Rückversicherertreff in Monte Carlo vor Vertrags-Erneuerungsrunde

Nachdem die Rückversicherer in den vergangenen Jahren gegenüber ihren Kunden, den Versicherern, hohe Preise durchsetzen konnten, rechnet UniCredit-Analyst Lucio Di Geronimo dieses Mal mit einem Zusteuern auf einen «Gleichgewichtspreis». Die Preise für 2008 könnten für beide Seiten profitabel sein, sagt der Experte. Beim «Les Rendez-Vous de Septembre» vom 7. bis 13. September treffen Vertreter der Rückversicherer und der Versicherer zu Gesprächen und Verhandlungen zusammen.

Wirbelstürme als Argument
Dabei dürften die Rückversicherer nach den schweren Wirbelstürmen in der Mitte des Jahrzehnts nicht mehr ganz so starke Pfunde zum Wuchern haben. Dass mit «Dean» und «Felix» binnen kurzer Zeit zwei Hurrikane der Stärke 5 entstanden seien, würden sie in den Verhandlungen aber sicher dennoch als Argument nutzen, sagt Di Geronimo.

Grossschaden durch «Dean»
Die eigene Schadenbelastung durch «Dean», der im August über Jamaika und Mexiko gezogen war, schätzt der Branchenzweite Münchener Rück auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag. Der Branchenfünfte Hannover Rück legte sich bislang lediglich darauf fest, dass es sich um einen Grossschaden handelt – und damit mehr als fünf Millionen Euro an Belastungen zu erwarten sind. Den Schaden für den gesamten Versicherungsmarkt hatten die Münchener zuletzt auf 1 bis 2 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Nicht ohne Rückversicherer
Nach Ansicht von Di Geronimo sind auch die Kunden – die Versicherer – in einer starken Verhandlungsposition. Wenn ihnen die Preise für Rückversicherungsleistungen zu hoch seien, könnten sie die Risiken selbst zeichnen – oder zu Verbriefungsinstrumenten greifen. Dazu seien sie profitabel genug. Allerdings kämen sie ohne Inanspruchnahme einer Rückversicherung nicht aus.

Rückversicherer zielen stärker auf Profitabilität
Nach Ansicht der Rating-Agentur Moody`s dürften die starken Schwankungen der Rückversicherungspreise dieses Mal schwächer ausfallen als in vergangenen Abschwungphasen. Die Rückversicherer zielten stärker auf Profitabilität als auf hohe Prämien, sagt Moody`s-Experte Dominic Simpson.

Schwankungen nehmen ab
UniCredit-Experte Di Geronimo geht noch einen Schritt weiter: «Ich denke, dass wir die massiven Schwankungen in Zukunft nicht mehr sehen werden.» In der Vergangenheit, etwa in den 90er Jahren, hätten die Rückversicherer versucht, nach einem Jahr mit hohen Schadenkosten das Minus binnen zwei oder drei Jahren über höhere Preise wieder hereinzuholen. Die Risikokapital-Modelle, die nun angewandt würden, suchten eher nach dem «adäquaten Preis». So habe die Rendite auf das Risikokapital (RORAC) im Jahr 2006 bei etwa 20 Prozent gelegen, im Jahr 2007 rechnet er mit 18 Prozent. Die Abschlüsse für das kommende Jahr dürften auf ein RORAC von etwa 16 Prozent hinauslaufen. Und nach 2009 – mit etwa 15 Prozent – sei schon wieder eine Wende nach oben zu erwarten, sagt Di Geronimo.

Letzte Hochphase vorüber
Die letzte Hochphase ist jedenfalls vorüber. Die Rückversicherer hatten die Vertragspreise in den vergangenen Jahren teils kräftig nach oben geschraubt, da die Hurrikansaison 2004 und 2005 mit den Wirbelstürmen «Ivan» und «Katrina» ungewöhnlich heftig ausgefallen war. Im Jahr 2006 hätten die Rückversicherer ebenso wie im ersten Halbjahr 2007 gute Gewinne eingefahren, schreibt Moody`s. Die Bilanzen seien solide. (awp/mc/ar)

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