Kempinski Soma Bay: Die Halbinsel der Glückseligen

Kempinski Soma Bay: Die Halbinsel der Glückseligen

Von Helmuth Fuchs

Soma Bay – Nach einem ersten Besuch zur Eröffnung im 2010 liess sich erahnen, dass hier der perfekte Ort der Entspannung bei immerwährendem Sonnenschein nur gut fünf Reisestunden von Zürich entfernt entstehen könnte. Die Ahnung hat sich erfüllt.

Ägypten ist ein Land der extremen Gegensätze. Unglaubliche Armut und märchenhafter Reichtum, das Gedränge von 20 Millionen Menschen in Kairo und die Leere der Wüste, politische Ungewissheit und eine unerschütterliche Hoffnung des grossen Teiles der Bevölkerung auf eine bessere Zukunft. Selbstverständlich stellt sich immer die Frage, ob einen Reise in ein Land politischer Unsicherheit und lokaler religiöser Unruhen sinnvoll ist. Im Falle von Ägypten beschränkte sich die Eskalation der Unruhen auf einige wenige Punkte in der Millionen-Metropole Kairo. Darum herum und im Rest des Landes war davon nichts zu spüren und die Reise selbst verlief völlig problemlos.

Der ewige Sommer in der maurischen Zitadelle
Nach einem entspannten Flug über die verschneiten Gipfel der Alpen, Griechenland und Alexandria ans Rote Meer nach Hurghada werde ich vom Fahrer des Kempinski Hotels Soma Bay schon erwartet. Die Bettenburgen von Hurghada lassen wir links liegen und nach knapp 50 Minuten und einer angeregten Unterhaltung mit dem Fahrer passieren wir die Kontrollstation zur Halbinsel.

Kempinski Hotel Soma Bay AbendstimmungAbendstimmung im Kempinski Hotel Soma Bay.

Die Soma Bay ist eine Halbinsel der Glückseligen und das Kempinski ihre natürliche Heimat. Kairo und die Probleme sind weit weg. Wer hierher kommt vergisst schon beim Empfang alles, was schwer wiegt. Alles wird einem abgenommen, die Formalitäten werden aufs Wesentlichste beschränkt, damit der Gast sich sofort verwöhnen lassen kann. Die Hotelanlage ist einer maurischen Zitadelle nachempfunden. Die äussersten Häuser bilden die schützenden Mauern, die Innenanlage eröffnet eine von aussen nicht zu erahnende Oase. Bewusst wird nicht auf Grünfläche gesetzt, sondern auf den grössten Luxus, den die Wüste zu bieten hat: Wasser, und das gleich auf 7‘000 m2. Sieben verschiedene Pools, teilweise durch Kanäle miteinander verbunden, Wasserfälle, Lagunen und ruhige Nischen an kühlenden Teichen prägen das Bild. Die Vegetation bilden einheimische Palmen, Kakteen, Büsche und Pflanzen. Während sich in unseren Breitengraden je nach Höhenlage die Temperaturen Abends im einstelligen Bereich oder sogar nahe der Null-Grad-Grenze bewegen, strahlen an der Soma Bay auch Abends die Mauern noch die wohltuende Wärme des Tages ab. Tagsüber bewegte sich die Temperatur während der ganzen Woche gegen Ende des Oktobers an der Grenze zu 30 Grad, nachts ging sie zurück auf angenehme 20 Grad. Die Wassertemperatur des Roten Meeres lag konstant bei 27 Grad. Die Sonne scheint wenigsten 8 Stunden auch in den Wintermonaten, und dies ununterbrochen, Regen fällt praktisch nie.

Luxuriöse Leichtigkeit zum Wohlfühlen
Mein Zimmer mit Blick über die gesamte Anlage, zum Sandstrand, dem Meer, über die Bucht zur imposanten Gebirgskette ist für sich alleine schon ein unvergleichliches Erholungsprogramm. Jeden Abend geniesse ich auf dem Balkon die letzten Sonnenstrahlen bevor im schnellen Wechsel zur Nacht die gesamte Anlage in geheimnisvolle Lichtspiele gehüllt wird. Schlaf- und Arbeitsbereich sind mit klassisch elegantem Mobiliar ausgestattet. Lokale Noten bringen Raumteiler aus Holz, orientalisch gestaltete Lampen, Ornamente im Mauerwerk, die Farbwahl oder bestickte Bettdecken. Die Kombination westlicher und orientalischer Elemente verleiht den Räumen eine luxuriöse Leichtigkeit, in der man sich sofort wohl fühlt. Selbstverständlich fehlt auch die Ausstattung mit modernsten Kommunikationsmitteln nicht. Ein 94 cm Flachbildfernseher mit Satellitenkanälen (über 40 internationale Programme), internationales Direktwahltelefon mit Anrufbeantworter und WLAN sind Standard im Kempinski. Die Kabel-Internetverbindung im Zimmer funktioniert einwandfrei und ermöglicht ein unterbruchfreies Arbeiten, wann immer es nötig ist. Arbeiten sollte aber in diesem maurischen Palast ein eher zweitrangiges Vorhaben sein. Wer hierher kommt, sollte sich dem Genuss der Sonne, dem Tauchen, Golfen, Windsurfen oder Kite-Surfen hingeben. Das ganze Jahr sorgt ein konstant vom Land her wehender Wind mit vier bis acht Beaufort an den besten Surfplätzen für viel Spektakel. Dazu bietet die sandige, sehr flache Bucht ein perfektes Übungsgebiet für Anfänger und Profis.

Kempinski Hotel Somay Bay ZimmerZimmer im Kempinski Hotel Soma Bay.

Seit der Eröffnung im Frühjahr 2010 wurde die Hafenanlage mit Geschäften und Appartements weitgehend fertiggestellt. Damit erweitert sich das Einkaufs-und Freizeitangebot, geblieben ist die dem Ort eigene Gelassenheit und die Farbpracht des Meeres. Glasklares Wasser mit schimmernder und glitzernder Oberfläche in den unterschiedlichsten Blautönen, von Azur, Kobalt, Signal, Ultramarin bis zu Türkis. Wer dröhnende Tanzanlässe oder belebte Einkaufsstrassen sucht, wird in Hurghada fündig. Im Kempinski Hotel Soma Bay treffen sich die Gäste der etwas mehr als 300 Zimmer in einer überaus grosszügig gestalteten Lagunenlandschaft, einem der drei Restaurants, einer der Bars, dem Fitnesscenter oder am 400 Meter langen Hotelstrand. Immer ist der Gast umgeben von einer Atmosphäre wahrer Gastfreundschaft und enormer Grosszügigkeit.

Die absolute Ruhe der Gegenwelt
An die Soma Bay bin ich zum zweiten Mal wegen der Liebe gekommen, der Liebe zum Tauchen, die ich im Jahr zuvor an derselben Stelle entdeckte. Das Schweben im tiefen klaren Blau inmitten von zuvor nie erlebten Farbimpressionen, die Gegenwelt zu allem was ich bisher kannte, liess mich nicht mehr los. Dieses Mal wollte ich zum ersten Mal ein geschlossenes System ausprobieren, einen so genannten „Rebreather“. Die Luft beim Ausatmen endet hier nicht als Blasenteppich rund um den Taucher, sondern wird gereinigt und mit Sauerstoff angereichert wieder zum Atmen verwendet. Das geschlossene System ist technisch komplexer und die Notfallübungen werden komplizierter, da man einige zusätzliche Gefahren wie Hypoxie (Sauerstoff-Unterversorgung), Hyperoxie (Sauerstoff-Überversorgung) oder Hyperkapnie (zu hoher CO2-Gehalt im Blut) beachten und im Notfall bewältigen können muss. Dafür wird man mit kürzeren Erholungszeiten, längeren Tauchgängen (eigentlich längeren Nullzeiten) und einer fast absoluten Ruhe unter Wasser belohnt. Plötzlich findet man sich in Fischschwärmen wieder, die nicht wie üblich durch die Blasen der Taucher die Flucht ergreifen, sondern gelassen den schwarz-gelben Fremdkörper in ihrer Mitte mitschweben lassen. Der wohl grösste Nachteil ist die immense Suchtgefahr (zusätzlich zu derjenigen des normalen Sporttauchens).

JuwelenzackenbarschJuwelenzackenbarsch in der Soma Bay (Photo von Udo Kefrig).

Bild unten: Birga Weisert in ihrem Element.

Birga Weisert

Wer mit einem geschlossenen System tauchen will, muss vor allem eines: Alles Bekannte und Erlernte über Bord werfen und nochmals ganz von  vorne beginnen (ist in meinem Fall ganz einfach, gestandene Taucher tun sich etwas schwerer). Am besten geht das mit einer Tauchlehrerin, die eine  echte Passion für und eine lange Erfahrung mit Rebreather-Systemen hat. Birga Weisert vom Orca Dive Club an der Soma Bay ist ein Glücksfall. Wer  mit dem Vorurteil „Technik ist nicht so für Frauen“ radikal und für immer aufräumen möchte, hier bietet sich die beste Gelegenheit. Birga hat die verschiedene Systeme und deren Einzel- und Eigenheiten perfekt im Griff. Ich durfte mich mit dem AP Evolution auseinandersetzen. Zuerst einmal  viel Theorie, viel lesen, dann Zusammensetzen und Auseinandernehmen des Systems, Nitrox-Prüfung, nochmals viel lesen, bevor es dann ins Wasser  ging. Der Respekt vor der Technologie und die Szenarien von möglichen Störfällen lassen beim ersten Tauchgang den Genusslevel auf überschaubarer  Höhe. Vor allem die Tarierung wird zur Dauerbeschäftigung (geht nicht mehr über das Atemvolumen, nur noch über die Tarierjacke). Und doch  bekommt man sehr schnell eine Ahnung von der Faszination des CCR-Tauchens (Closed Circuit Rebreather). Jeder Tauchgang und jede gelungene  Übung steigern die Faszination. Birga versteht es meisterlich, sowohl Ruhe als auch Konzentration zu vermitteln, Anspannung in Spannung zu  wandeln und die Passion für das Tauchen mit geschlossenem System weiter zu geben. Und diese Passion hat zumindest in meinem Fall eine  ungeplante Nebenwirkung: Zuhause wäre ich am liebsten gleich wieder umgekehrt. Es dauerte mehr als eine Woche, bevor ich die  Entzugserscheinungen halbwegs in den Griff bekam und mit der Aussicht auf die nächsten Ferien wieder nach vorne zu schauen begann. Das ruhige Schweben in der Gegenwelt birgt in der Tat eine ungeahnte Suchtgefahr.

1001 Menus, himmlische Chutneys und ausserirdischer Essig
Viel körperliche Betätigung geht mit der Lust nach gutem Essen einher. Essen im Kempinski Soma Bay ist ein gesellschaftliches Ereignis offenbar nicht nur für die Hotelgäste. Obschon das Hotel selbst nicht einmal zur Hälfte belegt, ist die Terrasse jeden Abend praktisch ausgebucht. Hier versammelt sich abends zum Essen ein Multiversum unterschiedlichster Menschen. Ein babylonisches Sprachengewirr aus Arabisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Englisch, Italienisch und weiteren Idiomen. Familien mit Kindern, ältere Paare, frisch Verliebte U30, wettergegerbte Ü70. Allen gemeinsam ist der entspannte Genuss vor der arabischen Silhouette der weitläufigen Hotelanlage. Die Mitarbeitenden im Kempinski sind ausnahmslos enorm aufmerksam. Schon am zweiten Abend wird man am Eingang zum Restaurant mit Namen begrüsst, die Kellner haben sich die Getränkewahl des Vorabends auf wundersame Weise gemerkt (während ich mich selbst gerade noch knapp erinnern kann) und fragen, ob man diese wiederholen möchte oder Lust auf eine neue Entdeckung habe. Alle Mitarbeitenden bis hin zu den Gartenpfleger sprechen Englisch, viele auch einige Sätze Deutsch.

Buffet im Kempinski Hotel Soma Bay.

Nebst der ausgesuchten Lage, dem überaus freundlichen und aufmerksamen Service ist auch die hervorragende Qualität der Produkte und die aussergewöhnliche Leistung der Küchencrew für das ungetrübte Wohlbefinden der Gäste verantwortlich. An verschiedenen Stationen, an denen teilweise das Essen frisch zubereitet wird, findet sich für jeden Geschmack etwas. Typisch ägyptische Gerichte, leichte europäische Küche, immer mit Raffinesse und einem kleinen lokalen Touch. Das einzige Gericht, das während meines Aufenthaltes überhaupt nicht gelang, war eine Gemüselasagne. Dafür hätte ein italienischer Küchenchef eine Vendetta eingeleitet. Das wurde aber zum Beispiel durch die himmlischen Chutneys (Traube, Feigen, Mango, Pflaume, Süssmelone, Pfirsich, Apfel) mehr als wett gemacht. Wiederholt bestand mein Nachtisch aus frischem, knusprigen Baguette mit unterschiedlichen Chutneys. Und das bei der fast endlosen Auswahl von lokalen Süssgebacken, Cremen, wunderbarem Eis, Kuchen, Patisserie. Hier konnte hemmungslos kalorienmässig gesündigt werden, da man beim Hauptgang ohne Einbusse «leicht» speisen konnte. zum Beispiel Hühnerfleisch mit Humus, verschiedenartigen Erbsenpürees, marinierten Tomaten und geschmackvollem Reis. Dazu mehr als ein Dutzend unterschiedlicher Essigsorten. Hier 1001 Menus an ebenso vielen Abenden zusammenzustellen wäre ein Leichtes.

Der einzige Wermutstropfen
Während sich die Terrasse langsam leert, füllt sich die Bar, die Lobby. Die Wege zu den zahlreichen Pools und zum Meer nehmen die Menschen auf und führen sie ihren Wunschzielen zu. Die milde Abendluft wird von einem leichten Wind am Stillstand gehindert. Von der gegenüberliegenden Seite glitzern perlschnurförmige Lichterketten. Eine einheimische Formation spielt traditionelle Weisen, eine Bauchtänzerin gibt den Melodien und Rhythmen eine sichtbare Form. Wie in allen Weisen welche Jahrhunderte überdauern geht es um Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft, Enttäuschung, Trauer. Musik und Tanz sind die universale Sprache an diesem und folgenden Abenden. Das Kempinski Hotel Soma Bay ist eine Oase auf der Halbinsel der Glückseligen, der einzige Wermutstropfen der, dass man den Ort meistens zu bald wieder verlassen muss.

Kempinski Hotel Soma BayAusklang des Tages im Kempinski Hotel Soma Bay.

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