Volkswagen feiert Comeback im zweiten Quartal

Volkswagen feiert Comeback im zweiten Quartal
Martin Winterkorn, ehemaliger VW-Konzernchef.

Martin Winterkorn, Chef Volkswagen-Konzern.

Wolfsburg – Nach heftigen Gewinneinbrüchen zum Jahresstart hat Europas grösster Autobauer Volkswagen im zweiten Quartal die Kurve gekriegt und ist zurück auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Obwohl die Krise auf dem Heimatkontinent den Herstellern kaum Luft zum Atmen lässt, überraschten die Wolfsburger alle Experten mit mehr operativem Gewinn als vor einem Jahr. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente VW 3,44 Milliarden Euro nach 3,38 Milliarden im zweiten Quartal 2012. «Wir haben nach einem verhaltenen Jahresstart deutlich an Boden gutgemacht und in einem schwierigen Marktumfeld ein solides Ergebnis erzielt», sagte Konzernchef Martin Winterkorn am Mittwoch.

Damit hat VW nach sechs Monaten die Hälfte seines angepeilten operativen Gewinns von 11,5 Milliarden Euro erreicht. «Der Volkswagen-Konzern steht unverändert zu seinen Zielen für das laufende Geschäftsjahr», bekräftigte Winterkorn. Dazu gehören auch Zuwächse bei Umsatz und den Verkaufszahlen – die schienen aber im Gegensatz zum prognostizierten Gewinn ohnehin nie in Gefahr. Die Finanzwelt begrüsste die Zahlen. «Der Volkswagen-Konzern spielt nach wie vor in seiner eigenen Liga», lobte etwa NordLB-Analyst Frank Schwope. Die VW-Vorzugsaktie lag am Mittag im Dax noch gut 0,5 Prozent im Plus.

Porsche und China halten VW auf Kurs
Dass es auch auf der Ergebnisseite wieder besser aussieht, haben die Niedersachsen vor allem ihrer jüngsten Tochter Porsche und ihrem boomenden Chinageschäft zu verdanken. Die Sportwagenschmiede steuerte seit Januar knapp 1,3 Milliarden Euro operativen Gewinn bei – und schlüpfte dabei erst im August 2012 komplett unter das Konzerndach. Vorher flossen die Gewinne noch gar nicht in das operative Ergebnis ein – insofern sind die Halbjahresgewinne eigentlich nur bedingt vergleichbar. Klar ist aber: Porsche zieht. Die Schwaben kommen mit ihren 78 000 Autos zum Halbjahr fast auf so viel Ebit-Beitrag wie die Kernmarke VW-Pkw, die im selben Zeitraum fast 2,4 Millionen Fahrzeuge losschlug und damit knapp 1,5 Milliarden Euro Ebit erreichte.

Volkswagens mit Abstand grösster Einzelmarkt China warf in diesem Jahr bislang 2,34 Milliarden Euro für den Konzern ab. Dieses Geld findet sich wegen der Geschäftsstruktur der deutsch-chinesischen Gemeinschaftsunternehmen aber nur im Finanzergebnis der Wolfsburger wieder und treibt nicht den operativen Gewinn nach oben. Dafür treibt China den Konzernabsatz: Mit 1,54 Millionen Autos legten die Verkäufe bis Juni um fast ein Fünftel zu. Dadurch kletterte auch die weltweiten Auslieferungen um gut fünf Prozent (4,8 Millionen).

Krise in Europa belastet weiter
Dagegen spürt Volkswagens Kernmarke VW mit Modellen wie dem Golf oder Passat die Krise in Europa an allen Ecken und Enden. Mit knapp 1,5 Milliarden Euro lag ihr operativer Gewinn im ersten Halbjahr rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Im ersten Quartal war er sogar um rund die Hälfte eingebrochen. Die Vertriebskosten, die den Trend zu Rabatten widerspiegeln, liegen rund 700 Millionen Euro über dem Niveau der ersten Jahreshälfte 2012.

Auch die Schwestermarke Audi büsste trotz satter Zuwächse beim Absatz Gewinn ein. Auch dort wird zur Erklärung auf den Rabattdruck verwiesen; der Konzern könne sich dem intensiven Wettbewerb und den daraus resultierenden Belastungen nicht vollständig entziehen.

Konkurrent Toyota will angeblich 10-Millionen-Marke knacken
Auftrieb gibt indes das Baukastensystem MQB, durch das VW die Bauteile seiner Autos angleicht und damit Produktions- und Entwicklungskosten drückt. Die Ersparnisse aus diesen einheitlichen Plattformen sollen sich im Jahresverlauf weiter erhöhen. Die Kostenvorteile braucht Volkswagen auf dem angestrebten Weg an die Spitze der weltweiten Autobranche. Bis 2018 wollen die Wolfsburger Spitzenreiter Toyota und Verfolger General Motors überholt haben.

Doch die Konkurrenz schläft nicht: Toyota will unbestätigten Meldungen zufolge noch dieses Jahr eine Schallmauer der Branche durchbrechen und erstmals mehr als 10 Millionen Autos produzieren. VW hatte sich diese Marke für 2018 beim Absatz gesetzt – Konzernchef Winterkorn deutete jedoch bereits an, dass die Marke früher fallen könne. Mit einem neuen Langfrist-Ziel hält sich VW bislang zurück. (awp/mc/upd/ps)

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