Kartellbusse über 100 Mio Euro gegen Bell ausgesprochen

Kartellbusse über 100 Mio Euro gegen Bell ausgesprochen
(Foto: Bell)

Zürich – Der Fleischverarbeiter Bell bekommt vom deutschen Kartellamt wegen Preisabsprachen eine Busse in dreistelliger Millionenhöhe aufgebrummt. In der Chefetage sorgt dies nicht für Panik, man will sich gegen die Vorwürfe wehren. An der Börse sind die Aktien aber unter Druck gekommen.

Gegen die deutsche Bell-Tochter sei von der Behörde ein Bussgeld von rund 100 Mio Euro verhängt worden, teilte Bell mit. Konkret habe das deutsche Bundeskartellamt gegen die ehemalige Zimbo Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG sowie die Abraham GmbH wegen unerlaubter Preiskoordinierung ermittelt. Bell hatte 2008 die Mehrheit an Zimbo und Anfang 2009 die Mehrheit am Schinkenspezialisten Abraham übernommen. Im September 2012 wurden die beiden Unternehmen zu Bell Deutschland fusioniert, gegen welche sich die Busse nun richtet.

«Wir sind gelassen»
«Wir nehmen die Busse relativ gelassen», erklärte Finanzchef Martin Gysin gegenüber AWP. Die Vorwürfe seien ungerechtfertigt. Nun werde man den Fall vor das zuständige Oberlandesgericht in Düsseldorf und nötigenfalls noch über weitere Instanzen ziehen, so Gysin weiter. «Wir sind auf jeden Fall zuversichtlich».

Laut der Mitteilung hält Bell die Entscheidung des Kartellamts für sachlich falsch und rechtlich verfehlt. Insbesondere würden sich die Vorwürfe auf einen Zeitraum vor der Übernahme von Zimbo und Abraham beziehen. Die Bussgeldhöhe sei zudem in einer margenschwachen Industrie gänzlich unverhältnismässig. 100 Mio EUR sind für Bell wahrlich kein Pappenstiel: Der Fleischverarbeiter erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013 bei einem Umsatz von 2,62 Mrd CHF einen Reingewinn von 76,6 Mio.

Bussen von insgesamt 338 Mio Euro
Wegen verbotener Preisabsprachen verhängte das deutsche Kartellamt am Dienstag Geldbussen von insgesamt gut 338 Mio EUR gegen 21 Wursthersteller, darunter neben Bell auch Marken wie Böklunder, Herta, Meica, Rügenwalder und Wiesenhof. Auf die Höhe der Busse angesprochen erklärte Bell-CFO Gysin, dass dies nicht die Schwere des Vergehens ausdrücke, sondern sich auf den Marktanteil beziehe.

Keine Rückstellungen
Rückstellungen hat Bell laut Gysin für die Busse keine gebildet. «Und das werden wir auch nicht tun», gab sich der CFO siegessicher. Die Gewinnentwicklung 2014 werde von der Sache nicht beeinflusst. Dementsprechend bestätigte der Bell-Finanzchef gegenüber AWP die Guidance 2014. Das Management geht folglich weiterhin davon aus, ein besseres Resultat als 2013 zu erzielen.

An der Schweizer Börse sind die Papiere von Bell allerdings stark unter Druck. Um 15.55 Uhr notieren sie 6,6% tiefer bei 2’325 CHF. (awp/mc/pg)

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