Michael Hartweg, Deputy CEO Leonteq

Michael Hartweg, Deputy CEO Leonteq

Michael Hartweg, Deputy CEO Leonteq AG. (Foto: payoff)

Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.

payoff im Gespräch mit Michael Hartweg, Deputy CEO Leonteq AG, über die Hintergründe der neuen Smart Data Initiative, mehr Kundennutzen, Aufholpotenzial in der Branche und das Büro im Silicon Valley.

payoff: Herr Hartweg, Sie sind der neue Kopf der Leonteqs Smart Data Initiative. Hat Sie die direkte Nachbarschaft zu Google inspiriert?

Michael Hartweg: Die technologischen Innovationen von Google und anderen Technologie-Unternehmen inspirieren natürlich, wenn auch nur indirekt. Auch der Austausch mit Technologievorreitern am Leonteq Day oder anderen Anlässen haben Anstösse gegeben. Der Impuls ist aber intern erfolgt. Angetrieben durch das Bestreben, unseren Service unseren Kunden gegenüber auch durch Innovationen stetig zu erweitern, fördern wir den ständigen Dialog zwischen unseren Front-Mitarbeitern und unseren Top-Entwicklern – hieraus entstanden die Ideen zur neuen Initiative.

Wie lässt sich die Initiative in wenigen Worten erklären?

Wir setzen den Fokus auf die Entscheidungsphase im Anlageprozess; hier gibt es in der Branche noch am meisten Aufholpotenzial. Es ist nicht einfach, aus der Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten genau das geeignete Produkt zu seiner jeweiligen Anlagestrategie zu finden. Durch die Aufbereitung von Daten und mithilfe unserer hochperformanten analytischen Fähigkeiten wollen wir diese Lücken schliessen. Dies kann unter Umständen das Rendite-Risiko-Profil des Kunden erheblich verbessern. Die Risikobeurteilung und der Anlageentscheid bleiben natürlich trotzdem immer Sache des Kunden.

Das Ziel geht in die Richtung, Denkmuster von Anlegern zu analysieren und zu visualisieren?

Ja, in diese Richtung geht es — wir wollen Mehrwertschöpfung für die Kunden selbst. Anlagekunden haben in der Regel einen Investmentsektor oder ein Thema im Kopf und suchen passende Produkte dazu. So kann ein Anleger bei uns 100‘000 Produktkombinationen in zehn Sekunden berechnen lassen. Dann hat er zwar ein Ergebnis, aber oftmals natürlich ein «isoliertes». Dank Smart Data können Anleger künftig wesentlich besser erkennen, welche Anlagemöglichkeiten zur Investmentidee passen könnten.

«Diese Möglichkeiten ungenutzt verstreichen zu lassen, könnte ich mir nicht verzeihen.»
Michael Hartweg, Deputy CEO Leonteq AG

Die Geschäftsleitung freiwillig zu verlassen, um ein völlig neues IT-Venture zu leiten, hätten wahrscheinlich nur wenige gewagt. Was fasziniert Sie persönlich am Projekt?

Persönlich musste ich feststellen, dass es schwierig ist, in einer operativen Verantwortung Teile des Tagesgeschäfts zu leiten und gleichzeitig strategische Innovationsprojekte voranzutreiben. Smart Data ist eine spannende Initiative, die konsequent auf der Kernidee von Leonteq aufbaut und die wir zusammen mit unseren hochqualifizierten Mitarbeitenden umsetzen wollen. Wir haben eine Plattform gebaut, die wir noch vielseitiger zum Nutzen des Kunden einsetzen können. Diese Möglichkeiten ungenutzt verstreichen zu lassen, könnte ich mir nicht verzeihen.

Welche Schritte sind nun konkret die nächsten Monate geplant?

Wir wollen die Tools und Services, die wir im Smart Data-Kontext entwickeln und teilweise bereits intern im Einsatz haben, nun schrittweise auch vermehrt über den Constructor direkt unseren Kunden und Partnern zur Verfügung stellen und weiter ausbauen.

Arbeiten Sie mit externen Firmen zusammen?

Wir überlegen, in Teilbereichen gezielt auch mit externen Firmen zusammenzuarbeiten; erste Gespräche hierzu laufen.

Um die genannten, bisher unsystematisch verfügbaren Datenmengen gezielt zu verarbeiten und anonymisiert zu veröffentlichen bzw. zur Verfügung zu stellen, bedarf es der Einwilligung ihrer Kunden, oder?

Die regelmässige Überwachung der Datennutzung und -verarbeitung im Zusammenhang mit der Smart Data-Initiative stellt sicher, dass jederzeit sämtliche gesetzliche Vorschriften erfüllt sind. Allfällige notwendige Änderungen an den Geschäftsbedingungen werden rechtzeitig vorgenommen.

Mit welchen Mehrwerten überzeugen Sie die Kunden, ihre Daten bearbeitbar zu machen?

Der Kunde erhält Zugang zu einem neuen einzigartigen Service. Er kann mittels der neuen Serviceelemente eine besser informierte und deutlich schnellere Investmententscheidung treffen. Dies kann auf Kundenseite zu einer Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils, einer deutlich optimierten Portfoliodiversifikation und einer signifikanten Zeitersparnis führen.

Denkt die Smart Data-Initiative bereits heute auch über die Produktgattung der Strukturierten Produkte hinaus und plant die Datenanalyse von anderen Handelsplätzen (ausser dem eigenen Constructor)?

Es ist denkbar, dass wir auch im Web öffentlich verfügbare Informationen in Betracht ziehen. Das ist aber derzeit nicht Gegenstand des Plans und wir konzentrieren uns aktuell auf die Leonteq-Plattform.

Auch für Leonteq gelten die Regeln der Marktwirtschaft. Welchen betriebswirtschaftlichen Nutzen erwarten Sie sich durch die Smart Data Tools?

Wir erhoffen uns eine weitere Stärkung der White-labeling-Strategie, indem wir diese Services für all unsere White-labeling-Partner und damit für alle Emittenten, die die Wertschöpfungskette an uns ausgegliedert haben, konsistent in derselben Art und Weise liefern können. Ausserdem erwarten wir durch den erweiterten Servicekatalog, weitere neue Kunden bei gleichzeitiger Stabilität der Margen für uns zu gewinnen. Längerfristig sollte sich dies positiv auf die Erträge auswirken.

«Längerfristig sollte sich das Smart Data-Projekt positiv auf die Erträge auswirken.»

Abschliessend: Wie steht es im Rahmen des Zukunftsprojekts um eine Repräsentanz von Leonteq im Silicon Valley?

[lacht] Das ist aktuell nicht geplant. Die Welt ist heute so weit global vernetzt, dass man gerade im Technologiebereich von überall aus erfolgreich sein kann.

Herzlichen Dank!

Der Gesprächspartner:  Michael Hartweg (Jahrgang 1972) begann seine berufliche Laufbahn bei der Commerzbank AG in Frankfurt. Dort unterstützte er zunächst die Structuring Division im Bereich Strukturierung diverser Fixed Income und Equity-Linked Exotic und Flow Derivative-Produkte. Anschliessend arbeitete Michael Hartweg als Head of Certificates Trading am Aufbau der Handelsplattform für verbriefte Derivate. In dieser Funktion war er für Index-, Basket- und Turbo-Zertifikate verantwortlich und entwickelte Strategie- und Fonds-Indizes. Michael Hartweg arbeitete über fünf Jahre für die Commerzbank, bis er Head of Trading Securitized Structured Products für Europa von Goldman Sachs in London wurde. Als registrierter Händler für SIX, Eurex und XETRA entwickelte er eine Handelsplattform für strukturierte Multi-Asset-Verbriefungsprodukte mit Fokus auf Preisbildung, Trading, Sales Trading und Flow Management in Echtzeit. Im April 2007 beendete er seine Tätigkeiten bei Goldman Sachs, um Leonteq Securities mitzugründen. Michael Hartweg hält ein Diplom in Wirtschaftsingenieurwesen der Technischen Universität Karlsruhe.

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