus die Entwicklungszyklen verkürzen, die Produktivität steigern und den Druck auf die Zulieferer erhöhen. So will die Airbus-Mutter EADS die Tochter wieder auf Rendite trimmen. Die jetzt beschlossenen Einschnitte sollen ab dem Jahr 2010 den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um mindestens 2,1 Milliarden Euro erhöhen. Dabei handele es sich um das «Minimum». Von 2007 bis 2010 sollen die Massnahmen insgesamt 5 Milliarden Euro zusätzlichen Cash Flow freisetzen. Zur Umsetzung der harten Einschnitte, besonders im Personalbereich, will EADS im ersten Quartal 2007 Rückstellungen in Höhe von 680 Millionen Euro bilden.


Keine Entlassungen geplant
Von den 4.300 betroffenen Stellen in Frankreich entfallen auf 1.100 auf die Airbus-Zentrale in Toulouse. Hinzu kommen 1.600 Arbeitsplätze in Grossbritannien sowie 400 in Spanien. 5.000 der genannten Stellen sind laut Gallois mit «Zeitarbeitskräften oder Unterauftragnehmern» besetzt. Entlassungen soll es im Zuge des «Power8» genannten Sanierungsprogramms keine geben. Die beschlossenen Anpassungen sollen durch natürliche Fluktuation, Vereinbarungen über freiwilliges Ausscheiden und weitere Massnahmen erfolgen. «Bislang sieht das Management keine Notwendigkeit für Entlassungen», hiess es.


Mehr-Länder-Struktur soll abgeschafft werden
Airbus will seine Unternehmensabläufe zur Überwindung der Krise optimieren und dazu die komplizierte Mehr-Länder-Struktur abschaffen. Statt der bisher acht nationalen wird es jetzt «vier transnationale Kompetenzzentren» geben. Geplant ist, die Entwicklungszyklen für neue Flugzeuge von siebeneinhalb auf sechs Jahre zu verkürzen. Ausserdem will Airbus die Produktivität bis 2010 um 16 Prozent steigern. Daher dürfte der Druck auf die Zulieferer steigen. Der Flugzeugbauer erklärte, die Beschaffungskosten reduzieren zu wollen.


Mehrere Werke betroffen
Für drei Werke – darunter Nordenham (Niedersachsen) – sucht der Konzern industrielle Partner. Drei weitere Standorte, Varel (Niedersachsen), Laupheim (Baden-Württemberg) und St.Nazaire-Ville stehen zur Disposition. Hier werde Airbus in den kommenden Jahren nach realisierbaren Möglichkeiten suchen. Dazu zählt neben einem Verkauf an Hauptzulieferer auch eine Abgabe an das Management oder die Zusammenlegung mit anderen Werken. Für den Standort Nordenham (Niedersachsen) sowie für Filton in Grossbritannien und Méaulte erwägt Airbus «industrielle Partnerschaften». In der Zwischenzeit sollen auch an diesen Standorten die Kosten gesenkt werden.


Dritte Endmontagelinie für A320 in Hamburg
Deutschland erhält die Federführung für Flugzeugrumpf und Kabine, Grossbritannien für Tragflächen, Spanien für Heck und Frankreich für die Flugzeugstruktur. Hamburg erhält «unverzüglich» eine dritte Endmontagelinie für das Modell A320. Dieser Verkaufsschlager wurde bislang ausschliesslich in Toulouse endmontiert, während in Hamburg die Schwestermodelle A318, A319 und A321 gebaut werden. Toulouse bekommt im Gegenzug die Endmontage für das neue Langstreckenflugzeug A350. Airbus wird das neue Riesenflugzeug A380 sowohl in Hamburg als auch in Toulouse ausliefern.


Arbeitnehmer erzürnt
Die französischen Arbeitnehmer reagierten erzürnt auf die Lastenverteilung. Die Mobilisierung gegen den geplanten Stellenabbau und die Airbus-Werksverkäufe müsse anschwellen, es werde als Protest dagegen spontane und auch organisierte Arbeitsniederlegungen geben, kündigte CGT-Sprecher Xavier Petrachi an. Der deutsche Gesamtbetriebsrat und die IG Metall reagierten ebenfalls enttäuscht: «Der Kampf um die Zukunft von Airbus in Deutschland hat jetzt erst begonnen.» Der Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende, Rüdiger Lütjen, sagte in Toulouse: «Wir werden das Konzept des EADS Boards so nicht akzeptieren.» (awp/mc/pg)

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