CSL baut Werk in Lengnau BE und schafft 300 neue Arbeitsplätze

CSL baut Werk in Lengnau BE und schafft 300 neue Arbeitsplätze

Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der CSL Behring AG in Bern.

Bern – Der weltweit tätige Biotech-Konzern CSL Behring baut seine neue Produktionsanlage in Lengnau bei Biel. Er schafft damit am Jürasüdfuss mehrere hundert neue Arbeitsplätze. Der Kanton Bern feiert die Ansiedlung als spektakulären Erfolg.

Denn ursprünglich buhlten 45 Standorte in aller Welt ums das neue CSL-Werk. In der Endausmarchung setzte sich Lengnau gegen Singapur durch. Sogar Bundesrat Johann Schneider-Ammann setzte sich für den Standort im Berner Seeland ein und empfing eine CSL-Delegation in Bern.

Der Wirtschaftsminister wertete den Standortentscheid am Donnerstag als «positives Signal für den Industriestandort Schweiz». Er stelle mit Genugtuung fest, «dass wir einem internationalen Konzern für ein strategisches Projekt attraktive Rahmenbedingungen bieten können», erklärte Schneider-Ammann in einem Communiqué.

Zweieinhalb Jahre hätten die Verhandlungen gedauert, sagte der bernische Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher vor den Medien. Dass der Kanton dem Konzern den Entscheid mit Steuergeschenken erleichterte, dementierte er nicht.

In welchem Umfang CSL Behring von Steuerrabatten und anderen Vorteilen profitiert, wollte Rickenbacher aber nicht sagen. Ob in dem Dossier ein Entscheid des Gesamtregierungsrats nötig war, liess er ebenfalls offen. Er räumte lediglich ein, das Geschäft sei am Mittwoch an der Regierungssitzung traktandiert gewesen.

Zuschlag trotz SVP-Initiative
Rickenbacher wies darauf hin, dass es im Verlauf der Verhandlungen auch schwierige Momente gegeben habe. Besonders das Ja des Schweizervolks zur SVP-Zuwanderungsinitiative sei wenig hilfreich gewesen. Der australische Mutterkonzern habe sich schon tags darauf, am 10. Februar, erkundigt, was dieser Entscheid genau bedeute.

Rickenbacher und Schneider-Ammann gelang es offensichtlich, die Zweifel zu zerstreuen. «Das brauchte erhebliche Überzeugungskraft», sagte Rickenbacher.

Er habe den Australiern versichert, dass die Schweiz in den letzten hundert Jahren die Volksentscheide immer vernünftig umgesetzt habe. Auch diesmal werde sich eine Lösung finden, damit Unternehmen wie die CSL Behring die benötigten Fachkräfte auch erhielten.

Zweiter Berner Standort
Die zum australischen Mutterhaus CSL Limited gehörende CSL Behring hat heute schon einen Standort in Bern. Im Stadtberner Wankdorf-Quartier beschäftigt das Unternehmen gut 1250 Personen und produziert plasmabasierte Therapeutika zur Behandlung seltener Krankheiten.

Der Berner Chef Uwe Jocham leitete auch die Evaluation des neuen Standorts. «In Lengnau bauen wir eine Produktionsanlage für Blutgerinnungsfaktoren, die nicht aus Plasma gewonnen, sondern mit rekombinanter Therapie hergestellt werden», sagte Jocham.

Der neue Standort werde Investitionen von mehreren hundert Millionen Dollar innert fünf Jahren auslösen. Mit den Bauarbeiten möchte CSL Anfang des kommenden Jahres beginnen.

Von den Burgern wird die CSL Behring 120’000 Quadratmeter Land im Baurecht erwerben. Das entspricht der Fläche von etwa 17 Fussballfeldern. Damit gebe es auch die Möglichkeit für spätere Ausbauschritte, sagte Jocham.

CSL statt Nespresso
Das Land befindet sich bereits in der Industriezone. Ursprünglich war es im Rennen für die neue Fabrikationsanlage von Nespresso. Der Kaffeekapsel-Hersteller entschied sich dann für Romont FR. Im Gegenzug stach Lengnau bei der CSL Behring nun auch Freiburger Standorte aus, wie an der Pressekonferenz zu erfahren war. (awp/mc/ps)

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