Eurozone: Neues Aufflammen der Schuldenkrise trübt Stimmung

Eurozone: Neues Aufflammen der Schuldenkrise trübt Stimmung

Brüssel – In der Eurozone hat sich die Wirtschaftsstimmung im April mit dem jüngsten Aufflammen der Euro-Schuldenkrise überraschend deutlich eingetrübt. Der Economic Sentiment Index (ESI) sei um 1,7 Punkten auf 92,8 Punkte gefallen, teilte die Europäische Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 94,2 Punkte gerechnet. In ersten Stellungnahmen befürchten Experten ein Übergreifen der Konjunkturflaute auf die Kernländer der Eurozone, sie bezeichneten den jüngsten Rückschlag bei der Wirtschaftsstimmung allerdings auch als eine «Momentaufnahme».

In allen Sektoren mit Ausnahme des Einzelhandels habe sich die Stimmung verschlechtert, hiess es weiter von der Kommission. Besonders deutlich waren die Rückgänge beim Industrie- und Dienstleistungsvertrauen. Der ESI folgt damit der zuletzt schwachen Entwicklung bei den Markit-Einkaufsmanagerindizes. Zudem trübte sich auch das Geschäftsklima der Eurozone im April deutlich ein. Der ebenfalls von der Kommission erstellte Business Climate Indicator (BCI) rutschte von revidiert minus 0,28 Punkten im Vormonat auf minus 0,52 Punkte. Der Indikator signalisiert damit einen Produktionsrückgang.

Experten: Rückgang besorgniserregend
In ersten Stellungnahmen bezeichneten Volkswirte vor allem den Rückgang des ESI als besorgniserregend. In den Indikator fliessen das Industrievertrauen mit 40 Prozent und das Dienstleistungsvertrauen mit 30 Prozent ein. Das Verbrauchervertrauen steuert 20 Prozent bei. Das Bauwirtschafts- und das Einzelhandelsvertrauen werden zu jeweils fünf Prozent gewichtet. Nach Einschätzung der Berenberg-Bank sorgte die erneute Zuspitzung der Krise in Spanien für den Rückgang des Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone. Der unerwartet deutliche Dämpfer werfe den Index auf seine Tiefstände vom Dezember zurück, schrieb Berenberg-Ökonom Christian Schulz. Die Daten zeigten, dass Spanien und Italien aufgrund der harten Sparpolitik vor einer schwierigen Phase stünden.

Finanzmärkte reagieren nervös
Die Postbank rechnet weiter mit einer Fortsetzung der angestossenen Reformen in den angeschlagenen Staaten der Eurozone. Die Krise sei noch lange nicht überstanden, hiess es weiter bei der Postbank. Bei den jüngsten Stimmungsdaten handele es aber «nur um eine Momentaufnahme». Die Finanzmärkte reagierten dennoch nervös auf die Veröffentlichung der schwachen Stimmung aus der Eurozone. Der Euro unterbrach umgehend seine Kurserholung und sackte in kurzer Zeit von einem Tageshoch bei 1,3263 US-Dollar auf ein Tief bei 1,3201 Dollar. Am frühen Nachmittag erholte sich die Gemeinschaftswährung wieder ein Stück weit und stand zuletzt bei 1,3210 Dollar.

Am Markt für deutsche Staatsanleihen legten die Kurse hingegen stark zu. Der richtungsweisende Bund-Future stieg um 0,50 Prozent auf 140,90 Punkte. (awp/mc/ps)

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