Gewerkschaften fordern Lohnerhöhung von 3 bis 4% für 2008

Die Auftragsbücher der Unternehmen seien gefüllt und die wirtschaftlichen Aussichten für 2008 gut, sagte SGB-Präsident Paul Rechsteiner am Freitag vor den Medien in Bern. «Wann, wenn nicht jetzt, sollen die Löhne der Lohnabhängigen mit unteren und mittleren Einkommen endlich wieder spürbar steigen?»


Generelle Lohnanpassungen gefordert
Trotz der diesjährigen Reallohnerhöhung betrage der Lohnrückstand immer noch 2%, sagte Rechsteiner. Wichtig sei, dass die Lohnanpassungen generell erfolgten. Bislang hätten vom Aufschwung aber vor allem Topmanager und Aktionäre profitiert.


«Besonders schief in der Landschaft» liege, dass die Baumeister gerade bei dieser wirtschaftlichen Lage, den Gesamtarbeitsvertrag gekündigt hätten, sagte der SGB-Präsident. Da der Vertrag Ende September ausläuft hat die Unia für die Baubranche noch keine konkreten Lohnforderungen getroffen.


Extrazuschlag für Frauen
W eiterhin ungelöst ist für den SGB auch das Thema Lohngleichstellung. Die Löhne der Frauen sind zwar in den letzten Jahren stärker gestiegen als diejenigen der Männer, liegen aber immer noch auf tieferem Niveau. Trotz gleichwertiger Arbeit verdienen die Frauen laut dem SGB je nach Branche immer noch zwischen 10 und 15% weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen. Für die kommende Lohnrunde verlangen die Gewerkschaften deshalb «echte Fortschritte».


Zur Lohngleichstellung fordern einige SGB-Gewerkschaften eine zusätzliche Lohnerhöhung in der Grössenordnung von 1% für Frauen. Andere Gewerkschaften legen besonderen Wert auf die genaue Analyse der Löhne.


Erste gute Beispiele
Viele Unternehmen weigerten sich immer noch, die Frauenlöhne unter die Lupe zu nehmen, sagte Natalie Imboden, Unia-Branchenverantwortliche für die Lebensmittelindustrie. Mit dem Lohnüberprüfungsinstrument «logip» des Bundes steht den Betrieben laut Imboden ein einfaches, kostengünstiges und präzises Analyseinstrument zur Verfügung. «Wir haben die Instrumente. Jetzt müssen sie nur noch angewendet werden.»


Imboden konnte aber auch gute Beispiele vorführen: In den letzten Lohnverhandlungen wurden mit Coop, Wander, Camille Bloch oder Smedegaard bereits Lohnerhöhungen für Frauen erreicht. Zudem hatten zum Beispiel die Stadt und der Kanton Bern, Novartis oder das Informatikunternehmen BEDAG Lohnanalysen durchgeführt und die Löhne entsprechend angepasst.


Ein Eigentor?
Neben dem Gewerkschaftsbund hatte Anfang August bereits die andere grosse Dachorganisation, Travail.Suisse, Lohnerhöhungen von bis zu 4% verlangt. Den Arbeitgebern sind diese Forderungen zu hoch. «Dass es eine Lohnerhöhung gibt, ist in den allermeisten Branchen klar», sagte Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbands, der Nachrichtenagentur SDA. Eine Erhöhung von 3% werde da oder dort noch drin liegen, 4% seien an den meisten Orten aber nicht realistisch.


Mit überhöhten Forderungen würden die Gewerkschaften letzten Endes ein Eigentor schiessen, sagte Daum. «Es kann kaum im Sinn der Gewerkschaften sein, dass sich die Arbeit so verteuert, dass am Schluss weniger Beschäftigung entsteht.» (awp/mc/pg)

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