Finanzbranche zahlt weiterhin die höchsten Löhne

Finanzbranche zahlt weiterhin die höchsten Löhne

Neuenburg – Die Finanzwirtschaft zahlt in der Schweiz nach wie vor die höchsten Löhne. Im vergangenen Jahr lag der Medianlohn der Bankangestellten bei 9357 CHF im Monat. Der Medianlohn über alle Branchen hinweg betrug derweil 5979 CHF. Das ist ein Plus von 2,6% gegenüber 2008, wie aus der am Montag publizierten Lohnstrukturerhebung 2010 des Bundesamts für Statistik (BFS) hervorgeht. Der Medianlohn ist der Lohn, den genau die Hälfte der Arbeitnehmer erreicht oder überschreitet. Er unterscheidet sich vom Durchschnittslohn, der dem arithmetischen Mittel aller Löhne entspricht.

Die 10% der Arbeitnehmer mit den tiefsten Löhnen bezogen weniger als 3953 CHF, was einer Verbesserung um 2,6% gegenüber 2008 entspricht. Die bestgestellten 10% verdienten mehr als 10’833 CHF. Dieser Wert liegt 2,8% höher als zwei Jahre zuvor.

Weniger tiefbezahlte Stellen
Gleichzeitig nahm der Anteil jener Stellen, die mit weniger als 4000 CHF entgolten werden, von 12,4% im Jahr 2008 auf 10,7% im vergangenen Jahr ab. Besonders hoch ist der Anteil an Tieflohnstellen im Gastgewerbe, wo 43,9% der Angestellten weniger als 4000 CHF verdienen. Auch beim Medianlohn steht die Gastwirtschaft schlecht da: Mit 4106 CHF wird sie nur noch von der Kategorie persönliche Dienstleistungen (3698 CHF) unterboten. Am oberen Ende der Skala finden sich neben der Finanzwirtschaft die Pharmaindustrie (8941 CHF) und die öffentliche Verwaltung (8743 CHF).

Frauen verdienen noch immer markant weniger

Nur leicht verringert hat sich der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Dieser ging zwischen 2008 und 2010 von 19,3 auf 18,4% zurück. Für die Gewerkschaft Unia ist dies ungenügend. Werde das Tempo der Lohnangleichung nicht beschleunigt, müsse die Schweiz noch weitere 40 Jahre auf die Lohngleichheit warten, rechnete sie in einer Stellungnahme vom Montag vor. Die in Verfassung und Gesetz verankerte Lohngleichheit müsse endlich auch praktisch umgesetzt werde, fordert die Unia. Zu diesem Zweck müssten die Unternehmen ihr Lohngefüge systematisch überprüfen und am Lohngleichheitsdialog teilnehmen. Da dies bis jetzt aber erst 16 Unternehmen täten, sollten die Behörden den Druck auf die Unternehmen erhöhen, die Lohngleichheit zu respektieren.

Das BFS schrieb dazu, das Ungleichgewicht sei teilweise durch strukturelle Unterschiede, beispielsweise im Bezug auf das Anforderungsniveau der Arbeitsplätze oder die Anzahl Dienstjahre, zu erklären. Es lasse sich jedoch feststellen, dass auch bei gleichen Stellenprofilen das Lohnniveau der Frauen häufig unter demjenigen der Männer liege.

Gewerkschaftsbund kritisiert Boni

Nach Ansicht des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) zeigen die Zahlen des BFS, dass die Lohnschere in der Schweiz nach wie vor weit offen ist. Die Differenz zwischen den Löhnen von Angestellten und Topkadern habe sich zwar verringert, sei aber immer noch «extrem», schrieb der SGB in einer Mitteilung. Den Grund sieht der Gewerkschaftsbund in der Bonus-Politik der Unternehmen, mit der die Kader grosse Teile des Personalbudgets an sich selber ausschütteten. Allerdings haben sich die Boni in der Schweiz 2010 verringert. Der durchschnittliche Bonus belief sich gemäss der Lohnstrukturerhebung auf 13’188 CHF, was einem Rückgang um 13,4% gegenüber 2008 entspricht. Mit einem Durchschnitt von 35’700 CHF liegt die Finanzbranche auch hier an der Spitze. (awp/mc/upd/ps)

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