Verschärfte Sanktionen treffen Russlands Aktienmarkt hart

Verschärfte Sanktionen treffen Russlands Aktienmarkt hart
Handelsraum der Moscow Exchange.

Handelsraum der Moscow Exchange.

Moskau – Verschärfte Sanktionen der USA und der EU gegen Russland in der Ukraine-Krise haben den Aktienmarkt in Moskau hart getroffen. Der RTS-Interfax-Börsenindex fiel am Donnerstag in der Spitze um bis zu 3,7 Prozent und lag damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang Juni. Die Staatsanleihen des Landes gerieten ebenfalls unter Druck. Der Rubel verlor gegenüber dem Euro und dem Dollar deutlich an Wert. Die Zuspitzung der Lage in der Ukraine belastete zunächst auch den deutschen Aktienmarkt, der später wieder aufholte. Dort standen die Kurse der Energiekonzerne RWE und Eon sowie der besonders in Russland engagierten Handelskette Metro zeitweise unter Druck.

Der EU-Gipfel in Brüssel hatte erstmals Sanktionen gegen russische Unternehmen beschlossen, wenn diese zur Destabilisierung der Ukraine beitrügen. Die Union werde auch prüfen, ob milliardenschwere Oligarchen oder Konzerne, die die Annexion der Krim unterstützen, auf die schwarze Liste kommen, hiess es in einer Gipfelerklärung. Die USA belegten unter anderem den staatlich kontrollierten russischen Erdöl-Riesen Rosneft und den weltbekannten Waffenhersteller Kalaschnikow mit Sanktionen.

Aktien des Versorgers Rosneft sackten in Moskau um knapp fünf Prozent ab und waren damit einer der grössten Verlierer. Der Kurs des Gasproduzenten Novatek, der ebenfalls auf der Sanktionsliste der USA steht, fiel um mehr als viereinhalb Prozent.

Russische Staatsanleihen unter Druck
Auch russische Staatsanleihen gaben spürbar nach, im Gegenzug legten die Renditen und der Risikoaufschlag zu anderen als besonders sicher geltenden Wertpapieren zu. Der Zins für zehnjährige Schuldtitel Russlands stieg mit 8,9 Prozent zeitweise auf den höchsten Stand seit Anfang Mai. Die Preise für Ausfallversicherungen auf Staatsanleihen (CDS) legten ebenfalls zu.

Die von den EU-Sanktionen betroffenen russischen Unternehmen dürfen keine Geschäfte mehr mit EU-Konzernen machen und können nicht mehr über Vermögenswerte in der EU verfügen. Anzahl und Namen der Firmen blieben zunächst offen.

«Deutsch-russische Handelsbeziehungen beeinträchtigt»
Unter den verschärften Sanktionen gegen Russland wird nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbandes des Deutschen Gross- und Aussenhandels (BGA), Anton F. Börner, auch die deutsche Wirtschaft zu leiden haben. «Selbstverständlich haben die aktuellen Sanktionsverschärfungen zur Folge, dass die deutsch-russischen Handelsbeziehungen weiter beeinträchtigt werden», sagte Börner «Handelsblatt Online».

Mit der Öl- und Gasindustrie werde eine der wenigen Branchen ins Visier genommen, in denen Russland weltmarktfähig sei. «Wenn die Einnahmen aus diesem Sektor einbrechen sollten, wird Russland auch über weniger Devisen für den Kauf deutscher Produkte, etwa für Maschinen und Anlagen verfügen, worunter dann die deutschen Hersteller leiden.» (awp/mc/upd/ps)

 

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